"Die Verknüpfung von zivilen und militärischen Zwecken ('dual use') in Forschung und Lehre wird an deutschen Hochschulen immer üblicher. Dagegen rührt sich allerdings zunehmend Widerstand. Die Forderung nach einer ausschließlichen Zivilorientierung (Zivilklausel) wird lauter. In W&F 3-2010 wurde bereits ein Überblick über bestehende Zivilklauseln und die Praxis damit gegeben. Im nachfolgenden Artikel beschreibt der Autor eine neu entstandene Dynamik gegen die Militarisierung der Hochschulen, die mit der Bildung einer neuartigen Organisationsstruktur in der Wissenschaftslandschaft, mit dem Karlsruhe Institute of Technology, zu tun hat." (Autorenreferat)
"Mit großem Aufwand wird in diesem Jahr das 60-jährige Jubiläum des Grundgesetzes gefeiert. Tatsächlich gibt es genügend gute Gründe zu trauern 'angesichts seines schrecklichen Aussehens, nachdem es unter die Räuber gefallen ist'. Das gilt für die im Zuge des neoliberalen Umbaus der Gesellschaft in Angriff genommene Privatisierung der Hochschulen genauso wie für die in der Verfassung verankerte Wissenschaftsfreiheit (Artikel 5.3 GG), die mehr und mehr in ein Freiheitsrecht für Militärforschung umgefälscht wird. Das alles zeigt sich prototypisch am Projekt 'Karlsruhe Institute of Technology' (KIT), der geplanten Verschmelzung der Universität Karlsruhe (TH) mit dem Forschungszentrum Karlsruhe." (Autorenreferat)
"Im Gefolge der Anschläge des 11. September haben die Bestrebungen neuen Auftrieb erhalten, zivile Forschung für militärische Zwecke in Dienst zu nehmen. Gemäß den neuen verteidigungspolitischen Richtlinien sind die Mittel des Verteidigungsetats auf die Befähigung der Bundeswehr zu weltweiten Militäreinsätzen umzuorientieren. Mit GALILEO wird der militärischen Nutzung des Weltraums Schubkraft verliehen werden. Die gerade unterzeichnete EU-Verfassung sieht eine permanente Aufrüstung unter Einschluss der Forschung vor. Der Plan, die Institute der Forschungsgesellschaft für Angewandte Naturwissenschaften (FGAN) und das Institut für Technische Physik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in die Fraunhofergesellschaft(FhG) einzugliedern, wird ausdrücklich mit den verteidigungspolitischen Richtlinien und der beabsichtigten Nutzung von zivil/ militärischen Synergieeffekten begründet. Wie reagieren darauf die in der staatlich finanzierten, außeruniversitären Forschung Beschäftigten? Gibt es Gegenkräfte gegen die Militarisierungspläne? Treten diese der Militarisierung sichtbar entgegen? Hat die Entspannungs- und Friedenspolitik der 1970er Jahre im Bewusstsein der Forscher Spuren hinterlassen? Haben die auch früher schon propagierten 'dual use'-Konzepte Wirkungen gezeitigt? Ist die bisher überwiegend praktizierte organisatorische Trennung von ziviler und militärischer Forschung in der staatlichen Forschung ein Militarisierungshemmnis? Die praxisbezogene Betrachtung des Autors - aus Anlass der beabsichtigten Eingliederung staatlicher Rüstungsforschung in die Fraunhofergesellschaft - beleuchtet einen Teilsektor der Forschung, sie kann aus Platzgründen nicht auf Details der geplanten Fusion eingehen." (Autorenreferat)