Frieden in Europa - ein Komplexprogramm
In: Einigung und Zerfall: Deutschland und Europa nach dem Ende des Ost-West-Konflikts ; 19. Wissenschaftlicher Kongreß der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, S. 189-203
Der vorliegende Beitrag geht folgenden Fragen nach: Warum tut sich die praktische Politik, aber auch die Wissenschaft mit dem Umbruch, den das Jahr 1989/90 für Europa bedeutet, so schwer? Warum wirkt vieles, was getan, aber auch gedacht wird, so wenig perspektivenreich und kleinmütig, nur dem jeweiligen tagespolitischen Durchwursteln verhaftet? Die Antwort auf diese und gleichgelagerte Fragen ist eine zweifache: Der Umbruch in Europa war unvergleichlich tiefgreifend und beendete eine politische Epoche, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene und vierzig Jahre dauernde Ordnung der Nachkriegszeit. Und die Anforderungen an friedenspolitisch-konzeptuelles Denken und entsprechendes Handeln sind in der Folge dieses Umbruches und angesichts eher verdeckter, säkularer politischer Entwicklungstrends, die nunmehr offenkundig werden, erheblich gewachsen. Friedensdenken und Friedenspolitik gleichen deshalb heute einem mehrfachen Komplexprogramm. (ICE2)