Zunächst wird in der vorliegenden Arbeit versucht, aus sozialwissenschaftlicher Sicht das Bild zu korrigieren, das in den Medien derzeit von Kindheit und Elternschaft vermittelt wird. Im zweiten Teil werden die wesentlichen Charakteristika von Kindheit und Elternschaft dargestellt. Weiter wird auf nichtkonventionelle Lebensformen eingegangen, und es wird die Familienentwicklung in West- und Ostdeutschland verglichen. Ziel ist es dabei, einige Ansatzpunkte für politisches Handeln jenseits der Diskussion über den Familienleistungsausgleich anzusprechen. (SH2)
Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter hat im öffentlichen, politischen und akademischen Diskurs in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Beschreibung des Entscheidungsprozesses für oder gegen eine fortgeführte Erwerbstätigkeit über die Grenzen des Ruhestandsalters hinaus ist für Deutschland bisher nur lückenhaft vorgenommen worden. Als Grundlage für die Analyse dieses Entscheidungsprozesses verwendet dieses Buch eine Heuristik, die auf dem Rubikon-Modell der Handlungsphasen beruht. Neben der Beschreibung spezifischer Konstellationen formeller und informeller Tätigkeiten in einzelnen Phasen werden auch die sozialen, ökonomischen und gesundheitlichen Bedingungen in den Blick genommen, die das gewünschte oder notwendige Arbeiten von Menschen im Ruhestand fördern oder einschränken. Dies ermöglicht eine differenzierte Sichtweise auf den Prozess der Grenzgänge zwischen Erwerbsarbeit und Ruhestand und kann dadurch eine Orientierung für die politische, gesellschaftliche und insbesondere für die individuelle Gestaltung des jungen Alters bieten. Tabellenanhang: s. https://shop.budrich.de/wp-content/uploads/2019/09/Anhangtabellen.pdf
Der Anteil an Paaren jenseits der 50, bei denen beide Partner erwerbstätig sind, ist in der Vergangenheit stark gestiegen und wird voraussichtlich auch zukünftig weiter steigen. Derzeit sind bei mehr als der Hälfte aller Paare zwischen 50 und 69 Jahren beide Partner erwerbstätig (1996 waren es nur 25 Prozent) und bei jedem vierten Paar in diesem Alter sind beide voll erwerbstätig. In Ostdeutschland liegt dieser Anteil sogar bei knapp 40 Prozent. Der gemeinsame Übergang vom Beruf in den Ruhestand wird daher für immer mehr Menschen zu einem Lebensprojekt. Dies gilt insbesondere für Paare mit einem großen Altersabstand. Die Synchronisierung des Renteneintritts zwischen Partnern kann zu Abweichungen vom Regelalter des Renteneintritts führen und ist daher auch sozialpolitisch relevant.
Die durch das SARS-CoV-2 Virus verursachte COVID-19-Pandemie hat erhebliche Mängel bei der Erfassung und Dokumentation des Sterblichkeitsgeschehens in Deutschland offenbart. Die bestehenden Mängel schaden kurz- und langfristig dem Schutz der in Deutschland lebenden Menschen nicht nur gegen epidemisch auftretende Infektionskrankheiten, sondern auch gegen chronische nichtinfektiöse Krankheiten. Zusätzlich schaden diese Mängel auch der epidemiologischen und demografischen Forschung in Deutschland. Tendenziell bergen die Mängel auch die Gefahr, das Vertrauen in die staatlichen Institutionen zu beeinträchtigen.
"Der gesellschaftliche Modernisierungsprozeß, so wird besonders von Individualisierungstheoretikern argumentiert, hat in den letzten dreißig Jahren zur Herausbildung und Verbreitung zahlreicher nichttraditionaler Lebensformen neben der bürgerlichen Kleinfamilie geführt. Implizit wird dabei unterstellt, daß es sich bei diesen Lebensformen (v.a. Alleinlebende, Alleinerziehende, Stieffamilien, nichteheliche Lebensgemeinschaften) um moderne, d.h. um neuartige und individuell infolge einer relativ unabhängig getroffenen Wahlentscheidung entstandene, Lebensformen handelt. Eine solche Betrachtung ist in verschiedener Hinsicht unscharf, zum Teil auch unzutreffend. Ein Grund liegt in der dieser Interpretation zugrundeliegenden Geschichtsblindheit, ein anderer in der Abschottung gegen die Ergebnisse empirischer Sozialforschung. Sozialhistorische Studien zeigen, daß es sich bei vielen dieser Lebensformen strukturell keineswegs um neuartige Formen handelt und daß auch die heutige Pluralität der Lebensformen aus historischer Perspektive nicht neu ist, sondern eher als Rückkehr zur 'Normalität der Vielfalt'erscheint. Das Neue an diesen Lebensformen sind die Motive und Umstände, die zu ihrer Entstehung führen. Empirische Analysen verdeutlichen, daß ein erheblicher Teil dieser 'nichttraditionalen' Lebensformen nicht infolge relativ freier Wahl, sondern im Kontext der individuellen Lebensumstände und der gesellschaftlichen Lebensverhältnisse ein Stück weit zwangsläufig und unfreiwillig entsteht - und somit eher unmodern erscheint. Hinzu kommt, daß die übliche Klassifikation von Lebensformen anhand ihrer äußeren Strukturmerkmale mit einer gewissen Zwangsläufigkeit zu unrichtigen Schlußfolgerungen führt, da die soziologisch wie alltagspraktisch relevanten Differenzierungen hinsichtlich Binnenstruktur, Entstehungszusammenhängen und subjektiven Sinnzuschreibungen unberücksichtigt bleiben. Es stellt sich also die Frage: Wie modern sind die sogenannten nichtkonventionellen Lebensformen und wie sind sie im Kontext gesellschaftlicher Modernisierung zu betrachten? In meinem Beitrag möchte ich einige Probleme und Kriterien erörtern, die m.E. in der weiteren Diskussion über Situation und Wandel von Familie und privater Lebensführung stärkere Beachtung finden sollten und möglicherweise zu einer grundsätzlichen Neubewertung der verbreiteten Interpretationsmuster 'Pluralisierung von Lebensformen', 'Individualisierung der privaten Lebensführung' und 'Modernitätsrückstand der Familie in Ostdeutschland' führen könnten." (Autorenreferat)
Familie in allen Facetten Der Band liefert einen aktuellen Überblick über den Stand der europäischen Familienforschung und die Vielgestaltigkeit der Familien in Europa. Dabei werden vier Themenbereiche exemplarisch vertieft: Familienbilder, Geschlechtsrollen, Globalisierung, familiale Entwicklungsverläufe.
