Von edlen Staatsmännern und eitlen Kannegießern: der 'Politiker' in deutschen, englischen und französischen Lexika des 18. bis 20. Jahrhunderts
In: "Politik": Situationen eines Wortgebrauchs im Europa der Neuzeit, S. 134-161
Das aristotelische und das machiavellistische Verständnis von Macht und Moral bilden das Spannungsfeld, in dem sich die Begriffsinhalte von Politik in Europa bewegen. Wird der Begriff zunächst noch für den staatlichen wie für den nichtstaatlichen Bereich verwendet, verengt sich das Bedeutungsfeld seit dem 18. Jahrhundert im Sinne von Machtkunst. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzt sich die staatsmännische Bedeutung des Politikers als Kern des Begriffsinhalts durch, ebenso die Professionalisierung der Politik und ihrer Akteure. Insgesamt zeigt sich, dass die Wandlungen des Politiker-Begriffs entscheidend von den Auseinandersetzungen um den Begriff der Politik geprägt wurden. Nationale Unterschiede zeigen sich - wenn auch schwach - in der semantischen Nähe zwischen "Politiker" und "Staat". (ICE2)