"Welche Rolle spielen nationale Institutionen der Arbeitsregulierung sowie Arbeits- und Beschäftigungssysteme für die Entwicklung von 'New Economy'-Branchen? Der Beitrag basiert auf elf Unternehmensfallstudien in der schwedischen, deutschen und polnischen Computerspielindustrie sowie auf der Analyse von branchenbezogenen Experteninterviews und Daten. Machtbeziehungen zwischen Hardware-, Verlags- und Entwicklungsunternehmen spielen eine signifikante Rolle in der Branche. Unabhängige Entwicklerfirmen stellen das schwächste Glied in der Prozesskette dar und haben die größten Risiken zu tragen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Fehlen eines Finanzsystems für die hoch riskante Softwareentwicklung ein entscheidender Faktor für die geringe internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche in allen drei Ländern ist. Sie zeigen jedoch auch, dass der 'Varieties-of-Capitalism'-Ansatz die Divergenzen von Branchen in nationalen Ökonomien und Flexibilitätsspielräume in institutionellen Systemen unterschätzt. So ist die Beschäftigungsflexibilität in Spielesoftwareunternehmen sehr hoch. Der Vergleich Deutschlands und Schwedens lässt Unterschiede hinsichtlich der Integration der Branche in das nationalspezifische Institutionensystem wie etwa hinsichtlich des Aufbaus einer adäquaten beruflichen Ausbildung und der Interessenvertretung durch Gewerkschaften erkennen." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Do the institutions of labour regulation hamper the development of `new economy' industries in coordinated market economies? The article discusses the specific situation of the video games industry as a `creative industry' and its work and employment model. It examines the development of the value chain structure and its consequences for risk distribution among companies. The results show a very high employment flexibility of video game development companies in Germany, Sweden and Poland. Regulative or institutional constraints on flexibility do not play an important role. The example of Sweden demonstrates that even union representatives are no obstacle to flexibility.
"Welche Rolle spielen nationale Institutionen der Arbeitsregulierung sowie Arbeits- und Beschäftigungssysteme für die Entwicklung von 'New Economy-Branchen? Der Beitrag basiert auf elf Unternehmensfallstudien in der schwedischen, deutschen und polnischen Computerspielindustrie sowie auf der Analyse von branchenbezogenen Experteninterviews und Daten. Machtbeziehungen zwischen Hardware-, Verlags- und Entwicklungsunternehmen spielen eine signifikante Rolle in der Branche. Unabhängige Entwicklerfirmen stellen das schwächste Glied in der Prozesskette dar und haben die größten Risiken zu tragen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Fehlen eines Finanzsystems für die hoch riskante Softwareentwicklung ein entscheidender Faktor für die geringe internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche in allen drei Ländern ist. Sie zeigen jedoch auch, dass der Varieties-of-Capitalism-Ansatz die Divergenzen von Branchen in nationalen Ökonomien und Flexibilitätsspielräume in institutionellen Systemen unterschätzt. So ist die Beschäftigungsflexibilität in Spielesoftwareunternehmen sehr hoch. Der Vergleich Deutschlands und Schwedens lässt Unterschiede hinsichtlich der Integration der Branche in das nationalspezifische Institutionensystem wie etwa hinsichtlich des Aufbaus einer adäquaten beruflichen Ausbildung und der Interessenvertretung durch Gewerkschaften erkennen." (Autorenreferat)
In: AIS-Studien: das Online-Journal der Sektion Arbeits- und Industriesoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), Band 16, Heft 2, S. 43-57
In diesem Beitrag wird untersucht, inwieweit das deutsche System der Arbeitsbeziehungen und der Industriepolitik die Reaktionen auf die Covid-19-Pandemie in der Auto- und IT-Dienstleistungsbranche beeinflusst hat. Der theoretische Bezugsrahmen nationaler Kapitalismusvarianten und industrieller Beziehungen wird mit der Forschung zu Governanceformen sowie Machtungleichgewichten Globaler Wertschöpfungsketten verknüpft. Das Ergebnis unseres auf ExpertInneninterviews basierenden explorativen Forschungsprojektes zeigt, dass gravierende kurz- bis mittelfristige Beschäftigungsreduktionen aufgrund interner Flexibilisierung und staatlicher Programme bis zum Frühjahr 2022 weitestgehend vermieden werden konnten. In der Automobilindustrie und insbesondere in Leitfirmen und bei größeren Zulieferern zeigt sich eine erweiterte korporatistische Krisenbewältigung, die durch stärkere staatliche Beteiligung und industriepolitische Intervention auf mehreren Politikebenen gekennzeichnet ist. Die Covid-19-Pandemie fungierte als "Transformationskatalysator" für langfristige Trends wie die Elektromobilitätswende. In der florierenden, jedoch weniger korporatistisch geprägten IT-Dienstleistungsbranche kam es eher zu individuelleren und heterogenen Reaktionsweisen im Bereich der Arbeitsorganisation anstelle von beschäftigungspolitischen Maßnahmen basierend auf der strukturellen Macht der Beschäftigten sowie abhängig von vorhandenen Betriebsräten.
