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"Die Demokratie überdenken" - Motto und Titel dieser Festschrift zum 60. Geburtstag von Prof. Dr. Wilfried Röhrich, Direktor des Instituts für Politische Wissenschaft der Kieler Universität - kennzeichnet einen bedeutsamen Aspekt in Forschung und Lehre des Jubilars. Er zählt zu jener Generation von Hochschullehrern, die die Erfassung und Formulierung der Fachinhalte der Disziplin "Politikwissenschaft" maßgeblich vorangetrieben haben. Ihm ging und geht es darum, die breite Vielfalt der zentralen Problemfelder in ihrer Verzahnung herauszuarbeiten, was sich in seinen zahlreichen Werken und Kompendien zur Politischen Theorie und Ideengeschichte, zur Analyse und zum Vergleich politischer Systeme und zu den Internationalen Beziehungen widerspiegelt. -- In diesen Publikationen hat sich Wilfried Röhrich mit dem Thema der Festschrift - der Demokratie und ihrer Universalisierung - immer wieder befaßt. Die westliche Demokratie sieht er vor internen und externen Herausforderungen, die ein selbstkritisches Überdenken ihrer Wertvorstellungen erforderlich machen. -- In Beiträgen zum internen Bereich gehen die Autoren dann auch krisenträchtigen Tendenzen nach, die darauf beruhen, daß in den westlichen Gesellschaften nicht nur die demokratischen Institutionen an Bedeutung verlieren, sondern auch die Maßstäbe für die Orientierung zu schwinden drohen. Ein Parteien- und Verbändestaat und die Macht von Verwaltung und Medien überlagern die verfassungsrechtlichen Prinzipien. Fragen werden aufgeworfen, wie: Was bedeuten das Ethos der Repräsentation, die Grundsätze der Gewaltenteilung und -kontrolle, das Postulat des Sozialstaats? Was bedeutet der Satz, alle Staatsgewalt gehe vom Volke aus? Therapievorschläge schließen sich an. -- Hinsichtlich des externen Bereichs weisen die Autoren auf tiefgreifende Probleme bei der Umsetzung westlicher Normen und organisatorischer Prinzipien vornehmlich in der sogenannten Dritten Welt, aber auch in Mittel- und Osteuropa und in den Nachfolgestaaten der vo

Der Beitrag beschreibt, wie die Methode des Sokratischen Dialogs in der Studienberatung angewandt werden kann, um den selbständigen Umgang Ratsuchender mit Komplexität einzuüben und ihre dafür erforderliche analytische Kompetenz zu fördern. Dazu gehört, das Bildungsziel der Studierwilligen bewusst zu machen, um durch das Selbstfinden von Entschlussgründen zu einer langfristig wirksamen Studienmotivation beizutragen. Weiterhin gilt es, auch ihr jeweiliges Selbstkonstrukt kritisch zu befragen, um die Bereitschaft zu erzeugen, gedanklich von eigenen Auffassungen und Positionen abzurücken und Alternativen zu erwägen. Denken aus unterschiedlichen Perspektiven kann dann dabei helfen, eigene Auffassungen von sich selbst und den eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen, ungewohnte Wege und Umwege zur Ermöglichung der Bildungswünsche in Augenschein zu nehmen, um schließlich eine reflektierte Studienentscheidung zu fällen. Insofern berührt die Orientierungsberatung insgesamt auch das Selbstbild und die Persönlichkeitsbildung. (ICA2)

Der Beitrag verortet Tönnies demokratietheoretisch in einer "ausgleichenden Mitte" zwischen dem Angriff auf die Parlamentsdemokratie als überlebter Honoratiorendemokratie durch Carl Schmitt und dessen antiliberaler Identitätstheorie der Demokratie von 1923/1926 einerseits und dem sich von einem eher identitären Repräsentationskonzept hin zur relativistischen und realistischen Idee pluraler Demokratie bewegenden Hans Kelsen andererseits. Der politische Tönnies gibt den Gedanken der Volkssouveränität nicht preis, in der alle Bürger gleichwertige Partizipationsrechte haben. Dabei sollen die politischen Subjekte in einer Reziprozitätsbeziehung zur politischen Gemeinschaft befinden und ihr nicht etwa unterworfen sein. Der Autor rekonstruiert diese Position Tönnies' an Hand der inhaltlich unterschiedlichen Demokratiekonzeptionen von 1878 und 1926 und beleuchtet dabei besonders ihren ideengeschichtlichen Hintergrund in Theorie und Praxis der welthistorisch ersten bedeutenden Demokratie, des altgriechischen Stadtstaates Athen im 5. und 4. vorchristlichen Jahrhundert. Davon ausgehend wird auf die Grundlinien des Disputs zwischen Tönnies und Kelsen und auch mit dem - auf dem Wiener Soziologentag von 1926 nicht persönlich agierenden - Schmitt eingegangen. Insgesamt gibt der Autor ein Bild von der komplexen Debattenlage der Staatsrechtslehre der Weimarer Republik. (ICA2)

