»Diener des Volkes«: Eine TV-Serie zwischen satirischer Fiktion und politischer Realität
In: Indes: Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, Band 10, Heft 1-2, S. 70-75
ISSN: 2196-7962
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In: Indes: Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, Band 10, Heft 1-2, S. 70-75
ISSN: 2196-7962
In: Comparative Southeast European studies: COMPSEES, Band 69, Heft 2-3, S. 441-443
ISSN: 2701-8202
In: Telos: critical theory of the contemporary, Band 2021, Heft 195, S. 65-81
ISSN: 1940-459X
Dass Jurij Gagarin mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Weltraumflug noch eine politische Symbolkraft für die zivilgesellschaftliche Opposition entfalten kann, ist auf den ersten Blick höchst erstaunlich und zugleich symptomatisch. Erstaunlich, weil Gagarin Zeit seines Lebens ein Mann des sowjetischen Systems, des Militärs und der Macht war, der alle Privilegien der Nomenklatura genoss und alle Positionen der Herrschenden vertrat, also für jede Oppositionsbewegung eigentlich ein rotes Tuch sein müsste. Symptomatisch aber ist seine exzeptionelle Verehrung zugleich, da er zwar die offiziellen Parolen von Freundschaft und Frieden (Družba i mir) wie kein anderer verkörperte, diese aber in der öffentlichen Wahrnehmung seiner Person gerade nicht mit einer diesseitigen zivilgesellschaftlichen Reform des Alltagslebens verbunden waren. Denn egal welche politischen Positionen er auch vertrat, der Held aller Herzen blieb er aufgrund seines Weltraumflugs, der vor allem maximale ideologische und imaginäre Ferne von den Polen der Macht und der Politik verhieß: Seine leibhaftige Person versprach als "Kolumbus der Sternenozeane" (Kolumb zvezdnych okeanov) und "Himmelssohn" Ausbruch aus dem irdischen Elend und überirdische Erlösung. Schaut man sich diese ambivalente Konzeptualisierung von Gagarin als Gründungs- und Identifikationsfigur einer russischen Zivilgesellschaft jedoch näher an, stellt man fest, dass sie Produkt verschiedener, teils parallel, teils sukzessiv verlaufener Konstellationen und Genealogien ist. Hinter Gagarin als Kulturheros verbergen sich unterschiedliche religiöse, philosophische und kulturelle Konzepte und Muster, was gerade die Attraktivität und Langlebigkeit seines Mythos sicherte. Für die einen stand er noch fest auf dem Boden der sozialistisch-realistischen Heldenkonzeptionen, so wie sie für den Kulturheros der Stalinzeit entwickelt worden sind (Abschnitt 2), für andere war er vor allem der Himmelsbote, der ein höheres – extrapolierendes – Wissen aus den Weiten des Weltraums zur Erde brachte (3). Andere brachten ihm als identitätsstiftender Erinnerungsfigur wiederum eine nahezu kultische Verehrung entgegen (4), während sich sein imaginärer Körper in einer globalisierten Populärkultur zu einer an keine bestimmten kollektiven Zugehörigkeiten und Gesellschaftsprojekte gebundenen Ikone des Fortschritts entwickelte (5). Sein zum geflügelten Wort gewordener Ausruf "Poechali!" - "Los geht's!", den er kurz vor seinem Weltraumflug äußerste, wurde als Aufbruchssignal in eine ungewisse Zukunft ganz unterschiedlich rezipiert.
BASE
In: Osteuropa, Band 69, Heft 5, S. 141-155
ISSN: 2509-3444
In: Slavic review: interdisciplinary quarterly of Russian, Eurasian and East European studies, Band 72, Heft 2, S. 224-246
ISSN: 2325-7784
Based on a detailed analysis of published and unpublished sources, Matthias Schwartz reconstructs the making of Soviet science fiction in the cultural context of Soviet literary politics. Beginning in the 1920s,nauchnaia fantastika(scientific fantasy) became one of the most popular forms of light fiction, though literary critics and activists tended to dismiss it because of its origins in popular adventure, its ties to the so-called Pinkerton literature, and its ambiguous relationship to scientific inventions and social progress. Schwartz's analysis shows that even during high Stalinism, socialist realism's norms were far from being firmly established, but in the case of nauchnaia fantastika had to be constantly negotiated and reconstituted as fragile compromises involving different interest groups (literary politicians, writers, publishers, readers). A cultural history of Soviet science fiction also contributes to a better understanding of what people actually wanted to read and sheds new light on the question of how popular literature adapts to political changes and social destabilizations.