Abstract The article compares social upgrading trends in four global value chains (apparel, automobiles, electronics and it services) and six developing and emerging economies (Bangladesh, Brazil, China, India, South Africa and Vietnam). It applies a framework, which combines analyses of industry-specific governance modes with recent theoretical approaches from the field of industrial relations. The empirical results show that prospects for social upgrading within similar segments of a particular value chain considerably depend on the national context. The article thus highlights the importance of integrating the role of national institutions into global value chain analysis in order to better explain variegated upgrading dynamics across different countries and industries.
Die Diskussion über die Auswirkungen der Integration in globale Wertschöpfungsketten für Beschäftigte im Globalen Süden changiert zwischen dem Verweis auf positive Beschäftigungseffekte einerseits und auf Niedriglöhne sowie Verletzungen von Arbeitsstandards andererseits. Basierend auf Analysen in vier Branchen sowie sechs Schwellen- und Entwicklungsländern werden die Bedingungen für soziales Upgrading vergleichend in den Blick genommen. Dabei konzentriert sich der Beitrag insbesondere auf den Einfluss unterschiedlicher nationaler Systeme industrieller Beziehungen. Es zeigt sich, dass wirtschaftliches Upgrading allein (wie im Fall Chinas) nur begrenzt soziales Upgrading bewirkt, sofern dies nicht mit unabhängigen kollektiven Interessenvertretungen einhergeht. In Ländern mit starken demokratischen Gewerkschaften konnten hingegen auf Branchenebene substanzielle Verhandlungserfolge erzielt werden. Soziales Downgrading muss man allerdings dort diagnostizieren, wo – wie in der vietnamesischen und indischen Bekleidungsbranche – weder wirtschaftliches Upgrading erzielt noch anerkannte gewerkschaftliche Vertretungsstrukturen etabliert werden konnten.
Der Beitrag untersucht die Auswirkungen der Integration in globale Wertschöpfungsketten auf Arbeitsbedingungen im Globalen Süden. Anhand von Analysen in vier Branchen sowie sechs Schwellen- und Entwicklungsländern werden die Einflussfaktoren für soziales Upgrading vergleichend diskutiert. Im Fokus steht hierbei insbesondere die Rolle unterschiedlicher nationaler Systeme industrieller Beziehungen. Im Ergebnis zeigt sich, dass ökonomisches Upgrading allein nur begrenztes soziales Upgrading nach sich zieht, sofern keine Institutionen unabhängiger kollektiver Interessenvertretung existieren. Demgegenüber stehen Länder mit starken demokratischen Gewerkschaften, in denen auf Branchenebene teils beträchtliche Verhandlungserfolge erzielt werden konnten. Soziales Downgrading lässt sich hingegen für diejenigen Fälle diagnostizieren, in denen es sowohl an ökonomischem Upgrading als auch an gewerkschaftlichen Vertretungsstrukturen mangelt.
Anhand vergleichender Fallstudien in vier Branchen (Automobil, Bekleidung, Elektronikgüter, IT-Dienstleistungen) und sechs Schwellen- und Entwicklungsländern (Indien, Bangladesch, China, Vietnam, Brasilien, Südafrika) zeigen wir den Einfluss industriespezifischer Governance-Formen sowie nationaler Systeme industrieller Beziehungen auf soziales Upgrading auf. Erfolgreiches soziales Upgrading hängt demzufolge entscheidend davon ab, ob nationale Gewerkschaften über ausreichende assoziative und institutionelle Macht verfügen, um sich in Transformationsauseinandersetzungen gegenüber dominanten nationalen Koalitionen behaupten zu können.
Die Computerspieleentwicklung steht wie kaum eine andere Branche in Europa für kreative Wissensarbeit unter z. T. riskanten Beschäftigungsbedingungen. Die weltweiten Zahlen des Computerspielemarktes deuten darauf hin, dass wir es mit einer wachsenden Branche zu tun haben, deren Bedeutung in europäischen Volkswirtschaften eher zu- als abnehmen wird. Für drei Länder wird das Zusammenspiel von makro-institutionellen und branchenspezifischen Bedingungen sowie den Arbeits- und Beschäftigungssystemen auf der Unternehmensebene untersucht. Auf der Mikroebene wird ein Schwergewicht auf die Interessenvertretung, die Flexibilität von Arbeit und Beschäftigung sowie die Rolle der Ausbildung und Qualifizierung gelegt. Auf der makroinstitutionellen Ebene konzentriert sich die Studie auf das System der Arbeitsregulierung sowie das Ausbildungs- und das Finanzsystem. Die Verfasserin forscht und lehrt im Bereich komparativer Institutionenanalyse sowie globaler Wertschöpfungsketten.
