Dieses Buch rekonstruiert die Debatte um die Begründung der Geistes- und Kulturwissenschaften um 1900. Im Hintergrund stand dabei eine seit der Jahrhundertmitte einsetzende intellektuelle Entwicklung, in deren Verlauf das philosophische Wissen einen radikalen Reputationsverlust erlitt. Am daran anschließenden systematischen Neuansatz, einer Grundlagenreflexion, waren neben Philosophen auch Soziologen beteiligt, die für die moderne Wissenschaft zentrale Einsichten begründeten - ein Umstand, der häufig übersehen wird. Anspruch der Studie ist es, das systematische Gewicht dieser Beiträge gegenüber denjenigen der Fachphilosophen abzuwägen
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Dieses Buch macht in zahlreichen Beiträgen auf Dimensionen des Handelns aufmerksam, die in der Geschichte der Sozialwissenschaften bisher eher ein Schattendasein führten. "Erleben", "Erleiden", "Erfahren" stehen dabei für drei Kategorien, die zwar schon auf eine philosophische Karriere zurückblicken können, in der Soziologie aber noch kaum etabliert sind. Der prominent besetzte Band leistet im Anschluss an diverse Theorietraditionen erste Übersetzungsversuche. Darüber hinaus werden in empirischen Zugriffen unterschiedliche Modalitäten und Eigenschaften ungeplanter Ereignisse herausgestellt und auf ihre identitätskonstitutive Funktion hin beleuchtet. Mit Beiträgen von Jeffrey C. Alexander, Aleida Assmann, Jan Assmann, Zygmunt Bauman, Heinz Bude, Helmut Dubiel, Klaus Eder, Shmuel N. Eisenstadt, Gerold Gerber, Alois Hahn, Kay Junge, Albrecht Koschorke, Claus Leggewie, Stephan Moebius, Richard Münch, Günter Oesterle, Andreas Reckwitz, Karl-Siegbert Rehberg, Michael Schmid, Wolfgang Ludwig Schneider, Wolfgang Seibel, Daniel Suber, Arpad Szakolczai und Johannes Weiß.
Frontmatter --Inhalt --Vorwort der Herausgeber --Einleitung --Eine Welt voller Erlebnisse /Bauman, Zygmunt --Sinn aus Erfahrung /Szakolczai, Arpad --Soziologiegeschichtliche Anmerkungen zur Karriere des Lebensbegriffs in der Soziologie /Šuber, Daniel --: rlebnis9 versus : rfahrung9 Motive soziologischer Krisenbewältigung /Rehberg, Karl-Siegbert --Das : ialogische Moment9 Martin Bubers Konzeption sozialer und kultureller Kreativität /Eisenstadt, Shmuel N. --Entwurf einer Theorie der Praxis aus dem Geist der Gabe. Die Praxistheorie von Marcel Mauss und ihre aktuellen Wirkungen /Moebius, Stephan --Freundschaft in Einsamkeit. Eine soziologische Grenzbetrachtung /Weiss, Johannes --Brüder im Geiste. Kleine Soziologie wissenschaftlicher Kollegenschaft /Leggewie, Claus --Die Evidenz der Phänomene /Bude, Heinz --Rationalität, Emotion und Solidarität. Bemerkungen zum Forschungsprogramm von Randall Collins /Schmid, Michael --Ikonisches Bewusstsein: Die materiellen Grundlagen von : efühls-Bewusstsein9 /Alexander, Jeffrey C. --Elemente einer Soziologie des Ästhetischen /Reckwitz, Andreas --Nicht-Sinn und die Konstitution des Sozialen /Koschorke, Albrecht --Unvorhergesehenes Ereignis -- unberechenbares : unctum9 bei Walter Benjamin und Roland Barthes /Oesterle, Günter --Sammeln, Sammlungen, Sammler /Assmann, Aleida --Sakralkönigtum und Gemeinschaftskunst. Der Alte Orient und das Politische /Assmann, Jan --Übergangsidentitäten und Täterbiographien: Verwaltungseliten am Ende der Nazi-Diktatur /Seibel, Wolfgang --Das postnationale Syndrom /Dubiel, Helmut --Zentrum und Peripherie /Hahn, Alois --Kollektive Identitäten als Netzwerke. Der Fall Europa /Eder, Klaus --Politik in einer entgrenzten Welt: Unerwünschte Folgen guter Absichten /Münch, Richard --Planungs- und Steuerungsoptimismus als Auslöser für die Evolution ungeplanter Strukturen. Das Beispiel der zentralwirtschaftlichen Planung in der DDR /Schneider, Wolfgang Ludwig --Autorinnen und Autoren --Backmatter.
