Die schon 1986 zu beobachtende Stagnation des Primärenergieverbrauchs der Bundesrepublik Deutschland setzte sich auch 1987 fort. Nachdem der Primärenergieverbrauch von 1983 bis 1985 deutlich angestiegen war, ergibt sich nach den endgültigen Berechnungen des Primärenergieverbrauchs für 1986 gerade noch ein Zuwachs von 0.5% gegenüber dem Vorjahr. Die wichtigsten Rahmenbedingungen für die Energiewirtschaft und die Energiepolitik, wie z.B. die Weltmarktpreise für Energie, das Überangebot auf den Weltenergiemärkten sowie die zunehmende Bedeutung des Umweltschutzes, haben sich seit 1986 nicht verändert.
Der seit 1983 zu beobachtende Anstieg des Primärenergieverbrauchs der Bundesrepublik Deutschland kam 1986 zum Stillstand. Nach einer Zunahme um 2,4% im Jahr 1985 verblieb der Primärenergieverbrauch des Jahres 1986 damit auf einem Niveau von 385.106 t SKE. Die Konstanz des Primärenergieverbrauchs ist dabei durchaus Resultat gegenläufiger Entwicklungen. So standen den verbrauchssteigernden Wirkungen des gesamtwirtschaftlichen Wachstums sowie des Bestandsaufbaus bei den Heizölverbrauchern die verbrauchsmindernden Effekte, die von der energieintensiven Grundstoffindustrie und der milden Witterung ausgingen, gegenüber. Das aus energiepolitischer Sicht herausragende Ereignis des Jahres 1986 war zweifellos die Katastrophe im Kernkraftwerk Tschernobyl am 24. April 1986, obwohl aus energiewirtschaftlicher Sicht die Preisentwicklung auf den Weltenergiemärkten von größerer Bedeutung war.
Die wichtigsten Ergebnisse der vorliegenden Arbeit sind: eine Bewertung des Energieprogramms der Grünen im Hinblick auf die vorgestellten Szenarien für die Entwicklung der Energienachfrage und -bedarfsdeckung, die vorgeschlagenen Energieversorgungssysteme, volkswirtschaftliche Auswirkungen und den Maßnahmenkatalog zur Energiepolitik.
Vor kurzem ist nun in einer Studie von O. Hohmeyer der Versuch unternommen worden, die externen Kosten ausgewählter Stromerzeugungsoptionen abzuschätzen. Bei näherer Betrachtung weist die Studie von Hohmeyer aber eine Reihe von methodischen Mängeln und Unzulänglichkeiten auf, die es zweifelhaft erscheinen lassen, ob die Ergebnisse die tatsächlichen externen Kosten der untersuchten Stromerzeugungstechnologien auch nur größenordnungsmäßig richtig widerspiegeln und damit als Grundlage für energiepolitische Überlegungen brauchbar sind. In der hiermit vorgelegten Untersuchung werden die Ergebnisse von Hohmeyer, die verwendeten methodischen Ansätze sowie die zugrundegelegten Daten und Prämissen kritisch analysiert und bewertet. Darauf aufbauend wird für die Bereiche der externen Kosten, die von Hohmeyer quantifiziert werden, eine eigene Abschätzung durchgeführt. Die eigenen Abschätzungen zeigen, daß die von Hohmeyer ermittelten externen Kosten zum Teil um mehr als eine Größenordnung zu hoch sind. Die von uns abgeschätzten externen Kosten in den Bereichen Umwelt (ohne Klimawirkungen ), Gesundheit, Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, direkte und indirekte Subventionen und Ressourcenerschöpfung liegen bei der Stromerzeugung mittels Kohle, Kernenergie, Wind oder Sonne (Photovoltaik) bei maximal 7% der jeweiligen Stromerzeugungskosten. Eine Einbeziehung dieser externen Kosten hat keinen wesentlichen Einfluß auf die Relationen der Stromerzeugungskosten dieser Anlagen.