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Die Religionen haben es in der heutigen Welt schwer, aber die Welt hat es mit den Religionen auch nicht leicht. Einerseits schreitet der Säkularisierungsprozeß voran, andererseits nimmt religiöser Fundamentalismus zu. Vor diesem Hintergrund wird allenthalben über Religion und Ethik in Staat, Schule und Gesellschaft diskutiert. Obwohl das Thema alle Länder und Kulturen berührt, erörtert es doch jeder für sich. Eine europäische, geschweige denn globale Diskussion gibt es kaum. In dem vorliegenden Band geht es darum, Modelle aus dem laizistisch orientierten Frankreich und dem konfessionell geprägten Deutschland vergleichend zu betrachten und dabei nach gemeinsamen europäischen Perspektiven zu fragen. Die vor allem in Westdeutschland abgelehnte Praxis des LER-Unterrichts (Lebenshilfe - Ethik - Religion) in Brandenburg sieht neben dem französischen Modell der laizistischen Schule ohne Religionsunterricht anders aus als im Vergleich mit dem bayerischen einer streng konfessionell geprägten Schule mit Kruzifixen im Klassenraum. Potsdam scheint näher bei Paris zu liegen als bei München.

"Vierzig Jahre nach der historischen Aussöhnung unter Konrad Adenauer und Charles de Gaulle haben sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich normalisiert, und beide Staaten stehen vor denselben Herausforderungen. Um auch künftig eine Vorreiterrolle in Europa zu spielen, müssen Deutschland und Frankreich als Labor für weiter gehende Integrationsschritte dienen. Beispielhafte Felder sind die Schaffung einer transnationalen Öffentlichkeit, eines gemeinsamen Bildungsraums sowie die Harmonisierung der Wirtschafts- und Rechtssysteme." (Autorenreferat)

Der vorliegende Band ist der zweite in der Reihe "Genshagener Gespräche", die zentrale Fragen im Zusammenhang der deutsch-französischen Beziehungen und der europäischen Integration thematisiert. Er behandelt das Deutschlandbild und die Deutschlandpolitik des franzöischen Staatspräsidenten François Mitterrand, in dessen Amtszeit die (Wieder-)Vereinigung der beiden deutschen STaaten fällt.