"Das Deutsche Historische Museum (DHM) steht nicht erst seit seiner Gründung im Scheinwerferlicht der öffentlichen Meinung. Bereits im Vorfeld entzündete sich an dem Vorhaben eine leidenschaftlich geführte Kontroverse. Inzwischen befindet sich das DHM in der Situation, vornehmlich als ein Streitobjekt bekannt zu sein. Doch der wirkliche Inhalt des Projektes wie seine Vorgeschichte sind weitgehend unbekannt. Die Ursache der außerordentlich vehement geführten Auseinandersetzung um das geplante Museum liegt in dem Verhältnis der Deutschen zu ihrer Geschichte. Die Fragen 'Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?' lassen und ließen sich weder von den Zeitgenossen noch von den Vorfahren eindeutig beantworten. Insofern ist die Debatte um das DHM in ihrer Widersprüchlichkeit auch die Fortführung eines historischen Prozesses. Die Stichworte 'Kontinuität' und 'Brüche', die das Ausstellungsprogramm entscheidend prägen sollen, kommen bereits - und das ist Charakteristikum wie Symbol - in der Vorlaufphase zum Ausdruck. Basis für die Institution ist die von 1985 bis 1987 von 16 unabhängigen Historikern, Kunsthistorikern und Museumsfachleuten ausgearbeitete Konzeption. Darin wurden neben inhaltlichen Vorgaben auch Raumvorstellungen entwickelt, die als Grundlage für den noch bis zum März 1988 offenen Architekturwettbewerb dienen. Die ständige Ausstellung des zukünftigen Museums verbindet chronologisch wie strukturell geordnete Themenstellungen. Auf diese Statik antwortet die Dynamik der Wechselausstellungen. Zusammen mit Workshops und Veranstaltungen wird das DHM dadurch zu einem Forum von Diskussion und Auseinandersetzung. Die Räume und Möglichkeiten des DHM werden allen offen stehen, die fachkundig etwas zu sagen haben: 'Gastregisseuren', freien Gruppen und Autoren, anderen Museen oder auch Nachbarländern. Das Museum ist als modernes multifunktionales Zentrum geplant, das dem Besucher eine Mischung aus Information, Anschauung und Unterhaltung bietet. 'Das Museum soll Ort der Besinnung und der Erkenntnis durch historische Erinnerung sein ... Es soll zur kritischen Auseinandersetzung anregen, aber auch Verstehen ermöglichen und Identifikationsmöglichkeiten bieten', heißt die Zielsetzungsformulierung in der Konzeption." (Autorenreferat)
In: Osnabrücker Jahrbuch Frieden und Wissenschaft: Osnabrücker Friedensgespräche ; Musica pro Pace ; Beiträge zur Friedensforschung, Band 12, S. 123-150