(De-)constructing conflict: a focused review of war and peace journalism
In: Conflict & communication online, Band 5, Heft 2, S. 19
ISSN: 1618-0747
"Diese Übersicht über Medien, Konfliktliteratur sowie Fallstudien zur Medienberichterstattung über Frieden bietet eine Orientierung für Friedensjournalisten. Viele Studien zeigen, dass die Medien selten neutral über Konflikte berichten. Humanpsychologie, journalistische Normen und strukturelle Einschränkungen halten die Medien von einer komplexen historischen Berichterstattung über Gewalt ab. Die begrenzte systematische Forschung zur Medienberichterstattung über Frieden reicht nicht aus, um auf den vorherrschenden Kriegsjournalismus reagieren zu können. Eine Fallstudie der Berichterstattung von The Washington Report über Friedensinitiativen des Mittleren Ostens weist auf Probleme in der Medienberichterstattung über Frieden hin. Sie lässt fünf Trends der Presseorientierungen erkennen. Demnach sind Friedensinitiativen: 1. politische Manöver und strategische Stellungnahme, 2. rhetorische Spiele, um hartnäckige Unterschiede zu verschleiern, 3. eine Charade unter Spielern mit geringem Glauben an ihren Erfolg, 4. fragil und unbeständig und 5. eine Übung in Doppelzüngigkeit und Verzerrung. Friedensjournalisten nutzen die Medien entweder in einer aktivistischen Funktion oder betreiben Friedensjournalismus als objektiven Qualitätsjournalismus, der unterrepräsentierte Perspektiven mit berücksichtigt, um tiefere und breitere Informationen zu liefern. Diese Zuordnung reflektiert seit langer Zeit bestehende ideologische Ziele im Gebiet der Konfliktstudien, Friedensstudien und Konfliktlösung. In diesem Sinn diskutieren ökonomische Wissenschaftler auch die Beeinflussung der Medien durch Industriestrukturen und Profitdenken, wodurch die Mächtigen bevorzugt und das Potential für Veränderung eingeschränkt werden. Das Propagandamodell der Medien zeigt, dass friedensjournalistische Initiativen wirkungslos sind, da die Medien ein Sprachrohr der Regierung darstellen. Es wird behauptet, dass die Situation der Welt nach dem Kalten Krieg Qualitätsjournalismus unterdrückt und lokale Medien ineffiziente begrenzte Plattformen zu Verbreitung alternativer Ideen darstellen. Kritische Wissenschaftler betrachten Friedensjournalismus als fehlerhaft, unwirksam oder von vornherein zum Scheitern verurteilt. Medientexte können jedoch vielfältig interpretiert werden; Risse im Monolith bieten Gelegenheiten für Reformen. Friedensjournalismus muss tief verwurzelte professionelle Muster, strukturellen und finanziellen Druck und psychologische Reaktionen, die eine reaktive, nationalistische Berichterstattung fördern, verändern. Friedensjournalisten müssen gut zuhören, 'den anderen' mehr Gehör schenken und dieses neue Verständnis begreifen und verinnerlichen, um die Verbindungen zwischen Identität und Feindschaft zu überwinden. Effektiver Friedensjournalismus muss ein Journalismus symbolischer Annäherung sein. Er muss Journalisten als menschliche Wesen erkennen, die dem gleichen sozialen, politischen, religiösen und nationalistischen Druck ausgesetzt sind wie alle Menschen. Restrukturierung und Umschulung als Mittel zur Befreiung unabhängiger Medien und Journalisten von ökonomischem und politischem Druck sind bedenklich. Der Schlüssel liegt in einer pluralistischen Verteilung von Besitz, Strukturen und Einkünften. Training muss Journalisten gegen automatische Reaktionen auf Angst und Gewalt impfen. Friedensjournalismus muss das Bewusstsein für die verschiedenen Identitäten und Realitäten der Konfliktparteien, die Subjektivität und Kontextabhängigkeit der Ursachen und die Falle des Dualismus beinhalten." (Autorenreferat)