Ein Kennzeichen der Wissensgesellschaft ist die zunehmende Nachfrage nach wissenschaftlicher Expertise seitens der Politik. Gilt das auch für den Bereich der Protestpolitik? Welche Formen von Expertise werden in der Nichtregierungspolitik in welcher Weise nachgefragt? Am Beispiel der globalisierungskritischen Bewegungsorganisation Attac wird gezeigt, dass auch für Protestpolitik der Zugriff auf wissenschaftliches Wissen bedeutsam ist. Um dieses Themenfeld zu untersuchen, werden zwei Theoriestränge erstmals zusammengeführt: die Wissenschaftsforschung und die Soziologie Sozialer Bewegungen. Wissenschaftliche Expertise dient bei Attac einerseits der Aufklärung der Öffentlichkeit, andererseits werden politische Forderungen wissenschaftlich legitimiert. Neben dieser strategischen Nutzung der Expertise als Mobilisierungsressource wirkt die Wissenschaft aber auch auf die Identitätsformation der Bewegungsorganisation. Die Einheit der Organisation Attac wird in starkem Maße über verwissenschaftlichte Kommunikation erzeugt, zugleich aber wegen des offenen Charakters wissenschaftlicher Beobachtung dauerhaft in der Schwebe gehalten. Ein den Rahmenbedingungen der Wissensgesellschaft angepasster Protest wird hier als "adaptiver Protest' konzipiert. Mit einem Vorwort von Peter Weingart, Professor für Wissenschafts- und Technikforschung, Universität Bielefeld
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Ein Kennzeichen der Wissensgesellschaft ist die zunehmende Nachfrage nach wissenschaftlicher Expertise seitens der Politik. Gilt das auch für den Bereich der Protestpolitik? Welche Formen von Expertise werden in der Nichtregierungspolitik in welcher Weise nachgefragt? Am Beispiel der globalisierungskritischen Bewegungsorganisation Attac wird gezeigt, dass auch für Protestpolitik der Zugriff auf wissenschaftliches Wissen bedeutsam ist. Um dieses Themenfeld zu untersuchen, werden zwei Theoriestränge erstmals zusammengeführt: die Wissenschaftsforschung und die Soziologie Sozialer Bewegungen. Wissenschaftliche Expertise dient bei Attac einerseits der Aufklärung der Öffentlichkeit, andererseits werden politische Forderungen wissenschaftlich legitimiert. Neben dieser strategischen Nutzung der Expertise als Mobilisierungsressource wirkt die Wissenschaft aber auch auf die Identitätsformation der Bewegungsorganisation. Die Einheit der Organisation Attac wird in starkem Maße über verwissenschaftlichte Kommunikation erzeugt, zugleich aber wegen des offenen Charakters wissenschaftlicher Beobachtung dauerhaft in der Schwebe gehalten. Ein den Rahmenbedingungen der Wissensgesellschaft angepasster Protest wird hier als "adaptiver Protest' konzipiert. Mit einem Vorwort von Peter Weingart, Professor für Wissenschafts- und Technikforschung, Universität Bielefeld
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Der Beitrag liefert einen Überblick über Funktion und Verfahren von Forschungsevaluationen sowie ihrer Institutionen in Deutschland. Die Darstellung der Forschungsevaluation beschränkt sich weitgehend auf Verfahren und Institutionen des Informed Peer Review, ergänzt durch Indikatoren zur Erstellung von Forschungsindikatoren. So werden im ersten Schritt zunächst die gängigen Indikatoren der Forschungsqualität kurz dargestellt. Im zweiten Schritt werden anschließend die wichtigsten Institutionen (Wissenschaftsrat, Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen, Zentrum für Evaluation und Methoden -ZEM- an der Universität Bonn), die Forschungsevaluationen in Deutschland durchführen, benannt und kategorisiert. Sodann wird das grundlegende Verfahren der auf Peer Review basierenden Forschungsevaluationen beschrieben und unterschiedliche Ausprägungen dargestellt. Im vierten Schritt werden schließlich Aspekte der Akzeptanz von Forschungsevaluationen identifiziert. Abschließend wird ein Ausblick auf die Entwicklung von Forschungsevaluation gegeben, der ein informations- und kontrollorientiertes Verständnis von Forschungsevaluation einem entwicklungsorientierten Verständnis gegenüberstellt. (ICG2)
