Thünen-Wissenschaftler Sanders fordert mehr Beteiligung von Wirtschaftsakteuren und der Zivilgesellschaft - Mehr Nachfrage nach Ökoprodukten, bessere Honorierung von Umweltleistungen sowie mehr Beratung, Bildung und Forschung als entscheidende Faktoren für weiteres Wachstum - Wirtschaftlichkeit ein ausschlaggebendes Kriterium für die Umstellung - Klimaschutz, biologische Vielfalt und tierwohl als Treiber.
Der ökologische Landbau ist eine besonders nachhaltige Wirtschaftsform, die zur Bewältigung der umwelt- und ressourcenpolitischen Herausforderungen der Landwirtschaft einen Beitrag leisten kann. Zudem bietet der Ökolandbau landwirtschaftlichen Betrieben eine vielversprechende Entwicklungsperspektive. Die Entwicklung des ökologischen Landbaus ist deshalb nicht nur eine Angelegenheit der Verbraucherinnen und Verbraucher, die durch ihre Nachfrage nach ökologischen Erzeugnissen eine weitere Ausdehnung der ökologischen Produktion vorantreiben. Auch dem Staat kommt durch die "Nachfrage" nach öffentlichen Güterne eine wichtige Rolle zu. Vor diesem Hintergrund möchte die Bundesregierung den Ökolandbau stärken und einen Flächenanteil von 20 Prozent bis zum Jahr 2030 erreichen. Vergleichbare Zielsetzungen haben in den letzten Jahren auch andere Länder in Europa formuliert.
Die biologische oder ökologische Produktion von Lebensmitteln wird in der europäischen Öko-Verordnung (Verordnung (EG) Nr.834/2007) als ein Gesamtsystem der landwirtschaftlichen Betriebsführung und Lebensmittelerzeugung beschrieben, das umwelt- und ressourcenschonende Praktiken mit hohen Tierschutzstandards kombiniert, dessen Produkte von Verbrauchern zunehmend nachgefragt werden und dem von der Politik eine hohe Wertschätzung entgegengebracht wird. Diese Beschreibung weist auf drei unterschiedliche Facetten der Bioproduktion hin. Es handelt sich um eine systemorientierte Lebensmittelerzeugung, ein dynamisch wachsendes Marktsegment und einen möglichen Lösungsansatz zur Bewältigung agrarumweltpolitischer Herausforderungen. Im Folgenden werden diese drei Aspekte näher erläutert und ein Blick auf die künftige Entwicklung des Sektors geworfen.
Die Politik hat mit der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau (ZöL) einen Fahrplan in Richtung 20 Prozent Biolandbau vorgelegt. Er wurde gemeinsam mit der Branche entwickelt und soll die Rahmenbedingungen fürdie ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft kontinuierlich verbessern.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 in der EU ist zu fragen, ob und warum die biologische Landwirtschaft eine besondere Förderung verdient und wie höhere Prämien gerechtfertigt werden können.
Der ökologische Landbau gilt als ein nachhaltiges Landnutzungssystem und wird deshalb in besonderer Weise politisch unterstützt. Obwohl die Zusammenhänge zwischen der ökologischen Wirtschaftsweise und der Erbringung gesellschaftlich relevanter Umweltleistungen auf eine zunehmend breitere Anerkennung stoßen, werden die Potenziale des ökologischen Landbaus zur Bewältigung der umwelt- und ressourcenpolitischen Herausforderungen unserer Zeit in Politik und Wissenschaft weiterhin unterschiedlich bewertet. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel dieser Arbeit, die gesellschaftlichen Leistungen des ökologischen Landbaus in den Bereichen Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl auf der Grundlage einer umfassenden Analyse wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu bewerten. Im Rahmen einer Literaturrecherche wurden insgesamt 528 Studien mit 2.816 Vergleichspaaren für die Auswertung ausgewählt, die folgende Kriterien erfüllten: (a) Erscheinungszeitraum: Januar 1990 bis März 2018, (b) Region: temperierte Klimazonen, (c) Studiendesign: mindestens ein Vergleichspaar mit einer ökologischen und konventionellen Variante und (d) Sprache: Studien in deutscher oder englischer Sprache. Die Ergebnisse der Paarvergleiche wurden deskriptiv statistisch ausgewertet (Min-Werte, Max-Werte, Mittelwerte, Median) und mithilfe von Boxplot-Diagrammen graphisch veranschaulicht. Ferner wurden die Ergebnisse der ökologischen Variante der einzelnen Paarvergleiche hinsichtlich ihrer relativen Merkmalsausprägung im Vergleich zur konventionellen Variante auf der Basis quantitativer Kriterien klassifiziert (Öko +, Öko =, Öko -). Die Auswertung der wissenschaftlichen Literatur ergab über alle Indikatoren hinweg, dass die ökologische Bewirtschaftung gegenüber der konventionellen Variante im Bereich des Umwelt und Ressourcenschutzes bei 58 % der analysierten Vergleichspaare Vorteile aufwies. Bei 28 % konnten keine Unterschiede festgestellt werden, bei 14 % der Vergleichspaare war die konventionelle Variante vorteilhafter. Kein klares Bild zeigte sich beim Tierwohl. Bei 46 % der Vergleichspaare wurden über alle Tierarten und Produktionsrichtungen