Mit dieser kommentierten und bebilderten Dokumentation von Selbstzeugnissen legt die Autorin ein Panorama des Kinderlebens vom 16. bis zum 19. Jahrhundert vor, das in seiner Reichhaltigkeit und Unkonventionalität einziartig für die deutsche Geschichte der Kindheit ist.
Der Ernährungsbericht, den die "Deutsche Gesellschaft für Ernährung" der Verbraucherministerin Renate Künast im Dezember vergangenen Jahres überreichte, hat nicht die Unterernährung von Kindern, Müttern und Armen zum Thema, wie vergleichbare Expertisen aus den vergangenen ein- oder zweihundert Jahren, sondern den Überfluss. Im "Schlaraffenland" ist Wertigkeit ein puritanischer Effekt, welcher heute aber nicht mehr Verzicht auf Genuss, sondern vermehrten Genuss nach Regeln meint, deren Befolgung sehr teuer kommt. Es ist ein Luxuskonsum mit einem Minuszeichen davor, aber um Luxus handelt es sich ohne Zweifel. Der Nachweis dafür wird heute nicht mehr durch die zur Schau gestellte Verschwendung von Geld und Material erbracht, denn der neue Slogan "Geiz ist geil" und das Schnäppchenjagdglück befriedigt den avancierten Käufer mehr als das ostentative Verschleudern von Geld. Nur in einer Gesellschaft des absoluten Mangels konnte man mit Verschwendung Eindruck machen. Heute darf man, ganz im Gegenteil, nur dann endlos über Preise reden, wenn es Schnäppchenpreise waren. Alles andere wäre vulgär. - Dies sind Eindrücke und Vermutungen, denn die Konsum- und Konsumentenforschung steckt noch in den Anfängen. Eine nötige Hermeneutik des Wohlstands jenseits der sogenannten Sättigungsgrenze ist eine so neue und immer noch fast unglaubliche Sache, dass sie sich bisher gegen das historische Schema der Ausbeutung und der Rechtlosigkeit der Massen nicht hat durchsetzen können. (ICI2)
Der Essay diskutiert einige Aspekte im Verhältnis politisch identifizierbarer Generationen in der BRD. Die gegenwärtige Golf-Generation hat sich früh, ohne die Utopien der Achtundsechziger, der K-Gruppen, der Parteien und Gewerkschaften auf "Durch- und Überblick" eingestellt. Politisch arbeiten und dann auch denken, wie es bei den 68ern hieß, sich auch einmal für etwas zu engagieren, all das ist - trotz Luhmanns Anleitung zum Systemdenken mit seinen Angeboten an ironischer Distanz - bei den Jüngeren nicht hoffähig geworden. Schröder und Rot-Grün sind daher auch nicht wegen ihrer Visionen, allenfalls wegen einiger Ideen gewählt worden. Die Attraktion von Schröder beruht auf seiner Gabe, eine immer alltäglichere und kleinteiligere Politik durch seine Person plötzlich wieder mit einem gewissen Glanz versehen zu haben. Die Autorin beschreibt dies so: "Der Mann ist kein Pflichtmensch und kein kalter Strippenzieher; andererseits ist er an persönlicher Macht und Geld und anderen Gratifikationen nach allem, was auch seine schärfsten Kritiker sagen, nicht interessiert. Der Mann tut einfach gern, was er tut." (ICA2)