Der neue Imperialismus
In: Permanenter Krieg oder nachhaltiger Frieden?: Interessen, Trends und Mächte, S. 18-41
Die Autoren beleuchten die Hintergründe für die Tatsache, dass der Begriff des Imperialismus, welcher lange Zeit in den Analysen der Weltpolitik und der Weltwirtschaft kaum eine Rolle spielte, gegenwärtig eine erstaunliche Renaissance erlebt. Obwohl die Hegemonie der USA und ihre führende Rolle bei der Gestaltung der neuen Weltordnung nach dem Ende des Kalten Krieges bereits Gegenstand zahlreicher kritischer Analysen war, avancierte der Imperialismus-Begriff erst nach dem Machtantritt von Präsident George W. Bush und insbesondere nach dem 11. September 2001 zur Selbstbeschreibung der "Weltpolizisten-Rolle" der USA. Es sind nun vor allem neokonservative Publizisten und Analytiker, die den Begriff in positiver Weise verwenden, um die Rolle der USA in der Welt zu beschreiben. Dagegen erhoben sich - wenn auch deutlich schwächer - die Stimmen derjenigen, die die Imperialismusanalyse mit einer Kritik an der Politik der USA und ihres Weltordnungsprojektes verbinden, wie im vorliegenden Beitrag näher ausgeführt wird. Die neue Imperialismuskritik reflektiert einerseits den Zusammenhang zwischen der kapitalistischen Globalisierung und ihren Widersprüchen sowie dem zunehmend aggressiven, gewaltförmigen Charakter der Politik der USA und anderer europäischer Staaten. Auf der anderen Seite kritisiert sie den US-amerikanischen Unilateralismus als das Projekt einer Weltordnung, die gemäß den "nationalen Interessen" der USA geregelt und geschützt werden muss. (ICI2)