hinweg keine eindeutigen Unterschiede zwischen der ökologischen und konventionellen Tierhaltung festgestellt. Die ökologische Wirtschaftsweise wies bei 35 % der Vergleichspaare Vorteile auf, wohingegen die konventionelle Variante bei 19 % der Vergleichspaare besser abschnitt. Allerdings wurden nur sehr wenige Studien gefunden, die Tierwohl im umfassenden Sinne berücksichtigten. [.] ; Organic farming is considered to be a sustainable land use system and is therefore specifically supported. Although the interactions between organic farming and the resulting socially relevant environmental benefits have received widespread recognition in science and politics, the potential of organic farming to solve the environmental and resource challenges of our time are still assessed differently. Against this background, the aim of this study was to conduct a comprehensive analysis and evaluation of scientific studies on public goods provided by organic farming in the following areas: water protection, soil fertility, biodiversity, climate protection, climate adaptation, resource efficiency, and animal welfare. As part of a literature review, a total of 528 studies with 2,816 pairs (organic vs. conventional farming) were selected for the analysis. These studies had to meet the following criteria: (a) publication period: January 1990 to March 2018; (b) region: temperate climates; (c) study design: at least one organic / conventional pair, and (d) language: studies in German or English. The results of the comparisons between organic and conventional farming were statistically evaluated (min values, max values, mean values, median) and graphically illustrated using box plot diagrams. In addition, the results of the organic variant of the individual pairs were classified on the basis of quantitative criteria with regard to their relative characteristics compared to the conventional variant (Organic +, Organic =, Organic -). Across all indicators for the fields of environmental protection and resource conservation, organic management showed advantages over conventional management in 58 % of the pairs analysed. No differences were found for 28 %, and in 14 % of the comparison pairs, the conventional management was more advantageous. No clear picture was drawn regarding animal welfare. No substantial differences were found between organic and conventional livestock across all animal species and production forms in 46 % of the comparison pairs. The organic management showed advantages in 35 % of the pairs, whereas the conventional version performed better in 19 % of the pairs. However, very few studies have been found considering animal welfare in a comprehensive sense. [.]
The aim of the study was to find out what is needed for agricultural policy framework from the perspective of organic farmers in Germany so that organic farming increases to 20% as politically intended. Therefore a survey of 92 organic farmers was conducted in the beginning of 2016. For organic farmers a sufficient organic area payment is necessary for a positive development of organic farming and a clear political commitment that there is such a payment in long term. Furthermore is necessary a guaranteed distribution channels for organic produce as well as an increase in demand and affordable consulting services, so that more conventional farmers convert their holdings to organic farming.
Im Oktober 2011 legte die EU-Kommission einen Entwurf für eine Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik vor. Welche Bedeutung hätten die darin vorgeschlagenen Änderungen auf die zukünftige Ausgestaltung der Agrarumweltmaßnahmen in Deutschland? Der vorliegende Beitrag gibt eine erste Antwort auf diese Frage
The financial performance of organic and conventional farming is highly influenced by the EU direct payment policy. While organic farms receive considerable support from agri-environmental programmes, the design of the first pillar put organic farming at a disadvantage in the past. The 2003 CAP reform has changed this situation particularly by decoupling direct payments and reducing price support. This paper has therefore the aim to identify and assess the impact of the CAP reform on the relative profitability and production structure of organic farms in Germany. The statistical analysis of FADN data from the years 2003/04 and 2006/07 suggests that differences in payments from the first pillar decreased affecting positively the relative profitability of organic farms. A survey among German organic farmers revealed however that only a minority attributes substantial changes in profits to the CAP reform and decoupling, respectively. The outcomes of this investigations suggest that organic farmers still require more specific information and advice in order to use the new possibilities given through decoupling.
