Ausgehend von der Frage, worin die Struktur der Öffentlichkeit besteht, wird ein soziologischer Öffentlichkeitsbegriff skizziert. Öffentlichkeit erweist sich als ein medial und reflexiv vermittelter gesellschaftlicher Kommunikations-, Diskurs- und Handlungszusammenhang, in dem ein Publikum Probleme, Sachen und Themen zur Kenntnis nimmt, kommentiert und diskutiert. Dieser Zusammenhang wird als Struktur gefasst, die vier Momente aufweist: das Publikum, das etwas zur Kenntnis nimmt und diskutiert; das Problem bzw. die Sache, die für das Publikum interessant oder problematisch ist; die Instanz Öffentlichkeit, auf die sich explizit beruft oder implizit bezieht, wer sich öffentlich äußert; das Medium, durch das diese Äußerung und Kommunikation artikuliert und übermittelt wird.
Die Forschung zu digitalen Plattformen hat in der Soziologie Konjunktur. Plattformen sind empirischer Forschungsgegenstand und Aufhänger für Gesellschaftsdiagnosen zur Digitalisierung. Wenig verbreitet sind bisher analytische Konzepte, mit denen die vielfältige Empirie sortiert und systematisch mit den abstrakten Überlegungen zur gesellschaftlichen Bedeutung von Plattformen in Verbindung gebracht werden kann. Eine Grundlage für derart konzeptionelle Arbeiten fehlt bisher: Ein Plattformbegriff, der für Forschende mit unterschiedlichen Perspektiven, Fragestellungen und Gegenstandsbereichen anschlussfähig ist. Es wird vorgeschlagen, zu diesem Zweck auf das Konzept der Plattformarchitektur aus der ökonomischen Innovationsforschung zurückzugreifen und "Plattform" als Bezeichnung für ein Strukturmuster soziotechnischer Systeme zu verwenden. Das Paper stellt diesen Plattformbegriff vor und demonstriert exemplarisch seine Potentiale für die soziologische Debatte.
"Modern societies have massively invested in technologies that enforce safety, such as sensors, satellites, CCTV cameras, body scans, data mining and profiling software. In recent decades, digital technologies and communication media have pushed local systems of private control and public safe-guarding into transnational spaces of monitoring and surveillance. Surprisingly, the troubles with, and the costs of, deficiencies, accidents, data crimes, terroristic acts or catastrophic events, have not been reduced. On the contrary, the objective scope of risk and the subjective sense of insecurity seem to have increased. The contribution provides an answer to the question of why increasing technologies of safety does not automatically lead to an increased safety. As far as the social practices and processes of designing and instituting new technologies are concerned, this contribution argues further that a) the belief in 'ruly technology' b) the under-estimation of unplanned interferences in highly complex systems, and c) the neglect of human interagency within constellations of distributed agency can be made responsible for the perverse effects under certain conditions. Concerning the practices and institutions of securing social life, it is further argued that the ambiguity of what is called 'safety' or 'security', namely to care or to control, gives rise to a) an overwhelming material diversity of securing activities, b) a social fragmentation of interested actors and specialized views and c) a temporal and cultural variability of the scale of tolerable risk and of dangers that could and should be avoided. To conclude, the author gives some maxims and hints to politicians, researchers, designers, and managers of security systems on how to cope with the demonstrated paradoxes. They underline the openness of constellations and the experimental adaptation between diverse systems, instead of building perfectly pre-planned and closed systems. They prefer reflexive interactions and translations between different cultures of security, instead of unifying formalization and strong coupling." (author's abstract)
Experiments are characterized as highly reliable instruments in the development of technology, while the validity and transferability of corresponding findings to everyday usage are insufficient and rarely reflected. Starting from this shortcoming, this paper answers two questions based on the qualitative analysis of video data from a usability experiment. First, how does the situation of the experiment influence the test person? Drawing on Goffman's frame analysis, this paper examines how the frames of the experiment and the testing of the technology modify the behavior in a different way for each test person. On the other hand, the laboratory is not an isolated space, people bring their habits and routines with them. Based on this argument, the second question is answered: what can be learned from experiments regarding the everyday use of technology, despite the influence of the experiment framing? Applying Giddens' concepts of actor and routine, habits of the use of technology are outlined that can be expected to occur also in everyday life and are nearly not affected by the frame of the experiment and the testing of the technology.
