"Der vorliegende Aufsatz untersucht Wirkungen attitudinaler Ambivalenz auf die Bewertung von Parteien und PolitikerInnen im deutschen Mehrparteiensystem. Auf der Grundlage kognitionspsychologischer Erkenntnisse zur politischen Informationsverarbeitung werden Hypothesen über Effekte von Ambivalenz auf die Mäßigung und Stabilität partei- und politikerInnenbezogener Bewertungen entwickelt. Diese werden auf der Grundlage von Daten aus einer Wiederholungsbefragung zur Bundestagswahl 1987 überprüft. Es wird gezeigt, dass hochgradige Ambivalenz gegenüber einer Partei oder einer KanzlerkandidatIn Bewertungen dieser Akteure mäßigt und destabilisiert. Ähnliche Ambivalenzeffekte können auf Bewertungen von Akteuren der gleichen parteipolitischen Couleur nachgewiesen werden, nicht jedoch auf Urteile über Akteure des Koalitionspartners. Die Ergebnisse sprechen für einen Beitrag des Memory-Based-Modells zur Erklärung politischer Urteilsbildung bei deutschen BürgerInnen. Zugleich scheinen in der Wahrnehmung der BürgerInnen Parteien und deren PolitikerInnen wesentlich enger miteinander verknüpft zu sein als verschiedene Parteien, die eine Koalition bilden." (Autorenreferat)
Building on the affective intelligence model, this paper addresses the role of anxiety caused by the economic crisis in affecting political information-processing. Utilizing data from a survey of a random sample from the German electorate, the analysis demonstrates that anxiety affected neither interest in politics nor interest in the campaign. Moreover, anxiety did not exhibit sizeable effects on media reception, political talks, & campaign reception. Anxiety conditioned the determinants of vote choice, however. High levels of anxiety caused by the crisis decreased the impact of party identification on vote choice while increasing the influence of issue attitudes. The paper concludes by summarizing key findings & discussing implications. Adapted from the source document.
For a considerable period, the ISAF mission of the German army to Afghanistan has been opposed by a majority of German citizens. This discrepancy between elite decisions & public opinion suggests that the process of political representation does not work smoothly. This paper shows that political elites hardly engaged in political leadership concerning this issue. Moreover, voters did not give strong incentives for elite responsiveness by casting policy votes on the Afghanistan issue. Even in the 2009 election, the Afghanistan issue did not play a major role in voting choice. At the same time, public opinion appears to have affected elite decisions. Accordingly, the process of political representation appears to work more smoothly than suggested at a first glance. Adapted from the source document.
Der Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, in wie weit Urteile über die Große Koalition das Wahlverhalten 2009 beeinflusst haben. Er gibt zunächst auf der Basis einer Onlinebefragung vor der Wahl einen Überblick darüber, wie die Große Koalition von den Bürgern wahrgenommen und bewertet wurde. Allgemein wurden ihre Leistungen als durchschnittlich bewertet und eine Tendenz zur Selbstblockade kritisiert, wobei die Parteienformation der Bundeskanzlerin als treibende Kraft gesehen wurde. Vor diesem Hintergrund wird gefragt, in wie fern Urteile über die Große Koalition das Wahlverhalten beeinflusst haben. Die empirische Evidenz spricht nach Einschätzung des Verfassers dafür, dass die Urteile der Bürger über die Große Koalition das Wahlverhalten nicht unbeeinflusst ließen, was sich besonders in einer Wahlentscheidung zu Gunsten von CDU und CSU ausdrückt. (ICE2)
Der Beitrag verfolgt das Ziel, einen Überblick über Stand und Entwicklung der Wahlforschung in Deutschland zu geben. Zunächst wird die Entwicklung der Wahlforschung heutigen Zuschnitts kurz nachgezeichnet. Anschließend werden zentrale Themen und Befunde der Wahlforschung aus den vergangenen drei Jahrzehnten dargestellt, die in einigen Hinsichten ein verändertes Stimmverhalten, in anderen aber nur einen veränderten Blick auf die Realität zeigen. Die Situation der community der Wahlforscher zwischen Spezialisierung, Offenheit und Integration wird beschrieben. Abschließend werden Herausforderungen und Perspektiven der Wahlforschung in Deutschland diskutiert. (ICE2)
"Der Aufsatz untersucht auf der Basis des Affective-Intelligence-Modells Wirkungen von Angst, die von der Wirtschaftskrise ausgelöst wurde, auf die politische Urteilsbildung der BürgerInnen bei der Bundestagswahl 2009. Mithilfe von Daten aus einer repräsentativen Vorwahlbefragung wird gezeigt, dass krisenbedingte Angst das Interesse an Politik und am Wahlkampf nicht verstärkte. Auch blieb sie ohne deutliche Wirkung auf das politische Kommunikationsverhalten. Krisenbedingte Angst sorgte jedoch dafür, dass BürgerInnen bei der Wahlentscheidung von langfristigen Parteibindungen wahrscheinlicher abwichen und stärker auf kurzfristige Sachfragenorientierungen reagierten. Der Aufsatz schließt mit einer Diskussion der zentralen Befunde und einiger Implikationen." (Autorenreferat)