In: Osteuropa, Band 63, Heft 11-12, S. [23]-40
ISSN: 0030-6428
Die Jugend galt lange als Pionier der Zukunft. Doch mit diesem Selbst- und Fremdbild ist es vorbei. All ihre Distinktionsmerkmale werden von kommerziellen Interessen vereinnahmt. Abgrenzung funktioniert nicht mehr. Dies reflektieren die Romane der osteuropäischen Frustrationsprosa. Sie demonstrieren, dass neben "realsozialistischen" oder nationalen Kulturmustern auch die Jugendbilder westlicher Populärkulturen nicht mehr zur Selbstverortung taugen. (Osteuropa (Berlin) / SWP)
World Affairs Online
In: Osteuropa, Band 63, Heft 11, S. 23-40
ISSN: 0030-6428
In: Slavic review: interdisciplinary quarterly of Russian, Eurasian and East European studies, Band 72, Heft 2, S. 224-246
ISSN: 0037-6779
In: Berliner Osteuropa-Info, Heft 23, S. 100-109
Der Beitrag zu Alltag und Ideologie im Realsozialismus erörtert die These, wonach kosmische Themen in der Nachkriegszeit insbesondere seit Mitte der 1950er bis in die 1970er Jahre ein zentrales Mittel sind, ideologische Dispositive in der sowjetischen Alltagskultur zu verankern. Dies gelingt - so die Annahme - vor allem dank spezifischer Popularisierungsformen, die sich konzeptionell als 'Wunder mit wissenschaftlicher Begründung' definieren lassen. Deren Propagierung findet insbesondere in weit verbreiteten populärwissenschaftlichen Journalen, aber auch in der Tages- und Wochenpresse statt. Gleichzeitig entwickelt sich die sowjetische Science-Fiction seit Ende der 1950er Jahre zu einer überaus populären Massenliteratur, indem sie in fantastisch verfremdeter Form die ideologischen Dispositive der Wissenschaftspopularisierungen zum sowjetischen Alltagsleben in Bezug setzt. Die Ausführungen beginnen mit einer kurzen theoretischen Konzeptualisierung zum Wunderbegriff und zur Ideologie der sowjetischen Science-Fiction. Darauf folgend wird der populärwissenschaftliche Diskurs über Wunder sowie über die Besiedelung des Kosmos skizziert. Anschließend wird exemplarisch untersucht, wie sich die sowjetische Science-Fiction diese Diskurse angeeignet hat. In der unmittelbaren Nachkriegszeit bis 1953/54 bleiben 'kosmische Begebenheiten' noch in die offizielle Ideologie einer - oft mythischen - Verzauberung des Alltags eingebunden. Erst mit der Tauwetterperiode im Jahrzehnt 1954 bis 1964 verschiebt sich deren Funktion. Jetzt wird die fiktionale Welt in größere raumzeitliche Dimensionen erweitert und relativiert somit auch die eigene Weltsicht und deren ideologische Grundannahmen. In der Breschnew-Zeit findet in der Fantastik eine weitere Entzauberung der Wissenschafts- und Kosmosbegeisterung statt, indem jenseitige Visionen mit einer tristen und spießigen Gegenwart konfrontiert werden. Die 'Wunder' verlieren nach 1964/65 ihre transformative Wirkungsmacht sowohl in Bezug auf den Alltag als auch auf die ideologischen Prämissen. So zeigt sich am Ende, dass der sowjetische Griff nach den Sternen neben einer ideologischen Selbstüberhöhung des Menschen immer auch ein sehnsüchtig suchender Blick nach Möglichkeiten ist, dem Alltag zu entfliehen. (ICG2)
In: Berliner Osteuropa-Info: BOI ; Informationsdienst des Osteuropa-Instituts der Freien Universität, Band 23, S. 100-109
ISSN: 0945-4721
In: Berliner slawistische Arbeiten 22
Cover -- Half-Title -- Title -- Copyright -- Contents -- List of Figures -- Notes on Contributors -- Introduction -- Part I Reconsidering Generational Change -- 1 The End of Childhood and/or the Discovery of the Tineidzher? Adolescence in Soviet and Post-Soviet Culture -- 2 Youth Cultures and the Formation of a New Political Generation in Eastern Europe -- 3 Fast Forward to Capitalism? Accelerated Youth in Post-Socialism -- 4 Revival without Nostalgia: The 'Dizel' Movement, Serbian 1990s Cultural Trauma and Globalised Youth Cultures
In: Osteuropa, Band 57, Heft 5, S. 274-275
ISSN: 0030-6428
In: Osteuropa, Band 54, Heft 11, S. 75-86
ISSN: 0030-6428