Mosambikanische Vertragsarbeiter: Ausgrenzung und Rassismus als alltägliche Erfahrung
In: Die "Gastarbeiter" der DDR: politischer Kontext und Lebenswelt, S. 99-115
Eine prinzipielle Ambivalenz war kennzeichnend im Umgang der DDR-Bevölkerung mit den mosambikanischen Vertragsarbeitern außerhalb und innerhalb des Arbeitsbetriebes. So wurde zum einen geäußert: "Der Schwarze soll zu Schwarzen gehen, wo er hingehört.", und: "Man müsste sie wirklich separat halten", andererseits aber wurde gesagt, mosambikanischen Arbeitern "Trost bei Heimweh und Trauer gespendet zu haben". Rassistische Einstellungen und Äußerungen und gleichzeitiger enger persönlicher Kontakt schienen sich nicht auszuschließen. Im einem Gesprächsprotokoll einer Gastwirtin wird eklatant spürbar, welche subtilen Ausgrenzungen das Leben der mosambikanischen Vertragsarbeiter begleiteten, wenn sie darüber spricht, dass sie einen "nur für die Mosambikaner reservierten Tisch" einführte und bei den Tanzveranstaltungen ein "Geschlossene Veranstaltung"-Schild an der Tür anbrachte. Die geführten und protokollierten Gespräche zeichnen insgesamt ein Bild vom Leben als mosambikanischer Vertragsarbeiter in der DDR, das von subtilen Ausgrenzungs- und Stigmatisierungsprozessen aufgrund von Hautfarbe und Herkunft begleitet war; ein Leben innerhalb eines unsichtbaren Zauns aus alltäglichen Vorurteilen und Rassismen. (ICA2)