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"Unterhalb der Ebene der vordergründigen politischen Auseinandersetzungen zeichnet sich in Rußland ein umfassender Konsens über die Grundzüge der künftigen Wirtschafts- und Sozialpolitik ab. Das krisenhafte erste Jahrzehnt der Transformation hat faktisch Strukturen verändert und eine Situation geschaffen, die heute, unabhängig vom politischen Standort der Akteure, bestimmte Sachzwänge für zukünftige Reformen offenkundig werden läßt. Die Fragen der Privatisierung und Besitzstrukturen können als gelöst angesehen werden. Russland verfügt hier über eine Struktur, die an westliche Industrieländer erinnert. Ferner hat sich herausgestellt, daß lediglich ein Drittel der russischen Industrie Chancen auf Integration in den Weltmarkt hat, ein weiteres Drittel nur bei radikalen Umstrukturierungsprogrammen Überlebenschancen besitzt, und das letzte Drittel obsolet ist. Die Erfahrung hat ferner gezeigt, daß der marktliberale Ansatz allein nicht trägt, solange marktbegleitende und regulierende Institutionen fehlen. Der Staat muß deshalb wieder eine aktivere Rolle bei der Gestaltung der ökonomischen Rahmenbedingungen wahrnehmen. Folgende Aufgaben stehen an: die Erhaltung eines nationalen Hochtechnologiesektors, die Modernisierung der Infrastruktur, die gezielte Förderung von Klein- und Mittelindustrie, die Rückkehr von der Tausch- zur Geldökonomie und die Entdollarisierung der Wirtschaft, die Senkung der Zinssätze, die Kanalisierung einheimischer Ersparnisse in produktive Investition und eine größere Unabhängigkeit vom Auslandskapital, Schutz der russischen Industrie vor ausländischer Konkurrenz sowie - auf lange Frist angelegt - eine Landreform. Während des gesamten Aufbauprozesses sollte eine mäßige Inflation toleriert werden. Regionale und lokale Strukturen gilt es zu stärken (u. a. durch eine Reform des Steuersystems). Die Prioritäten im sozialen Bereich sind: auf eine gleichere Verteilung abzielende Einkommenspolitik, aktive Arbeitsmarktpolitik und der Aufbau eines sozialen Sicherungssystems, das staatliche Basisabsicherung mit privater Zusatzvorsorge verbindet." (Autorenreferat)