'Im Zentrum der Diskussion über die Identitätsformation durch die DDR-Diktatur stehen zwei Fragen, zum einen die Frage nach der Determinationskraft der Regimevorgaben, zum anderen die Frage, wie die Gleichzeitigkeit von Stabilität und Instabilität der DDR zu erklären sei. Der Beitrag bestärkt solche Erklärungsansätze, die die selbstdestruktiven Mechanismen der sozialistischen Regime in den Vordergrund stellen. Fußend auf einer qualitativ-empirischen Untersuchung über ostdeutsche Managerbiographien, wird die These entwickelt, dass die DDR ein straffes institutionelles Lebenslaufregime errichtete, das insbesondere auf Seiten der zukünftigen (Wirtschafts-)Kader wenig Raum für individuelle Biographieentwürfe ließ. Diese Konstellation, in der Individuierungschancen im Sinne von Aufstiegskarrieren um den Preis von Autonomieverzicht eröffnet werden, zeitigt zweierlei Folgen. Einerseits entwickelt sich zwar eine stabile Haltung der Machtkonformität, andererseits bildet diese Konstellation aber auch das Einfallstor für destabilisierende Machtvorbehalte. Letztere schichten sich im Verlauf des biographischen und beruflichen Alterungs- und Reifungsprozesses immer mehr auf, so dass es in der politischen Krise 1989 zum Abriss der staatsbürgerlichen Loyalität kommen kann. Der durch das institutionelle Lebenslaufregime konstituierte Vergesellschaftungsmechanismus, so das Fazit, kann dabei keineswegs als 'kommode Diktatur' gelten.' (Autorenreferat)
Entwickler von digitaler Spielesoftware haben wenig finanziellen Spielraum. Die Abhängigkeit von Verlegern ist groß. Es herrschen befristete Arbeitsverhältnisse und Werkverträge vor. Chancen ergeben sich durch neue Bezahlmodelle und Onlinespiele, die Spielekonsolen ersetzen.
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Organisationen und Wissen, Forschungsgruppe Wissen, Produktionssysteme und Arbeit, Band 2006-301
"Das vorliegende Paper untersucht die Entwicklung der Computerspielindustrie in Deutschland, Schweden und Polen sowie die Rolle von Arbeits- und Beschäftigungsmodellen für den Erfolg dieser Industrie. Die Computerspielindustrie ist ein schnell wachsender Zweig der 'New Economy', in Deutschland konnte sie sich aber nicht mit internationalem Erfolg entwickeln. Warum bleibt sie in Deutschland so schwach, was erklärt den Erfolg anderer Länder? Hemmen die deutschen Institutionen der Arbeitsregulierung die Entwicklung von 'New Economy'-Branchen wie der Computerspielindustrie? In Auseinandersetzung mit Thesen über institutionelle und regulative Barrieren für die Entwicklung der 'New Economy' werden die Spezifika der Computerspielindustrie und ihres Arbeits- und Beschäftigungsmodells herausgearbeitet. Untersucht werden die Flexibilität von Arbeit und Beschäftigung, Anreizsysteme, die Bedeutung von Qualifikationen und Professionalisierung sowie Formen der Interessenvertretung und kollektiver Regulierung in der Branche. Abgeschlossen wird die Analyse durch die Untersuchung der Prozesskettenstruktur, die die Handlungsbedingungen von Unternehmen und ihren Beschäftigten prägt. Es zeigt sich, dass die Flexibilität der Beschäftigung in Unternehmen der Computerspielindustrie in Deutschland, Schweden und Polen sehr hoch ist - von regulativen oder institutionellen Flexibilitätsbarrieren kann nicht die Rede sein. Das Beispiel Schweden demonstriert, dass auch die Existenz einer gewerkschaftlichen Vertretung nicht als ein Flexibilitätshemmnis wirkt. Unerwartete Probleme zeigen sich dagegen an anderen Stellen: Eine mangelnde Professionalisierung und ein - zumindest in Deutschland - kaum existentes Angebot an berufsbildenden Institutionen erschweren die Entwicklung der Unternehmen. Erstaunlich ist dies angesichts der Bedeutung der Berufsbildung in Deutschland. Insgesamt zeigt sich jedoch, dass Arbeits- und Beschäftigungsmodelle für den Erfolg der Unternehmen und die Entwicklung der Branche nicht jene Bedeutung haben wie etwa der Zugang zur Finanzierung des benötigten Investitionsaufwands, um mit den etablierten Marktführern Schritt halten zu können." (Autorenreferat)