Die französische Gewerkschaftspolitik angesichts der Krise: Krisenentwicklung und Krisenerscheinungen: Arbeitslosigkeit, Inflation, neue Wirtschaftsstrukturen
In: WSI-Mitteilungen: Zeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Band 32, Heft 4, S. 215-220
ISSN: 0342-300X
"Die Industrialisierung hat in Frankreich zwischen 1955 und 1973 die Beschäftigung aber zugleich auch die Arbeitslosenquote erhöht und die Strukturveränderungen auf Unternehmensebene vorangetrieben. In dieser Periode wurden die Arbeitszeit verkürzt, die Arbeitslosenversicherung eingeführt und tarifvertragliche Abfindungsregelungen für den Fall von Entlassungen sowie vorzeitiger Pensionierung vereinbart. Ein Anti-Kriseninstrumentarium war somit geschaffen. Negative Folgen für die Lohnentwicklung nach Ausbruch der Krise 1974 wurden in Frankreich zwar zunächst durch eine expansive Geldpolitik verzögert. Sie trafen dann aber nach dem Einschwenken der französischen Wirtschaftspolitik auf neoklassischen Kurs die Gewerkschaften im Bereich der Beschäftigung und der Einkommen 1976/77 zu einem Zeitpunkt, als diese sich voll für den Wahlkampf für 1978 engagiert hatten. Neben der Wahlniederlage vom März 1978 trug die wachsende Arbeitslosigkeit zur Entmutigung der Arbeitnehmer bei. Dadurch geschwächt, gestaltet sich der gewerkschaftliche Kampf gegen Entlassungen und für einen neuen Typus des Wachstums, der zugleich der internationalen Konkurrenzsituation Rechnung trägt, sehr schwierig. Die Forderung der 35 Stunden-Woche wird von den Gewerkschaften infolgedessen nur unter der Voraussetzung ihrer allgemeinen Durchsetzung im Rahmen der EG gestellt." (Autorenreferat)