Die Arbeitslosenversicherung ist ein zentrales Instrument der sozialen Versicherungssysteme und der Wirtschaftspolitik. Im Zuge der Finanzmarkt- und der daraus resultierenden Wirtschaftskrise geriet neben der Diskussion über die Höhe und Dauer des Arbeitslosengeldes die Frage nach einer konjunkturabhängigen Arbeitslosenversicherung in den Fokus der öffentlichen Debatte. In diesem Artikel werden neueste Forschungsergebnisse zur konjunkturabhängigen Arbeitslosenversicherung dargelegt und Bedingungen für eine optimale Implementierung des Systems diskutiert.
Im Dezember 2010 ehrt die "Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften" Peter Diamond (Massachusetts Institute of Technology), Dale Mortensen (Northwestern University) und Christopher Pissarides (London School of Economics and Political Science) für ihre grundlegenden Arbeiten zu Suchmärkten mit dem "Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel". Die Preisträger entwickelten ein Ansatz, mit dessen Hilfe Arbeitsmärkte und deren Interaktion mit institutionellen Rahmenbedingungen untersucht werden können.
Im Zuge der Agenda 2010 implementierte die deutsche Bundesregierung grundlegende Arbeitsmarktreformen, deren Kern die Hartz IV-Gesetze darstellen. Ziel dieser Gesetze war es, dem stetig steigenden Trend der nicht-konjunkturell bedingten (strukturellen) Arbeitslosigkeit über Strukturreformen entgegen zu wirken. Als Erfolgsmaß dieser Reformen wird in der Regel die Änderung der strukturellen Arbeitslosigkeit gewählt. Krebs und Scheffel (2010) gehen in einem kürzlich erschienenen ZEW-Diskussionspapier einen Schritt weiter. Sie entwickeln ein stochastisches dynamisches Gleichgewichtsmodell, das die Berechnung eines auf individuellen Präferenzen basierenden Wohlfahrtsmaßes zur Evaluation der Hartz IV-Reform erlaubt.
Anfang Februar billigte der amerikanische Kongress ein rund 150 Mrd. US-Dollar teures Konjunkturprogramm, um eine in Folge der US-Hypothekenkrise drohende Rezession abzuwenden. In Deutschland sind die Forderungen nach einem Konjunkturprogramm noch verhalten, und führende Ökonomen warnen ausdrücklich vor übereiltem Aktionismus. Bevor man diskutiert, ob es wirtschaftspolitische Maßnahmen und Instrumente gibt, die dazu geeignet sind, Konjunkturzyklen zu glätten, muss man sich die Frage stellen, ob sich eine solche Anstrengung überhaupt lohnt. Was sind die Kosten der Konjunkturzyklen, die durch eine geeignete Wirtschaftspolitik vermieden werden können?
This paper analyzes the optimal response of the social insurance system to a rise in labor market risk. To this end, we develop a tractable macroeconomic model with risk-free physical capital, risky human capital (labor market risk) and unobservable effort choice affecting the distribution of human capital shocks (moral hazard). We show that constrained optimal allocations are simple in the sense that they can be found by solving a static social planner problem. We further show that constrained optimal allocations are the equilibrium allocations of a market economy in which the government uses taxes and transfers that are linear in household wealth/income. We use the tractability result to show that an increase in labor market (human capital) risk increases social welfare if the government adjusts the tax-and-transfer system optimally. Finally, we provide a quantitative analysis of the secular rise in job displacement risk in the US and find that the welfare cost of not adjusting the social insurance system optimally can be substantial.