This report provides an overview on the growing topic of social innovations. It summarises the main arguments and traces their discussion in the social sciences. In a first step, the paper focuses on the conceptual distinctions between social and technical innovations on the one hand, and between social innovation and social change on the other. From this point of departure, the second and central part of the paper addresses questions concerning the reflexive nature of social innovations as well as the referential structures used for evaluating social innovations in contemporary 'innovation societies'. Based on this framework, the third and last part of the paper provides a brief overview of current social innovation initiatives and institutions at the EU level. The aim is to situate the concept of social innovations in a broader discussion of social and technical change, reflexive modernisation and emerging innovation societies today.
Technik und Innovation sind zentrale Institutionen in Wirtschaft und Gesellschaft. Bei vielen Klassikern der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften bestand darüber kein Zweifel. Doch tauchen diese Begriffe in den gegenwärtigen Theorien der Ökonomie und Soziologie kaum auf. Ebenso fehlen sie in vielen Einführungen, Hand- und Wörterbüchern. Wenn Technik und Innovation zum Gegenstand gemacht werden, bleiben sie meistens peripher, werden z.B. nur als externe Größen gesellschaftlichen Wandels oder als Randbedingungen wirtschaftlichen Entscheidens erfasst. Zentrales Thema sind sie nur für Bindestrich-Soziologien wie die Technik- und Industriesoziologie oder Spezialökonomien wie die Innovationsökonomie und die Ökonomie technischen Wandels. Der Status eines soziologischen Grundbegriffs bleibt ihnen in der Regel verwehrt. Der folgende Beitrag will dem abhelfen. Technik und Innovation werden als genuin soziologische Phänomene begriffen. Der Beitrag bietet gleichwohl eine Einführung in die Problematik und die Geschichte von Technik und Innovation aus einer breiten sozialwissenschaftlichen Sicht. Er gibt einen systematischen Überblick über die wichtigsten klassischen wie aktuellen theoretischen Ansätze. Zunächst werden im ersten Kapitel die beiden Begriffe ausführlich bestimmt und die Problemstellungen in einer Weise vorgestellt, dass der gesellschaftliche Zusammenhang zwischen Technik und Innovation sichtbar wird: Technik als sozial gemachte Sache, definiert durch Erwartungen an Wirksamkeit und Verlässlichkeit, geprägt durch Schemata der Technisierung, installiert als gefestigte Konstellation auf der statischen Seite, und Innovation als abweichendes wie kreatives Handeln, durch experimentelles Erproben und Re-Kombinieren umwälzender Prozess, der durch hohe Ungewissheit und Offenheit gekennzeichnet ist, auf der dynamischen Seite. Im zweiten Kapitel werden dann Technik und Innovation als einerseits grundlegende und andererseits sich im Hinblick auf institutionelle Einbettung und Werteordnung wandelnde Phänomene in der Geschichte der Gesellschaft beschrieben. Thema des dritten Kapitels sind die verschiedenen theoretischen Zugänge zu technischem Wandel und gesellschaftlicher Innovation. Im ersten Abschnitt werden Karl Marx, William F. Ogburn, S. Colum Gilfillan und Joseph Schumpeter als Klassiker der sozialwissenschaftlichen Technik- und Innovationsforschung vorgestellt und ihre wesentlichen Beiträge herausgestellt. Im zweiten Abschnitt werden ausgewählte aktuelle Theorieansätze zwischen Ökonomie und Soziologie so präsentiert, dass man die Grundzüge ihrer Argumentation kennenlernen und die kritischen oder konstruktiven Bezüge zueinander erkennen kann. Die Ansätze reichen von der Theorie der rationalen Technikwahl bis hin zu Modellen der Technikgenese und der Innovationspfade. Sie sind unter dem Gesichtspunkt geordnet, welcher bei ihnen jeweils besonders zählt, wenn es um die Prägung oder Erklärung der technischen Entwicklung oder Innovationsverläufe geht: 'Gewinnmaximierung und Märkte' oder 'Geschichte und kritische Ereignisse', 'Herrschaft und Interessen' oder 'Projekte und kulturelle Deutungen', 'Institutionen' oder 'Akteurkonstellationen'. Der Beitrag schließt im vierten Kapitel mit der knappen Skizze einer Forschungsperspektive für Prozesse gesellschaftlich-technischer Innovation.
