Die Illusion von der Lebensstandardsicherung: eine Analyse der Leistungsfähigkeit des "Drei-Säulen-Modells"
In: Schriftenreihe der Arbeitnehmerkammer Bremen 2015,1
In: Studies
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In: Schriftenreihe der Arbeitnehmerkammer Bremen 2015,1
In: Studies
In: Opera sinologica 25
In: (Beck'sche schwarze Reihe 184)
Der zu Beginn des Jahrtausends begonnene Paradigmenwechsel in der gesetzlichen Rentenversicherung steht erneut an einem Scheidepunkt. Sinkende Zahlbeträge aus der gesetzlichen Rentenversicherung und eine hinter den Erwartungen zurückbleibende private Vorsorge delegitimieren das "Drei- Säulen-Modell". Die geplante "solidarische Lebensleistungsrente" soll diese Legitimationskrise auflösen. Dabei bricht sie explizit nicht mit dem Paradigma der Beitragssatzstabilität. Sie forciert letztlich den Umbau der lebensstandardsichernden gesetzlichen Rentenversicherung zu einer auf "Armutsbekämpfung" ausgerichteten Grundrente. Die Orientierung am Existenzminimum statt dem Lebensstandard weist erhebliche Parallelitäten zu den Hartz-IV-Gesetzen auf. Als Folge wird der Bedarf an privater Vorsorge weiter steigen und das Alterssicherungssystem noch stärker (teil-)privatisiert werden müssen. Die 'solidarische Lebensleistungsrente' muss als reformstabilisierend, ja sogar beschleunigend, verstanden werden. Am Ende stünde ein System mit weniger statt mehr auf Statussicherung ausgerichtetem Solidarausgleich. ; The shift of paradigm in the German statutory pensions system ("gesetzliche Rentenversicherung") from pension system of defined benefits to one with defined contribution begun at the beginning of the millennium is again coming to a watershed. Falling average payments of the German statutory pensions system and private pension schemes falling short of expectations delegitimise the German "three-pillar-approach". The intended "solidarische Lebensleistungsrente" (to understand as a "solidary pension for lifelong efforts") shall solve this crisis of legitimation while keeping the paradigm of stable contribution rates (defined contribution). At last securing one's living standard through the German statutory pensions system is abandoned in favour of basic pension focused on fight against poverty. Orientating the statutory pension system on minimum subsistence level instead of one's living standard is almost identical to the "Hartz IV" legislation. Force a further rise in the need to make provisions for old age and accelerating (partial) privatizing of the old age system. The "solidarische Lebensleistungsrente" is to be understood as stabilizing the reform and even accelerating. At last there may be less instead of more solidarity focused securing one's social status.
BASE
In: Therapeutische Praxis
Erwachsene, die in ihrer Kindheit sexuellen Missbrauch oder Misshandlung erlebt haben, sind oft doppelt belastet. Sie haben zum einen mit traumatischen Erinnerungen und anderen Symptomen der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) zu kämpfen. Zum anderen hatten sie es oft besonders schwer, im Laufe ihrer Biografie zu erlernen, mit belastenden Emotionen umzugehen und unterstützende interpersonelle Beziehungen aufzubauen. Es mangelt ihnen so an wichtigen Ressourcen, die sie für die Bewältigung ihres Traumas dringend benötigen würden. Das vorliegende evidenzbasierte Therapieprogramm integriert in einem zweiphasigen Vorgehen wirksame Interventionen zur Behandlung komplexer Traumafolgestörungen. Die Therapie fokussiert insbesondere auf die Probleme mit der Emotionsregulation, auf zwischenmenschliche Probleme sowie auf die Symptome der PTBS. In der ersten Behandlungsphase ("STAIR") stehen Skills zur Emotionsregulation und die Bearbeitung dysfunktionaler interpersoneller Schemata im Vordergrund. In der zweiten Behandlungsphase ("NT") werden traumatische Erinnerungen schonend und dosiert mithilfe narrativer Verfahren bearbeitet. Das Manual enthält umfassende Hintergrundinformationen, ausführliche Anleitungen zu allen Schritten der Therapie sowie eine Vielzahl von Arbeitsblättern und weiteren Ressourcen, die es Therapeuten wie Klienten erleichtern, die Inhalte flexibel einzusetzen.
In: Gesellschaft, Wirtschaft, Politik: GWP ; Sozialwissenschaften für politische Bildung, Band 72, Heft 4-2023, S. 493-499
ISSN: 2196-1654
Um die staatliche Rente langfristig abzusichern, setzt die Bundesregierung künftig auch auf den Kapitalmarkt. Hierzu soll ein Fonds aufgebaut werden, aus dessen Erträgen eines Tages die gesetzliche Rente ergänzt und der Betragssatz stabilisiert werden soll. Allerdings soll nach den Ampelplänen kein Teil der Rentenbeiträge in Aktien oder andere Wertpapiere fließen. Stattdessen möchte die Regierung einen eigenen Kapitalstock aufbauen, der am Kapitalmarkt investiert. Deshalb ist inzwischen nicht mehr nicht mehr von "Aktienrente", sondern von "Generationenkapital" die Rede. Stefan Immerfall sprach mit Ingo Schäfer, einem ausgewiesenen Kritiker der Pläne und mit Staatssekretär Dr. Florian Toncar vom Bundesfinanzministerium.