Seit 1990 ist in Deutschland ein stetiger Zuwachs im Ökolandbau zu verzeichnen. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche hat sich mehr als verzwölffacht und die Anzahl der Betriebe mehr als versiebenfacht. Ende 2011 wurden erstmals mehr als eine Million Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche von insgesamt 22.506 Betrieben ökologisch bewirtschaftet. Angesichts der steigenden Nachfrage nach ökologisch erzeugten Produkten ist in den kommenden Jahren ein weiteres Wachstum zu erwarten. Die oben genannten Zahlen geben die tatsächliche Wachstumsdynamik im ökologischen Landbau allerdings nur bedingt wieder. Sie stellen lediglich den Nettoeffekt dar, der sich aus der Differenz zwischen Neuumstellern und Aussteigern aus der ökologischen Landwirtschaft ergibt. Die Gruppe der Aussteiger stand bisher wenig im Fokus der öffentlichen Diskussion, was angesichts des positiven Nettoeffekts durchaus nachvollziehbar ist. Dementsprechend gab es bislang wenig detaillierte Informationen zu den Ausstiegen aus dem Ökolandbau. Die Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) zu den jährlichen Abmeldungen bei den bundesweit tätigen Kontrollstellen eignen sich für eine entsprechende Analyse nur bedingt, da ein Kontrollstellenwechsel und betriebliche Änderungen wie Besitzerwechsel oder Betriebsteilungen in die Statistik ebenso einfließen wie ein Ausstieg aus der ökologischen Landwirtschaft. Unklar ist zudem, wie viele der gemeldeten Aussteiger die Landwirtschaft vollständig aufgeben, wie viele zur konventionellen Bewirtschaftung zurückkehren und was die Gründe dafür sind. Die hier beschriebenen Informationslücken zu schließen und Ansatzpunkte zur Vermeidung von Rückumstellungen aufzuzeigen, waren die Ziele der vorliegenden Arbeit. Ausgangspunkt hierfür war die Überlegung, dass für die politisch erwünschte Ausdehnung des ökologischen Landbaus nicht nur weitere Neueinsteiger, sondern auch möglichst wenige Rückumsteller erforderlich sind.
Seit 1990 ist in Deutschland ein stetiger Zuwachs im Ökolandbau zu verzeichnen. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche hat sich mehr als verzwölffacht und die Anzahl der Betriebe mehr als versiebenfacht. Ende 2011 wurden erstmals mehr als eine Million Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche von insgesamt 22.506 Betrieben ökologisch bewirtschaftet. Angesichts der steigenden Nachfrage nach ökologisch erzeugten Produkten ist in den kommenden Jahren ein weiteres Wachstum zu erwarten. Die oben genannten Zahlen geben die tatsächliche Wachstumsdynamik im ökologischen Landbau allerdings nur bedingt wieder. Sie stellen lediglich den Nettoeffekt dar, der sich aus der Differenz zwischen Neuumstellern und Aussteigern aus der ökologischen Landwirtschaft ergibt. Die Gruppe der Aussteiger stand bisher wenig im Fokus der öffentlichen Diskussion, was angesichts des positiven Nettoeffekts durchaus nachvollziehbar ist. Dementsprechend gab es bislang wenig detaillierte Informationen zu den Ausstiegen aus dem Ökolandbau. Die Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) zu den jährlichen Abmeldungen bei den bundesweit tätigen Kontrollstellen eignen sich für eine entsprechende Analyse nur bedingt, da ein Kontrollstellenwechsel und betriebliche Änderungen wie Besitzerwechsel oder Betriebsteilungen in die Statistik ebenso einfließen wie ein Ausstieg aus der ökologischen Landwirtschaft. Unklar ist zudem, wie viele der gemeldeten Aussteiger die Landwirtschaft vollständig aufgeben, wie viele zur konventionellen Bewirtschaftung zurückkehren und was die Gründe dafür sind. Die hier beschriebenen Informationslücken zu schließen und Ansatzpunkte zur Vermeidung von Rückumstellungen aufzuzeigen, waren die Ziele der vorliegenden Arbeit. Ausgangspunkt hierfür war die Überlegung, dass für die politisch erwünschte Ausdehnung des ökologischen Landbaus nicht nur weitere Neueinsteiger, sondern auch möglichst wenige Rückumsteller erforderlich sind.