Kontrollstreifen der Flugsicherung sind 13,5 cm mal 2,5 cm groß. Sie werden 20 Minuten vor Eintritt eines Flugzeugs in einen Sektor ausgedruckt, auf eine Plastikschiene gezogen und in eine Tafel einsortiert. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, welche Rolle Papierstreifen in der Praxis der Flugsicherung spielen. Diese Frage wirft eine Reihe von konzeptuellen Problemen zum Verhältnis von medialer Repräsentation und Unfällen auf, deren Bearbeitung - jenseits von mikroskopischen oder makroskopischen Auflösungen - noch weitgehend aussteht. (ICD2)
Technografie untersucht die besondere Bedeutung von Technik in Arbeits- und Alltagsleben und die Interaktion zwischen Apparaten und Menschen. Der vorliegende Beitrag geht zunächst auf die empirische Technikforschung und die Wiederentdeckung der Technik als soziale Tatsache und Teil sozialen Handelns ein. Im zweiten Abschnitt wird Technik als historisches Projekt und soziales Konstrukt betrachtet. Kapitel drei widmet sich den Technikfolgen. Im vierten Kapitel befasst sich der Autor auf Technik als Agentur in hybriden Konstellationen. Dabei werden vor allem der methodologische Pfad der Technografie, die Workplace Studies sowie die Laborstudien und die Wissenschafts- und Technikforschung behandelt. Anschließend geht es um die die theoretischen Perspektiven der Technografie unter besonderer Berücksichtigung von Grenzziehungen, Differenzierungen und Graduierungen. Das fünfte Kapitel befasst sich mit dem Forschungsprogramm der Technografie. (ICD)
Die Entwicklung komplexer Technologien ist heutzutage funktional wie auch finanziell äußerst anspruchsvoll. Diese hohen Ansprüche führen dazu, dass die Technologieentwicklung für die beteiligten Unternehmungen schwer vorherzusagen und dadurch mit hohem Risiko verbunden ist. Zudem vollziehen sich die technologischen Entwicklungsdynamiken zunehmend in global verteilten und heterogenen Zusammenhängen. Nicht zuletzt um diesen Risiken und Unsicherheiten im Prozess der Entwicklung komplexer Technologien Herr zu werden, nutzen Unternehmungen ebenso wie Forschungseinrichtungen heute oft Technology Roadmaps als Planungsinstrument. Wie dieses Instrument praktisch genutzt wird ist dagegen weniger bekannt. Untersucht werden soll daher, (1) wie diese heute weit verbreitete Form der Vorhersage – das so genannte Technology Roadmapping (TRM) – in der global vernetzen Technologieentwicklung der Halbleiterindustrie praktiziert wird und (2) wie sich die Art und Weise einer solchen antizipativen Technikbewertung auf die Ausgestaltung technischer Innovationen speziell in der Fertigungstechnologie für Computerchips auswirkt. Methoden des antizipativen Technologiemanagements sind in wirtschaftlichen Unternehmen nicht Neues. Ebenso gehört es in der Politik seit Jahrzehnten zum Guten Ton, Technikfolgenabschätzung zu betreiben. die Methode des Mapping führt zur konzeptionellen Darstellung von Alternativen im antizipativen Planungsprozess, um unter anderem eine überraschungsarme, chronologische Anordnung praktikabler Optionen für ein bestimmtes Feld sowie die Reihenfolge der erforderlichen wissenschaftlichen Entdeckungen und technischen Entwicklungen für jede Alternative zu erzielen. Dies sind auch heute noch zentrale Punkte technologischer Roadmaps. Im Folgenden wird die International Technology Roadmap for Semiconductors (ITRS) als Bespiel für antizipatives Technologiemanagement und strategische Technologieentwicklung vorgestellt. Illustriert wird die wechselseitige Konstitution von kollektiven Prognosen auf der einen Seite und gegenwärtigen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf der anderen Seite. Verdeutlicht werden dabei auch die möglichen unerwünschten Konsequenzen dieses absichtvollen Handelns und die damit verbundenen Rückwirkungen auf die Prognose und Prognosewahrnehmung. Im