In: Sucht: Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis, Band 60, Heft 1, S. 43-53
ISSN: 1664-2856
Hintergrund: Nachdem das bundesdeutsche Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung 2007 auslief, wurde vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS) ein Qualitätssicherungsprojekt aufgelegt, durch das die regelmäßige Dokumentation von Behandlungsstandards und Effekten weiterhin sicher gestellt werden konnte. Fragestellung: Im Mittelpunkt der Auswertung steht die Beschreibung von aktuellem Status und 1-Jahres-Behandlungsverlauf der nach der Studie neu in die Diamorphinbehandlung aufgenommenen Patienten. Der Behandlungsverlauf kann denen der Studienpatienten gegenüber gestellt werden. Methodik: Von den behandelnden Ärzten wurde zu Beginn und im 6-Monats-Abstand pro Patient anhand eines standardisierten Erhebungsbogens der Aufnahmestatus sowie der Behandlungsverlauf dokumentiert. Für die Beschreibung des aktuellen Zustands wurde die letzte Dokumentation in 2011 herangezogen, der Verlauf wurde anhand eines Vergleichs von Aufnahme- und 1-Jahres-Dokumentation analysiert. Ergebnisse: Über 341 Diamorphinpatienten liegen in 2011 Informationen zum aktuellen Zustand vor, davon sind 205 (60,1 %) nach dem Modellprojekt aufgenommen worden. Die Mehrheit kommt für 2 Vergaben am Tag. Die mittlere Tagesdosis Diamorphin der seit durchschnittlich mehr als 8 Jahre behandelten Modellprojektpatienten beträgt 358 mg, die der seit durchschnittlich eineinhalb Jahren behandelten Neuaufnahmen 432 mg. 3,6 % sind HIV-positiv, 75,0 % mit Hepatitis C infiziert. Bei einem Viertel wurden depressive Störungen diagnostiziert. Die Mehrheit lebt in stabilen Wohnverhältnissen, ein Viertel hat eine regelmäßige Arbeit oder Jobs. Justitielle Delikte werden von 6,7 % der Diamorphinpatienten berichtet. 5,1 % konsumierten innerhalb der letzten 30 Tage noch Straßenheroin, 22,4 % Kokain. Hinsichtlich der Veränderungen innerhalb des ersten Behandlungsjahres zeigen sich in den Bereichen Gesundheit, soziale Situation und Drogenkonsum deutliche und statistisch signifikante Verbesserungen. Schlussfolgerung: Die Diamorphinbehandlung in Deutschland wird auch unter den Bedingungen der Regelversorgung erfolgreich durchgeführt. Die aktuelle Situation der sich seit vielen Jahren in Behandlung befindlichen Modellprojektpatienten stellt sich stabiler dar, was darauf hindeutet, dass weitreichende Veränderungen viel Zeit benötigen. Die positiven Wirkungen nach einem Jahr Diamorphinbehandlung sind denen aus dem Bundesmodellprojekt vergleichbar.
In: Sucht: Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis, Band 57, Heft 5, S. 353-361
ISSN: 1664-2856
Fragestellung: Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) gehört mit einer Punktprävalenz von 15 – 41 % zu den häufigsten komorbiden Störungen bei Personen mit Abhängigkeitserkrankungen. Erst in den letzten Jahren wurde verstärkt damit begonnen, traumatherapeutische Interventionen an diese Patientengruppe zu adaptieren. Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick über den aktuellen Stand dieser Entwicklung geben, mit einem Schwerpunkt auf empirisch überprüften Therapieverfahren. Ergebnisse: Im klinischen Alltag werden alle Interventionen, die sich im Rahmen der Traumatherapie bewährt haben, auch bei Suchtkranken erfolgreich eingesetzt. Dabei steht inzwischen fest, dass Ansätze aus beiden Bereichen von Beginn der Therapie an miteinander kombiniert werden sollten. Die existierenden randomisierten kontrollierten Studien beziehen sich sämtlich auf ein stabilisierendes Therapieprogramm ("Sicherheit finden"), dessen Effektivität inzwischen als belegt gelten kann. Schlussfolgerungen: Insgesamt hat sich die Behandlung Suchtkranker mit komorbider PTBS in den letzten Jahren stark entwickelt. Allerdings liegen zur Trauma-Exposition bei dieser Patientengruppe bislang kaum systematischen Befunde vor. Weitere Evaluationsstudien sollten folgen, um das gesamte Spektrum traumaspezifischer Interventionen bei Suchtkranken angemessen bewerten zu können.