Das Abschlussdokument Agenda 21 der Rio-Konferenz von 1992 fordert in Kapitel 28 die Kommunen auf, in einem breiten Konsultationsprozess mit ihrer Bürgerschaft lokale Aktionsprogramme für eine nachhaltige Entwicklung zu entwickeln. Nachdem in Berlin alle (ehemaligen) 23 Stadtbezirke in diesen Prozess eintraten, setzte das Abgeordnetenhaus von Berlin mit seinem Beschluss vom September 1999 den Startschuss für die Entwicklung einer gesamtstädtischen Agenda. In dieser Arbeit werden zunächst die Aktivitäten und Erfahrungen der Lokale Agenda 21-Prozesse in den einzelnen Stadtbezirken ausgewertet und dann mit den gesamtstädtischen Entwicklungen verglichen. Nach den Kriterien Partizipation, Öffentlichkeitsarbeit und Verbindlichkeit der Politik - die sich als zentrale Erfolgsfaktoren für die LA 21 herausstellten - kann der Berliner Agenda-Prozess nicht als stabilisiert gelten. Während in den Stadtbezirken die (Bürger-)Beteiligung abnimmt, ist auf der gesamtstädtischen Ebene von vornherein eine geringe und eher professionelle Beteiligung gegeben. Es wird vorgeschlagen, den vagen Begriff der (Bürger-)Beteiligung anhand des Gegensatzpaares Konsens versus Dissens genauer zu differenzieren und die von Akteuren zunehmend geäußerte Kritik an den in der LA 21 vorherrschenden Konsensstrategien ernsthaft zu berücksichtigen. Eine anstehende Wende von der Konsensbzw. win-win-Strategie hin zu einer konstruktiven Dissensstrategie der sozialen Bewegungen wird diskutiert. ; In chapter 28 of the final document Agenda 21 of the Rio Conference 1992, the local municipalities are requested to develop local action programs to implement sustainable development. After all (former) 23 boroughs of Berlin became involved in the Local Agenda 21 process, the city parliament passed a resolution in September 1999 to develop a Berlin-wide Local Agenda 21. This paper investigates the activities and experiences with the agenda processes in the individual boroughs of Berlin and, afterwards, compares these to citywide developments. According to the criteria participation, public relations and policy commitment-which are identified as central for a successful process-the Berlin process cannot be considered as stabilised. While participation has decreased in the boroughs, the citywide process was characterised by low participation and professional actors from the very outset. This paper suggests that the vague concept of participation should be distinguished along the concepts of consensus and dissent. The criticism against the consensus strategy of the Local Agenda 21 mentioned by local actors should be taken seriously into account. The upcoming turn from consensus and win-win strategies towards new dissent strategies in social movements is discussed.
In dem Artikel werden Überlegungen über räumliche Leere auf den sozialen Prozess der Annäherung an Fremdes übertragen. Leere ist gesellschaftlich nicht geduldet. Leerer Raum wird möglichst dicht gefüllt, leere Zeit möglichst effektiv genutzt. Überträgt man die Metapher der Leere auf einen Menschen, so darf auch dieser nicht 'leer' bleiben. Der Mensch darf nicht undefiniert - denn dadurch unkontrollierbar - bleiben. Im dominanten Diskurs wird derjenige, der als 'fremd' bezeichnet wird, in der Regel fremddefiniert. D.h. diese Definition geschieht im Monolog, weitgehend unabhängig von der fremden Person. So wird hier der Begriff der Leere dem der Fremde vorgezogen. Begreift man den Annäherungsprozess zwischen zwei sich fremden Menschen als Dialog, so drückt der Begriff der Leere geradezu einen 'architektonischen' Reiz der Fremde aus. Im Dialog treten beide Gegenüber in einen intermediären Raum, den sie gemeinsam auffüllen. Der leere Raum bietet die 'Freiheit des Undefinierten' und ermöglicht so die Konstruktion von Neuem. Leere/ Fremde kann so als ein Potential für gesellschaftlichen Wandel wirken.
