Die soziale Organisation von Prozessen des Alterns im Betrieb: Überlegungen zum Sozialisationspotential betrieblicher Probleme im mittleren Erwachsenenalter für den psycho-sozialen Prozeß des Alterns
In: Ältere Arbeitnehmer zwischen Unternehmensinteressen und Sozialpolitik, p. 87-116
Altern ist ein Prozeß der "Interaktion natürlicher, sozialer und psychischer Prozesse". Eine Soziogenese des Alterns hat die durch die industriellen Beziehungen definierten sozialen Lebensbedingungen zu berücksichtigen. Hier üben vor allem im mittleren Erwachsenenalter die "betrieblichen Strategien der Leistungsschöpfung" über die Erzeugung spezifischer Problemlagen und Risiken Sozialisationseffekte aus, die "für den weiteren beruflichen Lebenslauf und damit für den Altersprozeß bedeutsam sind". Sie tragen bei zum Prozeß des Alterns verstanden als eine "leistungsbezogene Reduktion der Aktivitäten". Altersselektive Effekte solcher Strategien werden hervorgerufen durch (1) kontinuierlich hohe Leistungsanforderungen, (2) Rationalisierungsprozesse und (3) die betriebliche Personalpolitik. Altersselektive Effekte für die soziale Organisation von Prozessen des Alterns können auf der Leistungsdimension typologisch unterschieden werden in (1) Leistungsminderung durch Arbeitsintensivierung, vor allem bei niedrig qualifizierten Arbeitnehmern; (2) Enttäuschung der Karriereaspirationen, vor allem im mittleren Angestelltenbereich; (3) Entqualifizierung infolge technisch-organisatorischen Wandels (mittelqualifizierte Arbeiter und Angestellte). Dequalifizierung, stagnierendes Einkommen und Statusminderung im mittleren Erwachsenenalter stellen sich für die Betroffenen als "Einleitung vielfältiger Enttäuschung" dar. Sie leiten einen Prozeß der Ohnmachtserfahrungen sowie der Erfahrung von Fremdbestimmung und "Vergeblichkeit individueller Anstrengung" ein. (IB)