KRUSE, BIESEL und SCHMIEDER stellen die Metaphernanalyse im Anschluss an die kognitive Metapherntheorie von LAKOFF und JOHNSON vor und verorten sie in einem "rekonstruktiven Basisverfahren". Im Vergleich mit acht weiteren metaphernanalytischen Vorgehensweisen in den Sozialwissenschaften, den ich nach Vorstellung des Bandes unternehme, zeigt sich als Qualität die didaktisch überzeugende Vorstellung der zentralen Ideen, es fehlen jedoch Anknüpfungen an den aktuellen Stand der Literatur. Dem vielversprechenden Anfang ist eine umfangreichere Publikation zu wünschen.
Die deutschsprachige Erziehungswissenschaft hat eine lange Tradition, die denkleitende Funktion von Metaphern zu reflektieren, bisher jedoch keinen Zugang zur modernen kognitiv-linguistischen Metapherntheorie gefunden. Damit mag zusammenhängen, dass kaum qualitative Forschung in der Pädagogik existiert, die Metaphern als alltägliche Deutungsmuster eruiert. Drei Dissertationen aus dem Kontext der Lehrer/innenbildung haben sich dieses Rückstands angenommen: Peter GANSEN elaboriert in dichten Beschreibungen die Rolle der Metapher im kindlichen Denken, um eine "pädagogische Metaphorologie" zu begründen. Sabine MARSCH skizziert die bildlich verfassten subjektiven Theorien von Biologie-Lehrenden in Hinblick darauf, welche Metaphern ein aktives Lernen der Schüler/innen ermöglicht. Kai NIEBERT rekonstruiert am Thema des Klimawandels die metaphorische Vorstrukturierung sowohl des zu vermittelnden Wissens als auch des Vorwissens der Lernenden, um aus dem Abgleich der Denkmuster Folgerungen für eine gelingende Didaktik abzuleiten. In ihrer methodischen und thematischen Verschiedenheit eröffnen diese drei Arbeiten ein Feld metaphernanalytischer Forschung in der Erziehungswissenschaft, dem viele Folgearbeiten zu wünschen sind. Sammelbesprechung: 1) Peter Gansen: Metaphorisches Denken von Kindern: theoretische und empirische Studien zu einer Pädagogischen Metaphorologie. Würzburg: Ergon 2010, 533 S. ISBN 978-3-89913-742-2. 2) Sabine Marsch: Metaphern des Lehrens und Lernens: vom Denken, Reden und Handeln bei Biologielehrern. 2009. Online-Version: http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000013588, 127 S. 3) Kai Niebert: Den Klimawandel verstehen: eine didaktische Rekonstruktion der globalen Erwärmung. Didaktisches Zentrum Universität Oldenburg, Schriftenreihe "Beiträge zur didaktischen Rekonstruktion", Bd. 31, 199 S. 2010. ISBN 978-3-8142-2216-5.
Recently there has been an increasing number of studies on the construction of gender based on metaphors (KOLLER, 2004a, 2004b, 2005; ANDERSON VASBY & HORN SHEELER, 2005; EBELING & SCHMITZ, 2006; BOCK VON WÜLFINGEN, 2007). Many of these studies seem to have overlooked one of the most thoroughly developed theories of metaphor, LAKOFF and JOHNSON's so-called cognitive theory of metaphor or limited themselves to LAKOFF and JOHNSON's first book from 1980. In this article I explore current research on metaphor and gender and sketch the central topics of the cognitive theory of metaphor and develop a revision of this theory. It is hoped that this will enhance further research in metaphor analysis concerning the construction of gender.
Die metaphernanalytische Studie von Nicole HROCH untersucht als Teilbereich betriebswirtschaftlichen Denkens und Handelns die Rolle des Umweltmanagements in Betrieben anhand von Interviews und theoretischen Texten. In einer Hauptuntersuchung, drei Teilstudien und zwei Fallstudien wird eine Fülle von Einsichten entwickelt, welche metaphorischen Strukturierungen das unternehmerische Handeln beeinflussen. Davon lassen sich für zukünftige Arbeiten methodische Überlegungen für die Definition von Metaphern, das Sampling und für Gütekriterien ableiten.
Der Aufsatz soll den Blick von spezialisierten und außerhalb des Regelangebots verorteten Projekten zur Lehre qualitativer Forschung lenken auf die Mühen der Ebene, bzw. auf die Mühen einer ganz bestimmten Ebene: die Lehre qualitativer Forschung in einer Hochschule für angewandte Forschung. Zunächst werden organisatorische und dann curriculare Rahmenbedingungen erläutert, dann für konkrete Veranstaltungen die Verbindung von Sozialer Arbeit und qualitativer Forschung in der Lehre geschildert; kurze Folgerungen bilden den Abschluss.