zweiten Kapitel werden die Geschichte, die heutige Organisationsform und der Aufbau der ITRS nachgezeichnet. Danach wird im dritten Kapitel anhand der Einführung einer neuen Technologiegeneration die Verbindlichkeit und Orientierungsfunktion der ITRS herausgestellt und der rekursive Zusammenhang zwischen Vorhersage, Verbindlichkeit und gegenwärtiger F und E-Koordination hergestellt. Das dritte Kapitel schließt mit einer Übersicht, die die ITRS in den Gesamtkontext der globalen Aktivitäten in der Halbleiterindustrie einbettet. Es folgt ein Resümee, in dem der Bezug zur Analyse technologischer Innovationen hergestellt wird. (TA)
In den letzten 15 Jahren hat sich Augmented Reality (AR) als eine vielversprechende neue Technologie entwickelt, hinter der sich verschiedene technologische Konfigurationen verbergen, deren Ziel in der Erweiterung der Realität durch eine flexible und positionsgenaue Anreicherung mit virtuellen Informationen liegt. Gekennzeichnet ist die Entwicklung der AR-Technologie durch vielfältige Forschungs- und Entwicklungsstränge, die zumeist von großen, heterogenen Kooperationsprojekten getragen werden. Gegenstand der vorliegenden Überlegungen ist die Augmented Reality (AR)-Technologie. Augmented Reality lässt sich mit "erweiterter Realität" übersetzen und wird gelegentlich als Variante virtueller Umgebung bzw. virtueller Realität (VR) verstanden. Es wird dem Begriff "Identität der Technik" am Beispiel der AR-Technologie nähere Beachtung geschenkt und ein Vorschlag erarbeitet, wie "Identität" in Bezug auf Technik analytisch differenzierter gefasst und methodisch zugänglich gemacht werden kann. Zunächst werden verschiedene Ansätze aus der techniksoziologischen Forschung diskutiert, die sich mit der Konstitution der Technik als soziales Phänomen beschäftigen. Im Anschluss daran wird mit Anleihen aus der Identitätsforschung ein Konzept entworfen, wie sich die "Identität der Technik" analytisch fassen lässt. Spezifiziert wird das Konzept durch den Bezug auf narrative Ansätze, die einen interessanten Schnittpunkt zwischen Technik- und Identitätsforschung bilden und die "Identität der Technik" zu einem empirisch zugänglichen Phänomen machen. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst, und es wird ein kurzer Ausblick auf die weiterführende Forschung gegeben. (ICD2)
Die klassische Ansicht, die Soziologie sei die Wissenschaft menschlicher Sozialbeziehungen, ist in den letzten Jahren zunehmend problematisch geworden. Die Fortschritte im Bereich der Lebenswissenschaften und der Technologieentwicklungen werfen Fragen auf, die die Grenzen des Person-Seins von Menschen und die Möglichkeit von sozialen Beziehungen zu anderen Entitäten betreffen. Solche Fragestellungen stellen ein zunehmend drängendes Problem für die Soziologie als Disziplin dar, wie der letzte Soziologiekongress 2006 in Kassel dokumentiert. In diesem Beitrag wird die Ansicht vertreten, dass die in diesem Zusammenhang entstehende sozialtheoretische Schwierigkeit, die als Problem der Intersubjektivität begrifflich gefasst werden kann, eine Reflexion bezüglich der Grundlagen des Fachs notwendig macht. Das Ziel der Darstellung, die auf die handlungstheoretische Tradition beschränkt bleibt, ist es, das vorherrschende Menschenbild in der Soziologie zu untersuchen und das Problem einer kritischen Begrenzung des Sozialen aufzuwerfen. Auf der Grundlage einer detaillierten Problemdarlegung wird der Ansatz von Mead, der gemeinhin als Verfasser eines intersubjektivitätstheoretischen Sozialitätskonzepts gilt, auf Lösungsmöglichkeiten hin untersucht. Die Rekonstruktion der Konzeption kommt dabei zu dem Ergebnis, dass bei Mead die Frage der Konstitution intersubjektiver Verhältnisse ungelöst bleibt. Es wird gezeigt, dass sich diese Schwierigkeit als immanentes Problem seines methodischen Vorgehens ergibt.
