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Der Beitrag zeigt anhand des analytischen Instrumentariums und der methodischen Vorgehensweisen des Labeling-Ansatzes in der Kriminologie und Kriminalsoziologie, wie Deutungsschemata die Wahrnehmung von Gewalt prägen und zu reorientieren vermögen. Der Autor kritisiert den radikalen Konstruktivismus dieses Ansatzes, der seit den achtziger Jahren verstärkt rezipiert worden ist, und zeigt daran anschließend die Desiderata einer Kriminologie der Gewalt auf. Die Ausführungen zeigen, dass die kriminologische Beschäftigung mit der politisch motivierten Gewalt in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts für die Kriminologie der "globalisierten Makrokriminalität" auch heute noch Früchte trägt. Jene Gewalt richtete sich als so genannte "Gegengewalt" gegen den Staat der BRD. In den 1990er Jahren wandelte sich die Struktur der politisch motivierten Gewalt. Das führte zu Irritationen in der wissenschaftlichen Reflexion über diese Gewalt in der deutschen Kriminologie. Sie sind in einem ersten Schritt Gegenstand der Überlegungen. Dabei werden der Ausgangspunkt und die Desiderata des Labeling-Ansatzes dargelegt. Die Einbeziehung der Akteurperspektive auf der Täterseite kennzeichnet einen theoretischen Aufbruch, der nutzbar gemacht werden kann für eine zeitgemäße Kriminologie der Gewalt, die nicht zuletzt die globalisierten Formen der "weichen" und "harten" Gewalt zu erklären hat. (ICA2)