"Werden Metaphern als Ergebnis von qualitativen Forschungen genutzt, verleiten sie aufgrund ihres ikonischen Potenzials zu weit gehenden und problematischen Verallgemeinerungen ihres Sinngehalts. Der Aufsatz stellt Überlegungen der kognitiven Linguistik nach Lakoff und Johnson vor und nutzt sie, eine Methode zur beschränkten und damit verlässlichen Verallgemeinerung metaphorisch formulierter Sinnbezüge vorzustellen." (Autorenreferat)
Das Buch beginnt mit einer Sammlung sehr heterogener Forschungsmethoden, die genutzt werden sollen, um Textmaterialien aus öffentlichem Sprechen über Lebensprobleme in Radio, telefonischer Beratung oder Internetforen zu analysieren. Während dieser Teil eher verwirrt, stellt sich der größte Teil des Buches als informierte und dichte Kommentierung psychosozialer Beratung in nicht-traditionellen Medien heraus. Es ist daher für Beratungs- und Therapieausbildungen zu empfehlen.
Das Buch versammelt 16 Aufsätze, die sich um Begriffe der sprachlichen Vermittlung sozialen Sinns bemühen. Die Herausgeber versuchen, den neuen Begriff der "Sinnformel" als bündelnden Begriff in der Debatte zu etablieren; weitere Ansätze zu "Deutungsmuster", "Denkmuster", "Metaphern", "Leitbilder" und anderen etablierten Begriffen werden theoretisch und in konkreten Studien vorgestellt. Das Buch versteht sich als Suchbewegung und versammelt aktuelle Diskurse – und ist daher als Überblick und Einführung in eine stärker linguistisch orientierte Perspektive auch für qualitative Forschung zu empfehlen. Der Ansatz der kognitiven Linguistik ist in praktischen Studien, nicht jedoch im Theoriekapitel präsent – die Rezension trägt daher einige Zusammenhänge nach.
LAKOFF und JOHNSON belegen, dass alltägliche metaphorische Redewendungen in aller Regel auf kognitive Muster schließen lassen; solche Muster werden von ihnen als "metaphorisches Konzept" gefasst. Darüber hinaus erweitern sie den Begriff der Metapher über klassisch-rhetorische Definitionen hinaus. Metaphorische Konzepte erfassen damit Sinngehalte und Deutungsmuster, und von diesem Ansatz haben sich Metaphernanalysen als Auswertungsinstrument qualitativer Daten ableiten lassen. Das Buch ist die erste Fassung der später als "kognitive Linguistik" bekannt gewordenen Forschungsrichtung. Seine Lektüre bietet für qualitativ Forschende immer noch den besten Einstieg in die Thematik, und wird daher trotz späterer Veränderung der Begrifflichkeit zur Lektüre unbedingt empfohlen. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0402190 ; LAKOFF and JOHNSON argue that common metaphorical words imply cognitive models, which they call "metaphorical concepts." They extend the definition of metaphor beyond classical definitions. Metaphorical concepts grasp patterns of meaning and methods of metaphor analysis have been derived from this approach as tools for interpreting qualitative data. The book reviewed was the first publication of the so-called "cognitive linguistic" school. It can still be strongly recommended for qualitative researchers today, although some definitions have changed. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0402190 ; LAKOFF y JOHNSON plantean que las palabras metafóricas comunes implican modelos cognitivos, que ellos llaman "conceptos metafóricos". Extienden la definición de metáfora más allá de las definiciones clásicas. Los conceptos metafóricos comprenden modelos de significado y los métodos de análisis metafórico han ido derivando desde esa aproximación como herramientas para la interpretación de datos cualitativos. El libro reseñado fue la primera publicación de la llamada escuela de la "lingüística cognitiva". Puede continuar siendo fuertemente recomendable para los investigadores cualitativos actuales, si bien algunas definiciones han ...
LAKOFF und JOHNSON belegen, dass alltägliche metaphorische Redewendungen in aller Regel auf kognitive Muster schließen lassen; solche Muster werden von ihnen als "metaphorisches Konzept" gefasst. Darüber hinaus erweitern sie den Begriff der Metapher über klassisch-rhetorische Definitionen hinaus. Metaphorische Konzepte erfassen damit Sinngehalte und Deutungsmuster, und von diesem Ansatz haben sich Metaphernanalysen als Auswertungsinstrument qualitativer Daten ableiten lassen. Das Buch ist die erste Fassung der später als "kognitive Linguistik" bekannt gewordenen Forschungsrichtung. Seine Lektüre bietet für qualitativ Forschende immer noch den besten Einstieg in die Thematik, und wird daher trotz späterer Veränderung der Begrifflichkeit zur Lektüre unbedingt empfohlen.