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Die durch das SARS-CoV-2 Virus verursachte COVID-19-Pandemie hat erhebliche Mängel bei der Erfassung und Dokumentation des Sterblichkeitsgeschehens in Deutschland offenbart. Die bestehenden Mängel schaden kurz- und langfristig dem Schutz der in Deutschland lebenden Menschen nicht nur gegen epidemisch auftretende Infektionskrankheiten, sondern auch gegen chronische nichtinfektiöse Krankheiten. Zusätzlich schaden diese Mängel auch der epidemiologischen und demografischen Forschung in Deutschland. Tendenziell bergen die Mängel auch die Gefahr, das Vertrauen in die staatlichen Institutionen zu beeinträchtigen.
Die stark besetzten "Babyboomer"-Jahrgänge, die in den 1950er und 1960er Jahren geboren wurden, verlassen in den nächsten 20 Jahren den Arbeitsmarkt. Hierdurch ist ein Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter zu erwarten, der in der öffentlichen Diskussion häufig als eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland angesehen wird. Für die Wirtschaftsleistung ist aber weniger die Gesamtzahl der Erwerbstätigen wesentlich, sondern vielmehr deren Ausbildungsstand und der geleistete Arbeitseinsatz in Stunden. Im Fokus steht das Arbeitsangebot. Präsentiert werden Projektionen zur Entwicklung der geleisteten Arbeitsstunden pro Woche nach Bildungsstand bis 2030. Diese werden für verschiedene Entwicklungsszenarien berechnet. Je nach Szenario wird die Gesamtzahl der gearbeiteten Stunden pro Woche bis 2030 stagnieren oder leicht sinken. Eine Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit und ein weiterer Anstieg der Erwerbstätigkeit bei Personen über 55 Jahre bieten Potenziale, die durch die Verrentung der Babyboomer entstehenden Lücken weitgehend zu schließen. Auch die Bildungsexpansion der letzten Jahrzehnte wird negativen Folgen der Alterung entgegenwirken, da sie die Anzahl der geleisteten Stunden positiv beeinflusst und Potenzial für weitere Erhöhungen der Pro-Kopf-Produktivität birgt. Beim Alterungsprozess im Arbeitsmarkt ist mit Stagnation oder nur mit geringen Anstiegen zu rechnen.
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 295-297
Mit beruflicher Mobilität sind neben einigen Vorteilen eine Reihe von Problemen und Belastungen verbunden, die in der Studie untersucht werden. Befragt wurden in über 1000 Interviews mobile Berufstätige und ihre Partnerinnen oder Partner, die in verschiedenen mobilen Arrangements leben (Fernpendler, Umzugsmobile, Wochenendpendler, Varimobile, Fernbeziehungen). Als Vergleichsgruppe wurden auch nicht mobile Personen befragt. Als Faustregel formulieren die VerfasserInnen der Studie: "Je jünger die Befragten, je höher der Bildungsabschluss und je kleiner der Haushalt, desto mobiler sind sie". Männer sind außerdem weit häufiger mobil als Frauen. Untersucht werden die Entscheidungsgründe für die Mobilität, die Belastungen, die Mobilität mit sich bringt, die Auswirkungen auf Familie und Partnerschaft und auf die sozialen Beziehungen insgesamt und der Unterstützungsbedarf aus der Sicht der beruflich Mobilen. Die AutorInnen stellen fest, dass Unternehmen mehr als bisher Mitverantwortung auch für das Privatleben ihrer Beschäftigten übernehmen sollten und dass Entwicklungspotenziale zur Gewinnung guter Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zukünftig weniger im materiellen als im nicht-materiellen, familienorientierten Bereich liegen werden. (IAB)
Die Studie gibt einen Überblick über die Größenordnungen der von der Schließung von Kindertagesstätten (Kitas) und Schulen betroffenen Elterngruppen sowie der Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt in den Monaten des Lockdowns. Im Anschluss werden vier Themenbereiche, die während der Krise an Relevanz gewannen, näher betrachtet: Eltern in systemrelevanten Berufen, Homeoffice als Lösung, Arbeitsteilung zwischen Frau und Mann sowie psychologische Folgen der Krise für Eltern.