Comparative evaluation of the impacts of anthropogenic pollutants on the health status of key species in the Gulf of Bothnia (Halichoerus grypus and Pusa hispida botnica)
Der Gesundheitszustand der Schlüsselarten des Bottnischen Meerbusens, Kegelrobben (Halichoerus grypus) und Ringelrobben (Pusa hispida botnica), spiegelt den Gesundheitszustand des gesamten Ökosystems wider. Daher ist es von besonderer Bedeutung anthropogene Einflüsse und deren Auswirkungen auf die Schlüsselarten zu untersuchen, denn nur so können der aktuelle Gesundheitszustand beurteilt und adäquate Managementpläne für diese Ostsee-Arten entwickelt werden. Auf Grund der Dringlichkeit stehen im Rahmen dieser Doktorarbeit die genannten Schlüsselarten im Fokus. Diese nehmen auf Grund ihrer Stellung im Nahrungsnetz und ihrer Verbreitung im Ökosystem eine besondere Stellung ein: sie stabilisieren und strukturieren das Ökosystem. Als Top Prädatoren sind sie besonders anfällig für anthropogen induzierte Veränderungen innerhalb ihres Lebensraumes. Populationsschwankungen können fatale Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem haben. Die Schwankungen im 20. Jahrhundert zeigen deutlich, dass unterschiedliche anthropogene Eingriffe, wie Jagd und Schadstoffe, großen Einfluss hatten und haben. Die vorliegende Doktorarbeit umfasst drei Studien, die sich mit dem Gesundheitszustand der Schlüsselarten im Bottnischen Meerbusen beschäftigen. Dazu gehören die Untersuchung der Knochendichte von Ringelrobben-Schädeln zwischen 1829 und 2019 und eine Untersuchung zu Leberveränderungen bei Kegelrobben zwischen 1981 und 2015 im Hinblick auf Polychlorierte Biphenyle (PCB) und Dichlordiphenyltrichloroethan (DDT) Konzentrationen. Zusätzlich wird die Anzahl der Primordialfollikel in Ovarien von Ringelrobben erstmalig untersucht. Die Ergebnisse der Studien bieten einen umfassenden Einblick in den Gesundheitsstatus beider Arten und dienen als Grundlage für die Umsetzung von Managementplänen, welche relevant für den Populationsschutz sind. Die erste Studie untersucht Ringelrobben-Schädel aus der Ostsee auf Knochendichteveränderungen (1829 – 2019). Es konnte ein direkter Zusammenhang in Bezug auf die vorhandene Schadstoffkonzentration nachgewiesen werden. Die Ergebnisse aus der Ostsee werden mit Grönländischen Individuen verglichen. Insgesamt wurden 303 Schädel untersucht und in drei Perioden eingeteilt. Die erste Periode ist die "pre-pollution" Periode und umfasst 167 Schädel (1829 bis 1957). Die darauffolgende Periode ist die "pollution" Periode (1958 bis 1989, N = 40), während die letzte Periode die "post-pollution2 Periode darstellt (1994 bis 2019, N = 96). Die Knochendichte verändert sich innerhalb der drei Perioden deutlich, sodass in den Schädeln der mittleren Periode die höchste Knochendichte gefunden werden kann. Die Schädel von Tieren aus Grönland weisen über den gesamten Untersuchungszeitraum eine stabile Knochendichte auf. Bei einem Vergleich der Populationen zeigen sich deutliche Unterschiede in der Knochendichte. Damit zeigt diese Studie die möglichen Risiken und Auswirkungen von Schadstoffkonzentrationen für Meeressäuger. In der zweiten Studie werden Leberveränderungen in 191 Kegelrobben aus der Ostsee (1981 – 2015) untersucht. Das Probenmaterial wurde auf sechs Leberläsionen hin betrachtet: (1) Portale mononukläre Zellinfiltration, (2) zufällige mononukläre Zellinfiltration, (3) Lipidgranulome, (4) hepatozelluläre Fettvakuolen, (5) hepatische Stern-Zellen und (6) milde multifokale Gallengang Hyperplasie einhergehend mit Portalfibrosen. Drei der sechs untersuchten Läsionen zeigten einen Zusammenhang mit dem Alter der Tiere. Bei hepatischen Stern-Zellen und milder multifokaler Gallengang Hyperplasie wurde eine leichte Korrelation mit PCB Konzentrationen gefunden, während kein Zusammenhang zwischen Leberläsionen und DDT Konzentrationen hergestellt werden konnte. Die Ergebnisse unterstreichen, dass das Alter ein wesentlicher Faktor für die Bildung von Leberläsionen ist. Um eine deutlichere Aussage über einen Zusammenhang von Leberläsionen und Schadstoffen treffen zu können, müssen weitere PCB und DDT Werte zur Verfügung gestellt werden. Studie drei analysiert erstmalig die Anzahl von Primordialfollikeln von 52 Ringelrobben Ovarien aus der Ostsee und Grönland. Die Populationen zeigen einen signifikanten Unterschied in der Anzahl an Primordialfollikeln. Die höchsten Anzahlen wurden in Schwedischen Individuen gefunden. Im Vergleich zu anderen Studien (bspw. Rind, Hund) werden deutlich höhere Primordialfollikelzahlen in Ringelrobben gefunden. Ein möglicher Grund dafür kann die deutlich spätere Geschlechtsreife der Tiere sein oder die genutzte Methode. Die Bestimmung der Primordialfollikelzahl ist eine gute Grundlage zur Etablierung von Schutzmaßnahmen und geeigneten Managementplänen der untersuchten Arten. In den drei Studien wird das Risiko von anthropogenen Einflüssen auf die Gesundheit der Schlüsselarten des Bottnischen Meerbusen dargestellt. Diese Studie zeigt die Schadstoffkonsequenzen für Meeressäuger auf, welche dabei helfen Umweltindikatoren zu überarbeiten und neue zu entwickeln. Da die Gesundheit von Schlüsselarten wichtig für das Ökosystem ist, gilt dies auch für das Monitoring der Schlüsselarten, um so die Balance innerhalb des Ökosystems zu erfassen und bei negativen Veränderungen adäquat handeln zu können.