Kreditfinanzierte staatliche Investitionsprogramme können zur Sicherung der Generationengerechtigkeit beitragen, wenn sie Wachstumspotenziale stärken und die staatliche Schuldenquote langfristig senken. Eine neue Studie zeigt, dass zielgerichtete Investitionen in Infrastruktur, Hochschulen, Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuung in Kitas die Generationengerechtigkeit verbessern. Investitionen in Schulen und Kitas erzielen dabei die höchste fiskalische Effizienz und verbessern zusätzlich die Verteilungsgerechtigkeit. Die Politik sollte die vorhandenen fiskalischen Spielräume für zusätzliche öffentliche Investitionen nutzen. ; Credit financed public investment programmes can improve generational justice if they strengthen economic growth and reduce public debt in the long run. A new study shows that public investments in infrastructure, universities, and fullday schools and preschools improve generational justice. Public investments in fullday schools and preschools have the largest impact on generational justice and improve distributional justice as well. These results suggest that economic policy should use the available fiscal space to enhance public investment.
Der demografische Wandel und die damit verbundene Alterung der Gesellschaft stellt das gesamte Wirtschaftssystem vor Herausforderungen, die eine Anpassung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Strukturreformen) notwendig machen. Vor diesem Hintergrund hat die Studie von Enderlein und Pisani-Ferry (2014) eine Reihe von konkreten Reformvorschlägen für Deutschland formuliert. Ziel der vorliegenden Studie ist es, eine Auswahl der vorgeschlagenen Maßnahmen auf Basis eines mikrofundierten gesamtwirtschaftlichen Modells mit heterogenen Haushalten zu evaluieren. Weiterhin soll diese Studie der Politik helfen, solche Reformen oder Reformpakete zu identifizieren, die Beschäftigung und Löhne in Deutschland steigern ("Mehr und bessere Arbeit") und gleichzeitig die öffentlichen Haushalte langfristig nicht belasten ("Fiskalische Effizienz").1 Die in der vorliegenden Studie zu untersuchenden Reformen sind: - Öffentliches Investitionsprogramm zum Ausbau der Ganztagsbetreuung für Kinder; - Verbesserung der steuerlichen Behandlung von Kinderbetreuungskosten; - Reform der Sozialversicherungsbeiträge im Niedriglohnbereich; - Steuerung der Zuwanderung nach Qualifikation durch ein Punktesystem; - Deregulierung im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleister; - Verbesserung der Finanzierungsmöglichkeiten kleinerer und mittlerer Unternehmen (KMU). Gegenstand dieser Studie ist nicht nur die Evaluation einzelner Reformvorschläge, sondern auch der Vergleich der Wirksamkeit und Effizienz verschiedener Reformen. Um die Vergleichbarkeit zu garantieren, wird die Analyse in einem einheitlichen Modellrahmen durchgeführt. Dies erfordert die Entwicklung eines neuartigen gesamtwirtschaftlichen Modells, das verschiedene Elemente aus der Makroökonomik und der Arbeitsmarktökonomik in kohärenter Weise integriert. Eine detaillierte Beschreibung des hier verwendeten Modellrahmens erfolgt in Kapitel 4 und im Anhang.
In: Krebs, Tom and Scheffel, Martin (2013). Macroeconomic Evaluation of Labor Market Reform in Germany. IMF Econ. Rev., 61 (4). S. 664 - 702. BASINGSTOKE: PALGRAVE MACMILLAN LTD. ISSN 2041-417X
In 2003-05 the German government implemented a number of far-reaching labor market reforms, the so-called Hartz reforms. At the heart of the reform package was the Hartz IV law, which resulted in a significant cut in the unemployment benefits for the long-term unemployed. The paper develops a macroeconomic model with search and incomplete markets, calibrates the model economy to German data and institutions, and uses the calibrated model economy to simulate the effects of the Hartz reforms, and in particular Hartz IV, on the German labor market. The paper finds that the Hartz IV reform reduced the noncyclical unemployment rate in Germany by 1.4 percentage points. Employed workers benefited from the Hartz IV reform in welfare terms, but unemployed workers lost. It further finds that the Hartz I-III reforms reduced the noncyclical unemployment rate in Germany by 1.5 percentage points. Finally, the authors' analysis suggests that the Hartz reforms contributed to the good performance of the German labor market during the Great Recession.