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den Techniken der Gesellschaft für die Analyse der Natur der Gesellschaft. Die Soziologie tut sich in der Regel heute schwer, mit den neuen Techniken der Gesellschaft konzeptuell umzugehen. Sie überlässt vielfach das Feld anderen Disziplinen, z.B. der Anthropologie, Ethnografie, philosophischen Ethik oder dem weiten Feld der Medien- und Kulturwissenschaften. Das hat mehrere Gründe: a) eine auf Maschinen, und Produktionstechnologien zentrierte Technikauffassung, die sich mit der Erfassung von Zeichen-, Körper-, Bio- und Medientechniken schwer tut; b) eine am Konzept des Mittels und instrumentellen Handelns orientierte Technikauffassung, die blind gegenüber komplexen, pro-aktiven und interaktiven technischen Konstellationen bleibt; und c) eine begriffliche Erstunterscheidung von Technik und Gesellschaft oder technisch und sozial, die in der Tendenz Körper und Dinge als relevante soziale Tatsachen ausschließt. Aus dieser Diagnose folgen Vorschläge zur Therapie. Ein erster Schritt besteht darin, die begrifflichen Grundunterscheidungen neu zu klären. Es wird vorgeschlagen, statt einfach "technisch"-"sozial" gegenüberzustellen, differenzierter zwischen 1. "sozial"-"nicht-sozial", 2. "technisch"-"nicht-technisch" im Rahmen des Sozialen und 3. "Praxis/Schema der Technisierung"-"Trägermedien" im Rahmen des Technischen zu unterscheiden. Dadurch wird eine soziologische Techniktheorie ermöglicht, die zwischen den beiden Begriffen von Technisierung als einer besonderen Form des sozialen Handelns und von "Trägermedien" mit eingeschriebenem Verhaltensprogramm unterscheidet. Der hybride Charakter von Techniken als Installationen und Institutionen kann dann mit dem Konzept der sozio-technischen Konstellation genauer erfasst werden. In dem Beitrag wird die These entwickelt, dass Techniken dann nicht nur wie Handlungsroutinen, Rollengefüge und Rechtsordnungen eine soziale Tatsache sind, sondern auch unter bestimmten Bedingungen verteilten Handelns als soziale Akteure angesehen werden können, denen Handlungen zugerechnet werden - ähnlich wie bei kollektiven oder korporativen Akteuren oder sozialen Systemen, die ja auch nicht nur aus einem handelnden Körper oder einem bewussten Individuum bestehen. (ICD2)
Die Arbeit widmet sich der Frage, wie soziale Identität und Gruppenidentität in der Ego-Shooterclanszene entstehen und welche Rolle den unterschiedlichen Elementen des soziotechnischen Ensembles dabei zukommt. Nach einer Problematisierung dieser Frage in Kapitel 1 wird der Autor im zweiten Kapitel in besonders verkürzter Form die von ihm verwendeten Theorien vorstellen. Er geht dabei davon aus, dass soziale Identität und Gruppenidentität als antagonistische Kräfte in Gruppen wirken, die aber gerade deshalb die Handlungsfähigkeit, sowie die Kohäsion der Gruppe ermöglichen. Im dritten Kapitel präsentiert der Autor die Ergebnisse der Auswertung zweier großer Gruppeninterviews, die er mit zwei verschiedenen Clans geführt hat, sowie die Auswertung der Analyse von 20 Clanwebsites. Er wird herausarbeiten, an welchen Stellen in der Clanszene sich die verschiedenen identitätsstiftenden Faktoren zeigen, in wiefern sie sich derart wieder finden, wie es von den unterschiedlichen Identitätstheoretikern beschrieben wird. Im Schlussteil werden die Ergebnisse noch einmal zusammengefasst und auf die Fragestellung rückbezogen.
