Arbeitergeschichte und Frauengeschichte
In: Imperialismus und Arbeiterbewegung in Deutschland und Österreich: Protokoll des 4. bilateralen Symposiums DDR-Österreich vom 3. bis 7. Juni 1985 in Graz
Die Autorin analysiert das Verhältnis von Arbeitergeschichte und Frauengeschichte. Ausgehend von der Feststellung, daß die Rolle der Frau in der Historiographie der Arbeiterbewegung bisher stark unterbewertet wurde, versucht sie, dieses Phänomen zu erklären. Im weiteren behauptet sie die Notwendigkeit, die Arbeitergeschichte um die Geschichte der Arbeiterinnen zu erweitern und diese als Teildisziplin der Sozialgeschichte anzuerkennen. Die traditionelle Geschichtsschreibung sei bisher fast ausschließlich von Männern geprägt worden und habe sich daher weitestgehend mit der "Geschichte der männlichen Tätigkeiten, bestimmt von männlichen Werten" befaßt. Da Frauengeschichte aber nicht nur mit "patriarchalischen" Kategorien betrieben werden könne, müßten neue Ansätze gefunden und neue Themenkreise untersucht werden. Die Autorin nennt hier vor allem den Bereich der entlohnten und nicht entlohnten Frauenarbeit, das Verhältnis der Geschlechter zueinander, die gesellschaftliche Stellung der Frau und die "women sphere", die nur für Frauen typischen Lebenszusammenhänge. Als wichtigste Forderung der Frauengeschichte wird die Anerkennung der Kategorie "Geschlecht" als "integraler Bestandteil des historischen Erkenntnisinteresses" betrachtet. Die Frauengeschichte, vor allem die Arbeiterinnengeschichte stehe jedoch auch vor dem Problem einer unzureichenden Quellenbasis, da die Tradition frauenspezifischen Quellenmaterials nur bruchstückhaft ist. (LZ)