Die Anti-Aging-Medizin in Deutschland ist angetreten, um Anti-Aging als seriose Praventivmedizin neu zu begrunden. Worin besteht die Neubegrundung Wie ist sie zu bewerten Um das zu klaren, wird ein kontextualisierter Begriff von Anti-Aging vorgeschlagen und der multidisziplinare Forschungsstand aufgearbeitet. Ausgehend von einer Vermittlung zwischen soziologischen und ethischen Ansatzen wird ein wissenssoziologischer Zugriff gewahlt und ethisch erweitert: Die Alterung wird in der deutschen Anti-Aging-Medizin nicht mehr als Krankheit verstanden, sondern als Risiko, dem es praventiv vorzubeugen gilt. Herkommlichen Anti-Aging-Maßnahmen wird eine individuelle Risikodiagnostik vorgeschaltet und mehr Eigenverantwortung fur gesundheitliche Alterungsrisiken gefordert. Aus sozialgerontologischer Perspektive stellen sich ethische Fragen, u. a. was das Altersbild und das Verantwortungskonzept betrifft. Modellhaft lasst sich daran die aktuelle Diskussion uber Alter und Gesundheit hinterfragen.
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Die neue Biologie des Alterns (Biogerontologie) stellt unter anderem in Aussicht, dass sich die biologische Alterung des Menschen medizinisch verlangsamen lassen könnte. Um einen Diskurs über die ethischen Implikationen dieser Entwicklung anzuregen, verbindet das Buch theoriegeleitete Expertise aus der Forschung und praxiserprobte Konzepte für die Lehre: Der erste Teil des Buches bietet eine Einführung in die interdisziplinäre Thematik. Der zweite Teil, ein Leitfaden für Lehrende, umfasst ein Rahmencurriculum mit Vorschlägen für Lerneinheiten, Erfahrungsberichten aus der Lehre sowie Hinweisen für die Durchführung und Evaluation von Lehrveranstaltungen zu den Implikationen der Biogerontologie. Der Inhalt Ethische, rechtliche und soziale Implikationen der Biogerontologie: Eine Einführung.- Das Lehrmodul "Diskurs: Biogerontologie": Eine Handreichung für Lehrende. Die Zielgruppen - Forschende und Lehrende der Fächer Gerontologie, Philosophie, Ethik, Sozialwissenschaften, Theologie und Medizin - Lehrende in der Erwachsenenbildung - Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufe II Die Herausgeber Dr. Mone Spindler arbeitet am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften und dem Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Eberhard Karls Universität Tübingen. Dr. Julia Dietrich leitet den Arbeitsbereich Ethik und Bildung am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Eberhard Karls Universität Tübingen. PD Dr. Hans-Jörg Ehni ist stellvertretender Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin der Eberhard Karls Universität Tübingen
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In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 1409-1417
"Ein häufiger Einwand gegen das an Bedeutung gewinnende und kontrovers diskutierte Verjüngungsprogramm 'Anti-Ageing' ist, dass Anti-Ageing unnatürlich sei, da es gegen den natürlichen biologischen Alterungsprozess gerichtet ist. Welches Verständnis des Verhältnisses von 'Natur' und 'Kultur' in Bezug auf die Unterscheidung 'Alter' liegt diesem Argument zugrunde? Es erinnert an ein dichotomes Konzept von 'Alter', demzufolge altersbezogene körperliche Veränderungen die natürliche, außerdiskursive Basis von 'Alter' sind und soziale Diskurse und Praktiken lediglich die Bedeutung dieser natürlichen Basis verändern, nicht aber den materialen Körper selbst. Anti-Ageing ist ein Forschungsgegenstand, an dem sich anschaulich zeigen lässt, was in der postmodernen feministischen Theoriediskussion in Bezug auf die Unterscheidung 'Geschlecht' bereits ausgiebig erörtert (Butler; Haraway), und auch, vor allem in der englischsprachigen Sozialgerontologie im Hinblick auf 'Alter' thematisiert wird (Katz; Kondratowitz; Featherstone/ Wernick): Dass ein dichotomes Verständnis des Zusammenwirkens von Natur (dem materialen alternden Körper) und Kultur (gesellschaftliche Diskurse und Praktiken) nicht der Flexibilität der Grenze zwischen beiden Bereichen Rechnung trägt. Anhand erster Ergebnisse von teilnehmenden Beobachtungen von Anti-Ageing Konferenzen und Veranstaltungen für AnwenderInnen von Anti-Ageing soll gezeigt werden, wie durch die Anwendung von Anti-Ageing Methoden - seien es Diäten, Hormontherapien, plastische chirurgische Eingriffe oder zukünftige biotechnologische Verfahren - nicht nur die Bedeutung, sondern auch die Materialität alternder Körper sozial verändert wird und wie dies zu einer empirische Ausarbeitung des materiell dekonstruktivistischen Konzepts einer soziale und biologische Ko-Konstruktion von 'Natur' (Haraway) in Bezug auf 'Alter' beitragen könnte. Dieses sowohl gegen biologistische als auch entmaterialisierende Konzepte von 'Körper' gerichtete Verständnis von 'Natur' könnte insofern zu einer Differenzierung der Diskussion über Anti-Ageing beitragen, als dass daran deutlich wird, dass die zunehmenden Möglichkeiten biotechnologischer Körpermodifikationen nicht per se problematisch sind, sondern vielmehr die gesellschaftlichen Machtverhältnisse, innerhalb derer diese stattfinden." (Autorenreferat)