Der Autor geht der Frage nach, ob das Verhältnis zwischen zwei Staaten in einer gegenwärtig friedlichen Grenzzone - der deutsch-niederländischen Grenze am Niederrhein - noch von geopolitischen Erwägungen geprägt ist, die aus krisenhaften Zeiten in der Geschichte stammen. Er beschreibt hierzu die Versuche der Niederlande in der Nachkriegszeit, Teile des westlichen Deutschlands zu annektieren, die jedoch am Widerstand der Westalliierten scheiterten. Er geht ferner auf einige grenznahe Projekte der Niederlande am Rhein in den letzten 15 Jahren ein, die sich auf das Naturentwicklungsgebiet "Gelderse Poort", die geplante Güterbahnlinie "Betuwelijn" zwischen Rotterdam und dem Ruhrgebiet sowie auf Initiativen zum Rheinhochwasserschutz beziehen. Die Beispiele zeigen, dass vergangene geopolitische Bestrebungen der Niederlande bezüglich der Rheinachse bis zum heutigen Tag bei Regierenden und auch bei vielen Einwohnern des Landes lebendig sind und die in Bezug auf die europäische Integration pessimistisch stimmen könnten. Trotz der teilweise negativen Befunde zu ihrem Kooperationsverhalten bleiben die Niederlande jedoch nach Einschätzung vieler Beobachter ein "Musterknabe Europas". (ICI)
In seinem Beitrag untersucht der Autor ausgehend vom historischen Kontext einerseits, welche soziokulturellen Faktoren für die Gestaltung des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes zwischen Deutschland und den Niederlanden von Bedeutung sind. Andererseits wird das Wechselspiel von regionalspezifischen und landesweiten Entwicklungsaspekten und deren Auswirkungen auf die Arbeitsmärkte in einzelnen Grenzabschnitten beider Länder erörtert. Neben der Ausarbeitung einer Typologie der Grenzregionen im Kontext ihrer Verkehrsbeziehungen werden integrationsfördernde und -hemmende Faktoren in den deutsch-niederländischen Grenzregionen analysiert. Aus der Analyse der Regionalstrukturen im Grenzgebiet zieht der Autor regionsspezifische Schlussfolgerungen für die grenzüberschreitenden Arbeitsmärkte. (prh)
AbstractIn this article, inner colonization in Germany during the Nazi period is viewed as a development of settlement policies initiated in the Bismarck era. The original goals of colonization were to strengthen national identity and to diminish social differences in the countryside. Because most areas had already been settled, this colonization was in many cases a kind of resettlement, its most important form being the settlement of peasants on estates, particularly in the eastern parts of the country.After 1933 the original aims were overtaken by specific National Socialist goals, Within these new aims inner colonization was largely viewed as a preparation for the imperialistic war. For that reason, colonization by dividing up estates in the east decreased while settlement by cultivation of peat moors (for example in the Emsland), and the reclamation of parts of the Shallows, merited more interest in Nazi propaganda, though the results were rather disappointing. Some colonization activity also took place in small peasant farming regions in the west of the country, with the aim of creating Nazi cells in rather non‐Nazi‐minded communities.Résumé.Cet article présente la colonisation intérieure en Allemagnc durant ľépoque nazie comme une poursuite des politiques de colonisation inaugurées àľépoque de Bismarck. A ľorigine les objectifs en étaient de renforcer ľidentityé nationale et ?atténuer les inégalités sociales dans les campagnes. La plupart des régions ayant déjàété touchées, il s'agissait le plus souvent ?une sorte de recolonisation, dont la forme principale fut ľétablissement de paysans dans des domaines, surtout dans la partie orientale du pays.Après 1933 les objectief de départ sont affectés par les options national‐socialistes. La colonisation intérieure est considérée comme une politique de préparation à la guerre impérialiste. C'est pourquoi la colonisation par morcellcment de domaines dans ľEst diminue, tandis que les établissements dans les régions de landes tourbcuscs (notamment dans la région ?Ems), et les endiguements sur la côte de la Mer du Nord prirent beaucoup de place dans la propagande nazie, en dépit de résultats plutôt déccvants.En outre certains efforts de colonisation furent développés dans les régions de petite paysannerie àľOuest, ľobjectif particulier étant ici de créer des cellules nazies dans des régions peu acquises à cette idéologic.KurzfassungIn diesem Beitrag wird die innere Kolonisation in Deutschland während der Nazi‐zeit als ein Bestandteil der inneren Kolonisation seit Bismarck betrachtet. Hauptziel dieser Tätigkeit war die Stärkung der nationalen I dentität sowie die Linderung sozialer Gegensätze auf dem Landc. Diese neuzeitliche Kolonisation geschah hauptsächlich in der Form ciner Aufsiedlung von grosscn Gütern im Ostcn Deutschlands.In der NS‐Zeit ändertc sich der Zielsetzungskomplex in Verbindung mit der Kolonisation insoweit als cine Zahl von nationalsozialistischen Zielen hinzugefügt wurde. Die innere Kolonisation aufgrund der alten Zielen erhielt cine geringerc Bedeutung, weil diese nunmehr im Rahmen neuer Ziele als ein Instrument des imperialistischen Krieges durchgeführt werden sollte. Die Aufsiedlung grosser Güter liess nach, während die Besiedlung von Moorgebieten, wie z. B. im Emsland, und die Besiedlung neuer Köge von grossem politischem Aufwand begleitet wurde. Die Tätigkeit blieb allerdings in Grenzen.Auffallend war jedoch die aus politischen Gründen durchgefürte Kolonisation in manchen kleinbäuerlichen Gcbieten im Westen des Landes, wo durch Gründung von grösseren Agrarbetrieben einheimische Kleinbauern verdrängt wurden, damit die politische Umwelt sich im nationalsozialistischen Sinne bessern würde.