Der Autor unterscheidet zunächst - in Anlehnung an Ferdinand Tönnies - bei der Entwicklung seines "postmodernen Theorems der Politischen Gemeinschaft" die Grundbegriffe Gemeinschaft, Freundschaft und Solidarität. Gemeinschaft hat dabei zwei Dimensionen: traditional und reflexiv. In der Freundschaft werden beide fortgeführt, ebenfalls in der Solidarität. Primär geht es dem Autor bei der Klärung und Differenzierung des Konzepts der "Politischen Gemeinschaft" darum zu zeigen, wie dieser Begriff "Basislegenden" der westlichen Demokratie tangiert, deren historische Rückgriffe und Imaginationen die "Politische Gemeinschaft" verfehlen. Aber auch frühe Kritiker wie Abbe Sieyes, Madame de Stael und Benjamin Constant und andere erreichen die "Politische Gemeinschaft" nicht wirklich. Deshalb hat eine realistische "alteuropäische" Konzeption der "Politische Gemeinschaft" auch Relevanz für eine "postmoderne Theorie der Politischen Gemeinschaft". (ICA2)

Die Überlegungen der vorliegenden zehn Paragraphen differenzieren ein im Aufsatz "Exklusive politische Gemeinschaft statt kosmopolitischer Gesellschaft?" angelegtes Theorem am Muster von Identitätspolitiken in Dänemark weiter aus. Die zugehörige Empirie findet sich weitgehend dort. Einige Teile sind auf dem Leipziger Soziologentag "Entstaatlichung und soziale Sicherheit" 2002 vorgetragen und eingehend diskutiert worden. Die Arbeit orientiert sich am Solidaritätsbegriff von Richard Rorty. Nach Rortys Auffassung hat die dänische Gesellschaft unter der Nazi-Besatzung über stärker sedimentierte gemeinschaftsstiftende Wahrnehmungsmuster im Sinne Ferdinand Tönnies' verfügt als etwa die belgische. So wurden die jüdischen Dänen hauptsächlich als Nachbarn und Schicksalsgenossen gesehen, und dies hat den Selektions- und Propagandatechniken der hochgerüsteten Okkupanten entgegengewirkt. Der Beitrag arbeitet die Aspekte der Gemeinschaftskategorie mitsamt ihren zentralen Ausfaltungen von Nachbarschaft, Freundschaft und Genossenschaft heraus, die gerade den humanistisch-herrschaftskritischen, widerständigen Aspekt dieser sozialen Beziehungen fokussiert. Der Beitrag zeigt insgesamt, wie mit Hilfe der "verdächtigen" soziologischen Gemeinschaftskategorie von Ferdinand Tönnies einer "volkstümelnden" politischen Vereinnahmung entgangen werden kann. (ICA2)

Der Beitrag beschreibt die Voraussetzungen und Folgen der Ergebnisse der Folketingwahl von 2001 in Dänemark. Der Autor zeigt, dass und warum sich in den letzten Jahrzehnten das Parteiensystems geändert und gleichsam strukturell, nicht aber unbedingt im einzelnen nach rechts verschoben hat. Analysiert werden hauptsächlich die Wählerströmungen zum rechten Rand. So ist die 1995 als Abspaltung von der "Fortschrittspartei" - welche 1994 immerhin noch 6,4% der Stimmen erhielt - gegründete "Dansk Folkeparti" deutlich moderater und hat damit deren Wähler also eher zur Mitte hin integriert. Bei den Wahlen von 2001 hat es die "DF" vermocht, ein sehr breites politisches Spektrum anzusprechen und von der Sozialdemokratie sogar 5,7% sozialdemokratischer Wähler von 1998 (was über ein Viertel der neuen "DF"-Wähler hinausgeht) zu gewinnen. Die Attraktivität der "DF" für ehemalige Linkswähler hat sich insgesamt als erheblich stärker erwiesen als umgekehrt die Anziehungskraft der Linken für ehemalige "DF"-Wähler. (ICA)