Die neue Politikgeschichte hat die enge Definition von »Politik« hinter sich gelassen. Die Autorinnen und Autoren des Bandes verstehen das Politische als einen dynamischen Kommunikationsraum, dessen Grenzen und Inhalte beständig ausgehandelt werden – durch verbale, symbolische und teils auch gewalthafte Kommunikation. Diese Grenzziehungen und Kommunikationsformen werden an ausgewählten Beispielen dargestellt, um schließlich die Frage zu beantworten, was auf der Agenda einer künftigen historischen Politikforschung stehen sollte.
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Ist von empörenden Vergleichen die Rede, denken wir zuerst an Nazi- und Holocaust-Vergleiche. Diese Vergleiche und die Reaktionen darauf unterliegen sprachlichen Mustern und verfolgen politische Strategien, deren typisierende Analyse – anhand von Beispielen aus dem deutschen und nicht-deutschen Raum – im Zentrum des Aufsatzes steht. Das Frageinteresse zielt darüber hinaus auf eine Geschichte des empörenden Vergleichens in der historischen Langzeitperspektive. Empörende Vergleiche können formal als Gleichsetzungen, Komparationen oder als hierarchisierende Unterscheidungen auftreten. Ihre Hauptfunktionen sind das Diffamieren politischer Gegner, das Erheischen von Anerkennung, vor allem als Opfer erlittenen Unrechts, sowie die provozierende Verletzung von Sprachnormen zwecks Ausweitung der Grenzen des Sagbaren.
Cet article se fonde sur des transcriptions de rêves en tant que lentille propre à permettre l'étude du vécu des individus à l'âge des extrêmes. Il conteste une interprétation psychanalytique unilatérale selon laquelle le contenu du rêve manifeste se réduit à une dissimulation des désirs subconscients (sexuels ou agressifs) du rêveur. Mais il rejette aussi une lecture purement « politique » des récits de rêves qui traiterait comme insignifiants tous les souvenirs de la vie personnelle du rêveur. Les catégories freudiennes de la condensation, du déplacement et du refoulement peuvent en fait fonctionner dans les deux sens : du personnel vers le politique, et inversement du politique vers le personnel. Un parricide commis en rêve peut ainsi dissimuler le désir de kidnapper un homme politique abhorré – et vice versa. Je fais également valoir qu'à l'âge des extrêmes, le rêve et l'activité de transcrire des rêves ont été des actes potentiellement subversifs, au gré desquels les limites de ce qui était publiquement dicible furent souvent transgressées. Quelques exemples développent ces éléments. Ils sont extraits de transcriptions de rêves rédigées vers 1980 par l'auteur allemand Heinar Kipphardt, d'une anthologie de rêves du III e Reich élaborée par Charlotte Beradt dans les années 1930 et publiée dans les années 1960, enfin d'un carnet de rêves écrit par une Anglaise d'âge mûr à l'automne 1939 et conservé dans les archives de Mass-Observation.
ZusammenfassungPraktiken des Vergleichens und Bewertens von Staaten mittels Zahlen haben eine lange Geschichte. Seit der Frühen Neuzeit erlebten sie einen Aufschwung infolge fiskal-militärischer Rivalität zwischen größeren und kleineren Mächten innerhalb wie außerhalb Europas. Im Laufe des langen 19. Jahrhunderts kamen zusätzliche Kriterien ins Spiel: Neben militärischer und demografischer Stärke wurden nun ökonomische Leistungsfähigkeit, soziale Vorsorge für die Einwohner sowie kulturelle Errungenschaften wichtiger. In einem ersten Schritt benennt der Beitrag wesentliche Voraussetzungen für die heute etablierten Praktiken des Rankings von Staaten: Serialität und Standardisierung der Datenerhebung, Existenz international anerkanntercentres of calculation, relevante Öffentlichkeiten als Nachfrager für Staatenvergleiche, eine Vision von Geschichte als Fortschritt, welche staatliche Akteure nötigte, sich im Verhältnis zu anderen als "vorauseilend" oder "zurückgeblieben" einzuordnen. Die empirischen Teile des Beitrags widmen sich der Entfaltung staatenvergleichender Praktiken in West- und Mitteleuropa vom späten 17. bis ins frühe 20. Jahrhundert. In exemplarischen Studien werden Autoren und Institutionen behandelt, die Staatenquantifizierendzu vergleichen suchten (englische politische Arithmetiker, deutsche Tabellenstatistiker, nationale statistische Bureaus, internationale statistische Kongresse). Ebenfalls berücksichtigt werdenqualitativeStaatenvergleiche in der deskriptiven deutschen "Statistik" des 18. Jahrhunderts oder durch visuelle Präsentationen auf den Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts. Schließlich kommen im Beitrag auch Kritiker zu Wort, die im Namen der Singularität von Nationen, Staaten oder Imperien gegen deren Reduktion auf wenige zählbare Größen protestierten. Die Geschichte der Staatenvergleiche im 18. und 19. Jahrhundert lief also keineswegs geradlinig auf immer mehr Quantifizierung hinaus. Vielmehr war sie die Geschichte einer umstrittenen Praxis, in der "progressive" besser-schlechter-Vergleiche stets mit solchen Vergleichen rivalisierten, die auf essenzialisierte Andersartigkeit abhoben.
