Die Bundesregierung plant zur Entspannung des Wohnungsmarktes in Deutschland, die Mittel für die soziale Wohnraumförderung deutlich auszuweiten. Tatsächlich geht die Ausweitung von Fördermitteln jedoch am Kern der Wohnungsmarktprobleme vorbei, die vor allem durch fehlendes Bauland begründet sind. Darüber hinaus ist die soziale Treffsicherheit sehr gering, wie eine Auswertung auf Basis des SOEP zeigt. Nur rund 46 Prozent der Haushalte, die in Sozialwohnungen leben, verfügen über weniger als 60 Prozent des Median-Einkommens und gelten damit als armutsgefährdet.
Die Wohnimmobilienpreise in Deutschland sind in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen, vor allem in den Metropolen München und Berlin. Diese Entwicklung weckt die Befürchtung, dass sich in Deutschland, ähnlich wie in Spanien oder dem Vereinigten Königreich, eine spekulative Immobilienpreisblase aufbaut. Mithilfe des Wohnnutzerkostenkonzepts lässt sich jedoch zeigen, dass die aktuelle Preisentwicklung in den meisten Kreisen nach wie vor fundamental gerechtfertigt ist. Die teilweise starken Preiserhöhungen sind Ausdruck von Nachholeffekten, bedingt durch größtenteils stagnierende oder sogar fallende Immobilienpreise bis zum Jahr 2008. Selbst eine plötzliche Umkehrung der Niedrigzinspolitik würde nur einen geringen Korrekturbedarf auslösen, der typisch für eine spekulative Blase wäre. Das Risiko einer spekulativen Blase ist damit gering, wenngleich eine dauerhafte Niedrigzinspolitik die Gefahr beinhaltet, dass sich die Verhaltensmuster künftig ändern könnten.
Der deutsche Wohnungsmarkt entwickelt sich sehr unterschiedlich. Während die Nachfrage in einigen Städten aufgrund von Zuwanderung aus dem In- und Ausland stark steigt, schrumpfen andere Regionen zum Teil deutlich. Auf Basis der demografischen Entwicklung und des notwendigen Ersatzbedarfs, der sich aus dem natürlichen Abgang im Wohnungsmarkt ergibt, wurde in dieser Studie der Baubedarf für Deutschland und die einzelnen Kreise ermittelt. Insgesamt müssen in Deutschland im Zeitraum 2015 bis 2020 jährlich etwa 266.000 Wohnungen gebaut werden, die aktuelle Bautätigkeit liegt mit etwa 245.000 Wohnungen noch darunter. Im langfristigen Mittel bis 2030 werden jährlich 237.000 Wohnungen benötigt. Entscheidender ist jedoch, dass die Verteilung der Bautätigkeit vielerorts nicht den Bedarfen entspricht. Während in den Großstädten wie Berlin, Hamburg und München die Bautätigkeit deutlich unter den Bedarfen liegt, wird in einigen Kreisen schon jetzt zu viel gebaut. Diese Diskrepanz zwischen Bautätigkeit und Baubedarf erfordert eine größere wirtschaftspolitische Beachtung. Während in den Großstädten mehr Bauflächen bereitgestellt und bestehende Restriktionen überdacht werden müssen, gilt es in den schrumpfenden Kreisen die Wohnungsnachfrage nach innen zu lenken und eine Zersiedelung durch neue Baugebiete zu vermeiden. Hilfreich könnte darüber hinaus eine bessere Vernetzung der Regionen sein, um eine Separierung von Wohn- und Arbeitsstandort leichter zu ermöglichen.
Die deutsche Immobilienwirtschaft ist und bleibt ein wesentlicher Stabilitätsanker der deutschen Wirtschaft. Die Branche wächst seit 2008 um durchschnittlich zwei Prozent pro Jahr und hat damit entscheidend zur schnellen Erholung nach dem Konjunktureinbruch beigetragen. Die hohe Stabilität liegt unter anderem an der soliden Immobilienfinanzierung. Das geht neben vielen anderen Fakten aus der Neuauflage des Gutachtens "Wirtschaftsfaktor Immobilien 2013" hervor, das im Auftrag des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e. V. (DV) und der Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e. V. (gif) erarbeitet wurde. Eine enorme Herausforderung für die Branche ist der regional differenzierte Bevölkerungsrückgang. Zudem reagiert die Branche sensibel auf politische Entscheidungen, wie etwa eine restriktive Mietendeckelung, die zu unerwünschten Nebeneffekten am Wohnungsmarkt führen können. Das Gutachten wurde auf Initiative der gif, des DV, der BID sowie zahlreicher weiterer Akteure der Immobilienwirtschaft von einem wissenschaftlichen Konsortium erarbeitet und ist eine Weiterführung des Gutachtens "Wirtschaftsfaktor Immobilien" aus dem Jahr 2009. Das Konsortium setzt sich aus dem IW Köln, dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der IREBS zusammen.