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Dieses Buch macht in zahlreichen Beiträgen auf Dimensionen des Handelns aufmerksam, die in der Geschichte der Sozialwissenschaften bisher eher ein Schattendasein führten. »Erleben«, »Erleiden«, »Erfahren« stehen dabei für drei Kategorien, die zwar schon auf eine philosophische Karriere zurückblicken können, in der Soziologie aber noch kaum etabliert sind. Der prominent besetzte Band leistet im Anschluss an diverse Theorietraditionen erste Übersetzungsversuche. Darüber hinaus werden in empirischen Zugriffen unterschiedliche Modalitäten und Eigenschaften ungeplanter Ereignisse herausgestellt und auf ihre identitätskonstitutive Funktion hin beleuchtet. Mit Beiträgen von Jeffrey C. Alexander, Aleida Assmann, Jan Assmann, Zygmunt Bauman, Heinz Bude, Helmut Dubiel, Klaus Eder, Shmuel N. Eisenstadt, Gerold Gerber, Alois Hahn, Kay Junge, Albrecht Koschorke, Claus Leggewie, Stephan Moebius, Richard Münch, Günter Oesterle, Andreas Reckwitz, Karl-Siegbert Rehberg, Michael Schmid, Wolfgang Ludwig Schneider, Wolfgang Seibel, Daniel Suber, Arpad Szakolczai und Johannes Weiß.
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5897-5907
"Die Soziologie wurde von ihren Gründervätern im Kontext einer allgemeinen philosophischen Bewegung begründet, der es unter anderem darum ging, einen empirischen und konkreten (im Gegensatz zu einem kantisch-transzendentalen) Erfahrungsbegriff und ein entsprechend erweitertes Wissenschaftsverständnis zu etablieren. Als philosophiegeschichtliche Meilensteine können hier Trendelenburg und Calinich genannt werden, deren Konzepte schließlich durch den Trendelenburg-Schüler Wilhelm Dilthey wirkmächtig in ein System der Geisteswissenschaften transformiert wurden. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht weiter, den Erfahrungsbegriff etwa in Webers Begründung der 'Wirklichkeitswissenschaften', Simmels Theorie der historischen Erkenntnis oder auch noch in Karl Mannheims Begriff der ›konjunktiven Erfahrung‹ an prominenter Position ausgewiesen zu sehen. Häufig gab hierbei auch die durch die phänomenologische Theorie hervorgerufene Wende entscheidende Impulse. Die Versuche etwa Tiryakians (1962, 1965), die Tradition der soziologischen Klassiker einer Existenzialphänomenologie zuzuschlagen, deuteten bereits in diese Richtung. Noch heute treten Interpreten auf den Plan, etwa Georg Simmel als 'eidetic social theorist' (Backhaus 1998) zu inthronisieren. Da der Erfahrungsbegriff um den Zeitraum der Jahrhundertwende jedoch in vielen prominenten Wissenschaftskonzeptionen residierte, scheint es bis heute keineswegs klar, welchem Erfahrungsbegriff nun die 'soziologische Tradition' (Eisenstadt) überhaupt das Wort redete. Einer uneindeutigen Trennung zwischen den verschiedenen Spielarten und den damit verbundenen methodologischen Implikationen ist meines Erachtens nach etwa der noch heute ungeklärte Status in der Verhältnisbestimmung von phänomenologischen und hermeneutischen Ansätzen zuzuschreiben, ganz zu schweigen von den noch heute geführten Debatten um naturalistische und hermeneutische Varianten einer Sozialwissenschaft. Dieser Frage möchte der folgende Beitrag in kursorischer Form nachgehen. Zu diesem Zweck sollen anhand einer synoptischen Skizze über einige Adaptionen des Erfahrungsbegriffs ausgewählter Theoretiker (Weber, Simmel, Mannheim, Schütz) Unterscheidungskriterien entwickelt werden." (Autorenreferat)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 2241-2251
Der Autor zeigt in seinem Vortrag, dass die Dichotomie von Natur/Geschichte auch im Hinblick auf die Definition von sozialen Gemeinschaften von Bedeutung ist. Ein analoger Gegensatz zwischen Natur und Geschichte kann zum Beispiel aus der politischen Mythologie serbischer Kulturträger abgeleitet werden. In diesen symbolischen Beschreibungen erscheint der Naturzustand als derjenige, in welchem die Bewohner ihre authentischen, von Gott gegebenen Lebensformen bewahrt haben. Im Gegensatz dazu stehen die urbanen, multi-ethnischen Ballungszentren. Folglich ließen sich die Wurzeln der nationalen Identität nicht im politisch-kulturellen Zentrum der Hauptstadt, sondern in der ländlichen Peripherie auffinden. Der Autor konzentriert sich bei seinen Ausführungen auf eine besondere, von Ernst Cassirer ausführlich untersuchte Welterschließungsfunktion: den Mythos. Denn diese Wahrnehmungsform wird häufig mit einem engen Verhältnis zum natürlichen Ursprung der sozialen Vorstellungswelten in Verbindung gebracht. Der Autor wendet Cassirers Beobachtungen über die Wirkungsweisen und politischen Mobilisierungsfunktionen des mythischen Bewusstseins exemplarisch auf das Verhältnis von Mythos und Krieg der Serben seit Ende der 1980er Jahre an, um einige soziokulturellen Dynamiken, die mit einer mythologischen Wahrnehmung in Verbindung stehen, zu verdeutlichen. (ICI2)