Kommunen sind zunehmend mit Krisen konfrontiert, die Risiken mit sich bringen und auf die die Verwaltungen kommunikativ reagieren müssen. Am Beispiel der Corona-Krise wird anhand von Literaturanalysen und Experteninterviews die Risikokommunikation der Kommunalverwaltungen untersucht. Die Interviews wurden mit Kommunikationsexperten aus fünf kreisfreien Städten und fünf Kreisen in Nordrhein-Westfalen geführt. Es wird deutlich, dass die Verwaltungen sich auf bekannte Arten von Krisen gut vorbereitet fühlen. Die Corona-Krise hingegen wird in Art und Ausmaß als neu und unvorhersehbar beschrieben. Die Kommunalverwaltungen mussten neue kommunikative Modi zum Umgang damit finden. Erste Folgerungen für Kommunalverwaltungen werden aus den Ergebnissen abgeleitet und die Krisenkommunikation in der Corona-Pandemie wird als Herausforderung und zugleich als Impulsgeber für Kommunalverwaltungen – auch für zukünftige Krisen – diskutiert.
The application of exhibitions as instruments & catalysts for participative solutions of social problems is the theme of this article. It introduces the citizens' exhibition as a new participative process for citizens, showing citizens' views together with interview clips & pictures of the citizens & the district. Furthermore, it presents advantages & disadvantages of the process & its range of application, supported by several test runs in other states. The author outlines: (1) debate classification, (2) process description, (3) mode of operation of the process, & (4) empirical tests. He concludes that the citizens' exhibition with its artistic execution of real life situations invites the viewer to participate. 14 References. E. Sanchez
More than ten years after the Rio Earth Summit in 1992, which marked the institutionalization of Agenda 21 and the beginning of Local Agenda 21 processes all over the world, it is time to summarize and evaluate the situation with respect to Local Agenda 21 in Germany. Even in Germany, which can be considered as a latecomer regarding the implementation of Local Agenda 21, the diffusion of this policy innovation seems to have reached its end. This paper starts from an international, comparative perspective and Germany's position as a latecomer regarding Local Agenda 21 initiation; however, it focuses primarily on the intranational, comparative standpoint. We analyze the diffusion of Local Agenda 21 in four German states (Länder) (Berlin, North Rhine-Westphalia, Bavaria, and Thuringia). The comparisons between Germany and other countries at international level and between the Länder at national level demonstrate that the diffusion of Local Agenda 21 depends above all on three factors: (1) local authorities' capacities for action; (2) financial and political support from national and regional governmental organizations; and (3) (trans)national and regional agenda transfer institutions which facilitate the exchange of knowledge and know-how between local authorities, and thus accelerate the diffusion of Local Agenda 21 processes. Local authorities, which have greater capacities for action, which are better supported by the particular German state (Land) where they are located, and which show a higher degree of integration into transfer networks are more active and innovative in the area of Local Agenda 21. ; Mehr als zehn Jahre nach dem Umweltgipfel in Rio 1992, der die Institutionalisierung der Agenda 21 und den Beginn von Lokalen Agenda 21-Prozessen überall in der Welt kennzeichnete, ist es an der Zeit, die Situation der Lokalen Agenda 21 in Deutschland zu bilanzieren und zu evaluieren. Sogar in Deutschland, das als Nachzügler im Bereich der Implementation der Lokalen Agenda 21 betrachtet werden kann, scheint die Diffusion dieser Politikinnovation an ihrem Ende angelangt zu sein. Als Ausgangspunkt dieses Artikels dient die international vergleichende Perspektive und Deutschlands Position als Nachzügler im Hinblick auf die Initiierung der Lokalen Agenda 21. Die Analyse konzentriert sich allerdings vor allem auf die intranational vergleichende Perspektive. Wir analysieren die Diffusion der Lokalen Agenda 21 in vier ausgewählten deutschen Ländern (Berlin, Nordrhein- Westfalen, Bayern und Thüringen). Die Vergleiche zwischen Deutschland und anderen Ländern auf der internationalen Ebene und zwischen den deutschen Ländern auf der nationalen Ebene zeigen, dass die Diffusion der Lokalen Agenda 21 vor allem von drei Faktoren abhängt: (1) den Handlungskapazitäten der Städte und Gemeinden, (2) der finanziellen und politischen Unterstützung durch nationale und regionale Regierungsorganisationen sowie (3) den (trans)nationalen und regionalen Institutionen des Agenda-Transfers, die den Erfahrungsaustausch zwischen den Kommunen verbessern und die Diffusion von Lokalen Agenda 21- Prozessen beschleunigen. Städte und Gemeinden, die über mehr Handlungskapazitäten verfügen, von dem Bundesland, in dem sie liegen, besser unterstützt werden, und einen höheren Grad der Integration in Transfernetzwerke aufweisen, sind im Bereich der Lokalen Agenda 21 aktiver und innovativer.