Im April 1909 verklagte Charlie Chaplin im Grafschaftsgericht von West Hartlepool, Nordostengland, den Schatzmeister einer Seemannsmission auf 14 Pfund und 10 Shilling, weil der ihm den vereinbarten Lohn und die Miete für einen Kinematographen und Filme nicht bezahlt hatte. Die Klage des gerade zwanzigjährigen, erst später als Filmschauspieler berühmt gewordenen Chaplin ist eine von mehreren tausend "Begegnungen vor Gericht", die den Ausgangspunkt und die Grundlage für dieses Buch bilden. Aus Berichten und Aktennotizen über Auseinandersetzungen um Löhne, Kündigungen, Arbeitsunfälle und Vertragsbrüche entsteht eine neuartige und spannend zu lesende Geschichte des englischen Arbeitsrechts im Industriezeitalter. Willibald Steinmetz untersucht erstmals die Praxis der niederen Gerichte bei Arbeitsstreitigkeiten und lässt dabei nicht nur die Juristen, sondern auch die Laien, klagende und beklagte Arbeitnehmer und Arbeitgeber, zu Worte kommen. Klassenjustiz der Richter, hohe Kosten, undurchschaubare Prozeduren, peinliche Kreuzverhöre waren nur einige der Gründe, die englischen Arbeitnehmern wenig Chancen auf Erfolg vor Gericht gaben. Das Buch belegt, wie sehr die Struktur des englischen Rechts selbst dazu beitrug, dass die englischen Arbeitsbeziehungen seit dem späten 19. Jahrhundert mehr und mehr zu einer rechtsfreien Zone wurden.
Die Bezeichnungen für Politik oder das Politische sind einem raschen historischen Wechsel unterworfen; gleichzeitig gab es jedoch über Jahrhunderte hinweg wiederkehrende grundlegende Unterscheidungen, die in den wechselnden Wortverwendungen aktualisiert wurden. Neben diachronen und vergleichenden Überblicken zum Politikvokabular und seiner Verwendung enthält der Sammelband, den der Verfasser mit vorliegendem Aufsatz einleitet, Fallstudien zum Gebrauch des Politikvokabulars in staatlich-administrativen, wissenschaftlichen und literarischen Kommunikationszusammenhängen im 18., 19. und 20. Jahrhundert. Diese Fallstudien zeigen, dass verschiedene Wirklichkeitsbereiche verschieden intensiv und zu verschiedenen Zeiten von Auseinandersetzungen um ihren politischen oder unpolitischen Charakter erfasst wurden. (ICE2)
Im April 1909 verklagte Charlie Chaplin im Grafschaftsgericht von West Hartlepool, Nordostengland, den Schatzmeister einer Seemannsmission auf 14 Pfund und 10 Shilling, weil der ihm den vereinbarten Lohn und die Miete für einen Kinematographen und Filme nicht bezahlt hatte. Die Klage des gerade zwanzigjährigen, erst später als Filmschauspieler berühmt gewordenen Chaplin ist eine von mehreren tausend "Begegnungen vor Gericht", die den Ausgangspunkt und die Grundlage für dieses Buch bilden. Aus Berichten und Aktennotizen über Auseinandersetzungen um Löhne, Kündigungen, Arbeitsunfälle und Vertragsbrüche entsteht eine neuartige und spannend zu lesende Geschichte des englischen Arbeitsrechts im Industriezeitalter. Willibald Steinmetz untersucht erstmals die Praxis der niederen Gerichte bei Arbeitsstreitigkeiten und lässt dabei nicht nur die Juristen, sondern auch die Laien, klagende und beklagte Arbeitnehmer und Arbeitgeber, zu Worte kommen. Klassenjustiz der Richter, hohe Kosten, undurchschaubare Prozeduren, peinliche Kreuzverhöre waren nur einige der Gründe, die englischen Arbeitnehmern wenig Chancen auf Erfolg vor Gericht gaben. Das Buch belegt, wie sehr die Struktur des englischen Rechts selbst dazu beitrug, dass die englischen Arbeitsbeziehungen seit dem späten 19. Jahrhundert mehr und mehr zu einer rechtsfreien Zone wurden.
"Ein Verständnis von Politik als Kommunikation stellt auf Breitenwirksamkeit, Nachhaltigkeit und Verbindlichkeit ab und ist unabhängig vom Staat zu verstehen. Gerade dadurch eröffnet sich aber die Möglichkeit, die Entstehung global-staatlicher Strukturen unabhängig vom Modell des modernen Staates zu denken." (Autorenreferat)