Über die neuen Mediengesetze in einigen lateinamerikanischen Ländern berichteten die Lateinamerikanachrichten vor wenigen Monaten (LN 428). In Argentinien sind nun erste Auswirkungen der neuen Regelungen zu spüren. Stadtteilprojekte bekommen erstmals unbürokratisch Sendelizenzen für Basisradios, während sich der Konflikt zwischen der Regierung Kirchner in Buenos Aires und der Mediengruppe Clarín zuspitzt. (Lat.am Nachr/GIGA)
Die Verfasser erörtern, wie sich die Veränderungen der Sozialstruktur in den letzten 30 Jahren auf politische Artikulationsformen in Lateinamerika ausgewirkt haben. Es wird gezeigt, dass neue soziale Bewegungen oftmals genau die gesellschaftlichen Segmente zur Basis haben, die besonders stark von den neoliberalen Reformen betroffen waren oder noch immer davon betroffen sind. Alte Formen der Repräsentation wie politische Parteien oder Gewerkschaften waren häufig ungewillt oder nicht in der Lage, die Forderungen dieser sich neu herausbildenden Gruppen aufzunehmen. Die Entschlüsselung komplexer gesellschaftlicher Zusammenhänge durch Sozialstrukturanalyse kann, so die These, auf die aktuelle politische Situation in Lateinamerika, die neu konstituierten oder sich zukünftig bildenden Kräfteverhältnisse ausgerichtet werden. Für die möglichen Handlungsoptionen progressiver linker Politik ergibt sich eine gewisse Paradoxie: Auf der einen Seite ist die herrschende Klasse, trotz einer Delegitimierung des neoliberalen Projekts auf diskursiver Ebene, heute materiell ähnlich gefestigt wie noch Anfang der 1980er Jahre. Möglichkeiten der Durchsetzung tiefgreifender Reformen, wie beispielsweise einer umfassenden Steuergesetzgebung, haben sich somit keineswegs verbessert. Auf der anderen Seite sind infolge von Flexibilisierung, Deregulierung und Privatisierung viele neue soziale Bewegungen entstanden, die als Voraussetzung und Legitimation eines Großteils der aktuellen Mitte-Links-Regierungen wirkten. Die entscheidende Bedingung für ein (weiterhin) erfolgreiches linkes Projekt dürfte wohl darin liegen, inwieweit es gelingen kann, die Heterogenität innerhalb und zwischen den neuen sozialen Bewegungen und den etablierten alten Repräsentationsorganisationen zu überwinden und neue Bündnisse herauszubilden. (ICF2)
Soziologie ist an der Philipps-Universität in den 1960er Jahren als akademisches Studienfach entstanden und ab 1972 ausgebaut worden. Neben den beiden Kernbereichen 'Soziologische Theorien' und 'Methoden empirischer Sozialforschung' konnten Studierende Ende der 1990er Jahre zwischen sechs speziellen Soziologien ihre Schwerpunktsetzung wählen. Nach 30 Jahren Soziologie-Studium in Marburg erschien es sinnvoll, Daten und Informationen über den Verbleib der bisherigen Absolventinnen und Absolventen zusammenzutragen. Dieser Aufgabe stellte sich eine Gruppe von Soziologiestudierenden im Grundstudium (2./3. bzw. 3./4. Fachsemester) zusammen mit ihrem Tutor und ihrer Dozentin im Rahmen eines über zwei Semester laufenden Empirischen Praktikums (Oktober 2003 bis Juli 2004). In Anlehnung an Verbleibs- und Studienabbruchs-Studien anderer Hochschulen wurden Fragestellungen für verschiedene Teiluntersuchungen und Erhebungsinstrumente entwickelt, Interviewtechniken trainiert, Daten erhoben und quantitativ bzw. qualitativ ausgewertet sowie der abschließende Forschungsbericht geschrieben. Die Grundgesamtheit wurde (wegen der schwierigen Adressrecherche) auf die Abschlussjahrgänge 1990 bis 2003 beschränkt. Durchgeführt wurden: eine postalische Fragebogenuntersuchung aller erreichbaren AbsolventInnen (realisiert 88 Befragungen); drei berufsbiografische Interviews mit AbsolventInnenen der Jahre 1991-1996-2001; vier perspektivische Leitfadeninterviews (problemzentriert) mit AbsolventInnen des Jahres 2003; zwei Leitfadeninterviews mit einem Abbrecher bzw. einem Studienfachwechsler; Experteninterviews mit potenziellen ArbeitgebervertreterInnen. Für die Analysen wurden je nach Datenstandard statistische Verfahren, qualitative Inhaltsanalyse oder sequenzielle Analyse eingesetzt. Die Befunde ermöglichen Einschätzungen hinsichtlich der damaligen Diplom- und Magisterstudiengänge in Marburg - hinsichtlich Bachelor- und Master-Studiengängen oder für andere Hochschulen müsste eine Studie entsprechend modifiziert werden.