In: Conflict and health, Band 15, Heft 1
ISSN: 1752-1505
AbstractBackgroundSyrians have been the largest group of refugees in Germany since 2014. Little is known about Syrian refugees` perspectives on substance use. The aim of this study is to investigate the perspective of male refugees from Syria and to foster specific knowledge and understanding of substance use.MethodsWe applied a qualitative study design. Five semi-structured focus group discussions with a total of 19 refugees were conducted in 2019 among the difficult to reach population of Syrian refugees. Audio recordings were translated and transcribed. We used a hybrid approach by integrating inductive and deductive thematic frameworks.ResultsWe identified common themes. Firstly, refugees perceived that substances are widely available and accepted in Germany. Secondly, refugees perceived that rules and norms in Germany differ from rules and norms in the home country and favor availability of substances. Thirdly, substance use is related to the intention to escape the past. Fourthly, substance use is related to living in the present through connecting with others and being part of the community. Finally, mental health professional treatment for substance use is associated with shame.ConclusionsFindings support Syrian refugees` perspectives of substance use as a way of both escaping the past and coping with psychosocial difficulties in the present in a socio-ecological understanding. Understanding the explanatory model of Syrian refugees can inform future interventions to prevent substance abuse and design tailored interventions. Further studies with Syrian refugees in more countries are needed to better understand resettled refugees` perspectives on substance use.
In: Sucht: Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis, Band 69, Heft 5, S. 224-234
ISSN: 1664-2856
Zusammenfassung: Zielsetzung: Ziel der Studie ist, herauszufinden, inwieweit vorliegende Strategien guter Praxis zum Erreichen und Versorgen Geflüchteter in der Suchthilfe Anwendung finden. Wie in anderen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung erschweren auch in der Suchthilfe Barrieren den Zugang sowie die Versorgung Geflüchteter. Oftmals wird diese Zielgruppe nicht erreicht. Methodik: Um den Stand der Implementierung der Strategien zu erheben, wurde eine Befragung unter Mitgliedseinrichtungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen durchgeführt. Für 29 Strategien wurden die Frage: "Setzen Sie diese Strategie um" gestellt, welche auf einer vier-Punkte-Likert-Skala beantwortet werden konnte. Zusätzlich wurden demografische Daten der Einrichtungen erhoben. Die Teilnahme erfolgte online oder per Post. Für die Auswertung wurden die Antworten dichotomisiert in "umgesetzt" und "nicht umgesetzt". Ergebnisse: Es wurden vorwiegend Strategien umgesetzt, die keine Mehrkosten erzeugen. Diese gehen entweder auf Grundhaltungen der Suchthilfe zurück wie z. B. Diskretion und Anonymität, oder werden von zentralen Stellen zur Verfügung gestellt z. B. zentral konzipiertes Informationsmaterial. Zudem zeigte sich eine mangelhafte Umsetzung von Strategien in Bezug auf Mehrsprachigkeit, aufsuchende Ansätze und der Förderung von Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund/Fluchtgeschichte. Schlussfolgerungen: Es sind weiterhin Anstrengungen nötig, um in der Suchthilfe Geflüchtete zu erreichen und zu versorgen.
In: Sucht: Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis, Band 63, Heft 5, S. 269-275
ISSN: 1664-2856
Zusammenfassung. Zielsetzung: Menschen mit Alkoholabhängigkeit werden im Vergleich zu Personen mit anderen psychischen Krankheiten besonders stark stigmatisiert. Selbststigmatisierung aufgrund der eigenen Alkoholabhängigkeit hat vielfältige soziale Folgen. Unter Anwendung von Corrigans progressivem Modell zur Selbststigmatisierung soll der Zusammenhang zwischen geringer sozialer Integration und Selbststigmatisierung bei Alkoholabhängigen näher untersucht werden. Methodik: Es wurden N = 86 Patienten mit Alkoholabhängigkeit interviewt. Dabei wurden ein objektives Maß zur sozialen Integration, eine Skala zur Selbststigmatisierung bei Menschen mit Alkoholabhängigkeit, eine Skala zur Erfassung der Schwere der Alkoholabhängigkeit und das Ausmaß an psychischer Belastung erfasst. Ergebnisse: Es zeigte sich ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen der Anwendung negativer Stereotype auf sich selbst und geringerer sozialer Integration, sowie zwischen dem Selbstwertverlust aufgrund der eigenen Alkoholabhängigkeit und der sozialer Integration. In allen Regressionsanalysen wurde für die konfundierenden Variablen psychische Belastung, Schwere der Alkoholerkrankung, Alter und Geschlecht kontrolliert. Schlussfolgerung: Selbststigmatisierung aufgrund der eigenen Alkoholabhängigkeit ist ein wichtiges Korrelat fehlender sozialer Integration oder sozialem Rückzug bei Menschen mit Alkoholabhängigkeit und sollte daher bei der psychotherapeutischen Behandlung berücksichtigt werden.