Der techniksoziologische Beitrag betrachtet die Vorstellung technologischer Paradigmen und bewertet den Umfang ihrer Anwendbarkeit auf offene Technologiesysteme. Nach Ansicht des Autors liefert die Idee der technologischen Paradigmen ein analytisches Werkzeug zum Verständnis kognitiver Aspekte des technologischen Wandels unter bestimmten Bedingungen, während sie allerdings nicht den Innovationsprozess erklären können. Die Ausführungen gliedern sich in die folgenden Schritte: Der erste Schritt liefert mit dem Konzept des technologischen Paradigmas nach dem Verständnis von Th. Kuhn die theoretische Grundlage des Aufsatzes. Der zweite Schritt präsentiert die empirische Fallstudie, das Projekt 'Smart Home Technologies', das mittels der Informations- und Kommunikationstechnologie die Organisation der Hausarbeit bzw. der Hauhaltsprodukte und damit das Alltagsleben erleichtert. Auf diese Weise vollzieht sich hier die Übertragung technologischer Möglichkeiten von dem Industriemarkt auf den Konsumentenmarkt. Der dritte Schritt umfasst die Anwendung der Definition von technologischen Paradigmen auf den zuvor geschilderten Fall und analysiert das Projekt 'Smart Home' und seine dominanten Koordinationsformen aus der Kuhnschen Perspektive. Der vierte Schritt fasst abschließend die Ergebnisse zusammen und nennt weitere Forschungsaufgaben zum Untersuchungsgegenstand der technologischen Paradigmen in offenen Technologiesystemen. (ICG)
In diesem Beitrag wird Technik zugleich als integraler Bestandteil und besonderer Aspekt der Gesellschaft betrachtet. Sie ist selbstverständlicher Teil der Sozialstruktur: Denn ohne Bezug zu unterschiedlichen Formen der Technik ließen sich die Berufs-, Branchen- und Sektorenstrukturen einer Gesellschaft nicht erklären. Berufe und Arbeitssituationen wandeln sich mit den Typen von Technik (Werkzeuge, Maschinen, Automaten); Industriebranchen und Wirtschaftssektoren verändern sich mit neuen Generationen von Technologien (Großrechner, PC, Internet). Zusammen mit den technischen Infrastruktursystemen (Wasser, Energie, Verkehr, Kommunikation) bilden diese soziotechnischen Konstellationen die "Technostruktur" einer Gesellschaft. Techniken sind Resultate sozialen Handelns und sind oftmals insbesondere eine Form kreativen Handelns, wie das Forschen und Entdecken von Ursache-Wirkungs-Beziehungen (Kausalität) und das Erproben und Erfinden von wirksamen Zweck-Mittel-Relationen (Effektivität). Handeln mit Technik wird häufig auf den Typ instrumentellen Handelns verkürzt. Arbeitshandeln oder Maschinenführung sind nicht nur instrumentelle Vollzüge, sondern beinhalten auch kooperative Abstimmung, interaktive Aneignung und manchmal auch innovative Umgestaltung. Technikbezogenes Handeln im Alltag beschränkt sich ebenso wenig auf die rein instrumentelle Nutzung der nützlichen Dinge, sondern bedeutet auch demonstratives Konsumhandeln (Edelmarken), expressive Identitätsbildung (mobiler Musikgenießer) und Kultivierung von Lebensstilen (Profi-, Design- oder Ökotechnik) mittels der Technik und deren spielerische Umnutzung. (ICD2)