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Unbeugsam hinter Gittern: Die Hungerstreiks der RAF nach dem Deutschen Herbst
Nach dem Deutschen Herbst (1977) sahen die Gefangenen der Roten Armee Fraktion in Hungerstreiks ihre vermeintlich letzte Waffe zur Verbesserung ihrer Situation in den bundesdeutschen Haftanstalten. Jan-Hendrik Schulz legt kenntnisreich dar, wie diese Kampagnen der Inhaftierten von einem internationalen Unterstützerumfeld begleitet wurden, zu dem auch die relativ erfolglosen Hungerstreiks der Action Directe in Frankreich gehörten. Basierend auf einem umfangreichen Quellenkorpus, bietet dieses Buch - eine Pionierarbeit der historischen Terrorismusforschung, die als erste geschichtswissenschaftliche Studie die späte Wirkungsgeschichte der RAF in den 1980er-Jahren untersucht - eine neue Sicht auf das Beziehungsgeflecht zwischen RAF-Gefangenen und ihrem "radikalen Milieu".
Hungerstreikkampagnen von politisch motivierten Inhaftierten aus der Roten Armee Fraktion (RAF) und der Action Directe (AD) in den 1980er Jahren : eine Geschichte des radikalen Milieus in der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich
Defence date: 18 April 2016 ; Examining Board: Professor Doctor Heinz-Gerhard Haupt, European University Institute; Professor Doctor Pavel Kolár, European University Institute; Professor Doctor Gisela Diewald-Kerkmann, Bielefeld University; Professor Doctor Detlef Siegfried, University of Copenhagen. ; Die Arbeit soll aufzeigen, in welchem Masse die bundesrepublikanische Gesellschaft auch nach dem Deutschen Herbst 1977 mit politisch motivierten Inhaftierten aus der Stadtguerillagruppe Rote Armee Fraktion (RAF) konfrontiert war. Im Unterschied zu den 1970er Jahren spielte sich die Auseinandersetzung zwischen Staat und RAF-Gefangenen in den 1980ern weniger in massenmedialen Diskursen ab. Vielmehr wurde der Konflikt um die zentrale Forderung der Inhaftierten nach einer Zusammenlegung gemäss Genfer Konventionen aus einem durchorganisierten, jedoch gesellschaftlich relativ isolierten radikalen Milieu, dem militanten Unterstützerumfeld der Inhaftierten, an die involvierten staatlichen Instanzen herangetragen. Im Zuge von mehreren Hungerstreikkampagnen, die teilweise von terroristischen Anschlägen begleitet wurden, versuchten die Angehörigen des radikalen Milieus, zu denen konkret Familienmitglieder der Inhaftierten – die Angehörigen –, ihre politisch motivierten Strafverteidiger sowie militante Antiimperialisten und Autonome zählten, den Staat auf unterschiedliche Weise zu Zugeständnissen zu bewegen. Obgleich staatliche Instanzen auf diese Herausforderung gewöhnlich kompromisslos mit Repressionen, wie etwa Haftverschärfungen und Zensurmassnahmen in den Gefängnissen, sowie der Kriminalisierung der Gefangenen-Unterstützer reagierten, resultierten aus dem Konflikt letztlich auch gesellschaftliche Dialogansätze und -möglichkeiten. Die Erfolge und Misserfolge einzelner Initiativen beeinflussten massgeblich die Eigendynamik militanter und terroristischer Kampagnen. Die Untersuchung soll den komplexen politischen Entwicklungsprozess des radikalen Milieus in der Bundesrepublik in den 1980er Jahren skizzieren und diesen mit der politisch marginalisierten radikalen Linken in Frankreich, konkret mit der Stadtguerillagruppe Action Directe (AD) und ihrem Unterstützerumfeld, in Kontrast stellen. Zudem soll der transnationale Bezug der AD auf ihr entlehntes radikales Milieu in Westeuropa, insbesondere zum Umfeld der RAF-Gefangenen in der Bundesrepublik, herausgestellt werden.
BASE
World Affairs Online
Die Geschichte hinter dem Bild, [74?], Die RAF in den 1980er-Jahren
Die Geschichte der Roten Armee Fraktion (RAF), einer linksradikalen terroristischen Vereinigung in der Bundesrepublik Deutschland, in den 1980er-Jahren gilt als bilderlose Zeit. Eine Ausnahme ist das Foto der zerstörten Limousine des Vorsitzenden der Deutschen Bank Alfred Herrhausen, der am 30. November 1989 einem Bombenattentat der RAF zum Opfer fiel. Das Autowrack ist vielen Zeitgenoss/innen gemeinsam mit Fotos aus den "Hochzeiten des Terrorismus" in den 1970er-Jahren, die insbesondere während des Deutschen Herbstes 1977 entstanden waren, im Gedächtnis geblieben.