Der 80. Geburtstag und die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes sind Anlässe für Weggefährt:innen und Kolleg:innen von Adriane Feustel, ihre beeindruckende, vielseitige wie nachhaltige Arbeit und ihr kritisches, unermüdliches Engagement in der Wissenschaft und der sozialen, pädagogischen wie fachwissenschaftlichen Praxis zu würdigen. Besondere Beachtung erfahren die Gründung und Leitung des Alice Salomon Archivs sowie die Forschungen zu Alice Salomon und die Edition ihrer Schriften.
Rezension zu: Dackweiler, Regina/Schäfer, Reinhild (Hrsg.) (2010): Wohlfahrtsstaatlichkeit und Geschlechterverhältnisse aus feministischer Perspektive. Forum Frauen- und Geschlechterforschung, Schriftenreihe der Sektion Frauen- und Geschlechterforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot.
"Die Diskussionen um soziale Ungleichheit und Ausgrenzung im Kindesalter sind seit längerer Zeit, nicht zuletzt ausgelöst durch internationale Vergleichsstudien, mit einer intensiven Bildungsdebatte verknüpft. Parallel führt die zunehmende Brüchigkeit wohlfahrtsstaatlicher Hilfs- und Unterstützungsleistungen zu einer Verschiebung gesellschaftlicher Anforderungen ins Private und zu einer mehr oder weniger offen programmatisch verankerten (Re-)Formulierung der Kompensation sozialer Risiken durch die Familie. In diesem Spannungsfeld kommt den Debatten um Ausbau und Ausgestaltung von Ganztagsschulen - im Sinne von Ganztagsbildung - als Reaktion auf die strukturelle Kritik an der schulischen Reproduktion sozialer Ungleichheit und vor dem Hintergrund der Wandlungsprozesse von Familie und Kindheit eine wachsende Bedeutung zu, bisher allerdings kaum in einer kinderpolitischen Perspektive. In einer Verknüpfung von sozial-, bildungs- und kinderpolitischen Leitlinien beschäftigt sich dieser Beitrag mit Konstruktionen von Kindheit, Bildung und Fürsorge und Fragen möglicher Bewältigungschancen wie ungebrochener (Re-)Produktionsprozesse sozialer Ungleichheit in den Ganztagsdebatten." (Autorenreferat)
Although violence is a current and controversial subject in educational science, gender relations have so far not been addressed much in this context. The authors of the volume attempt to close this gap by examining the links between violence and gender in various social, political and pedagogical contexts and (social)pedagogical fields of action. In doing so, their focus lies on the different forms of violence and the functions of violence in maintaining the hierarchical heteronormative system of only two sexes. Gewalt ist ein aktueller Gegenstand der Erziehungswissenschaft und stellt zugleich ein bedeutsames Thema der erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung dar. Die Autor*innen des Bandes beleuchten die Verknüpfungen von Gewalt und Geschlecht in diversen sozialen, politischen und pädagogischen Kontexten sowie (sozial-)pädagogischen Handlungsfeldern. Ihre Schwerpunkte liegen auf den unterschiedlichen Ausformungen von Gewalt und auf den Funktionen von Gewalt zur Aufrechterhaltung des hierarchischen heteronormativen Systems der Zweigeschlechtlichkeit. Dabei zeigen die Beiträge, dass die Verbindung von praktischer Arbeit und theoretischer Analyse, die die erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung seit ihren Anfängen auszeichnet, nach wie vor vorhanden ist. Deutlich wird die Bandbreite der Perspektiven, die nicht nur unterschiedlich sind, sondern durchaus kontrovers.
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Cover -- Migration, Geschlecht und Religion. Praktiken der Differenzierung -- Inhalt -- Einleitung -- Theorien und Diskurse -- "Pflege mit Herz" - Zur diskursiven Sichtbarkeit migrantischer Hausarbeiterinnen im Kontext der Hausarbeitsdebatte (CHRISTIANE BOMERT) -- Kritisches Grenzdenken mit der New Mestiza als Figur des Deterritorialen (MADELEINE SCHERRER) -- Pädagogische Konstruktionen -- Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit im Kontext religionsbezogener Wahrnehmung: Zuschreibungen durch Lehrkräfte (CHRISTINE FREITAG, IMKE VON BARGEN) -- Geschlechtsbezogene Muster des Umgangs mit(bildungspolitischen) Erwartungen an Lehrer*innen mit Migrationshintergrund (WIEBKE WABURG, JOSEF STRASSER) -- Reflektieren über Differenzen? Migrations- und Geschlechterdiskurse im Sprechen pädagogischer Fachkräfte über Kinder und Eltern (CHRISTINE THON) -- Handlungsräume von Subjekten -- "Ich fühlte mich nicht so als Schweizer Kind" - Migration und Geschlechtin der lebensgeschichtlichen Erzählung eines Schwarzen deutschen 'Besatzungskindes' (RAFAELA SCHMID, ELKE KLEINAU) -- Migration und Geschlecht: Strukturelle Überlegungen und empirische Befunde zu geschlechtlich strukturierten Leistungsanforderungen und -orientierungen (SABINE KLINGER, REGINA MIKULA) -- "Obwohl ich alles geopfert habe …" - Religion, Geschlecht und agency in Biografien von Frauen türkischer Herkunft mit depressiven Beschwerden (SINA MOTZEK-ÖZ) -- Im Dazwischen - Differenzkonstruktionender Europa-Reisen den Maipina de la Barra (LILLI RIETTIENS) -- Verzeichnis der Autor*innen.
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In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, p. 1514-1527
"Die Naturalisierung des Sozialen in Deutschland hat viele und widersprüchliche Gesichter und lässt sich nicht zuletzt in Zusammenhang mit wachsender sozialer Ungleichheit und Armut zunehmend in bildungspolitischen Diskursen und schulischen Praktiken beobachten. Wenn es um eine Erklärung der nachweislich in Deutschland besonders ausgeprägten Ungleichheit der Bildungschancen nach der sozialen Herkunft geht, fällt der Blick vordringlich auf die Familie, mit einer zunehmend wahrnehmbaren Formulierung geschlechterdifferenzierender Verantwortlichkeiten und einem ungebrochenen Rückgriff auf die strukturelle und symbolische Bedeutung einer quasi 'naturhaften' Mutterrolle. Im Hinblick auf die soziologische Grundfrage, wie Bildung und Erziehung die qua Geburt, sozialer Herkunft sowie Geschlechts- und ethnischer Zugehörigkeit ungleich verteilten Lebenschancen zementiert oder verstärkt, will dieser Beitrag Grundlagen der Naturalisierung von Geschlechterdifferenzen im Umgang mit sozialer Ungleichheit im Bildungssystem nachspüren, wie der historisch gewachsenen normativen Zuschreibung und Naturalisierung von Sozialkompetenz als weiblicher Fähigkeit im Bildungssystem, die verstärkt in Debatten um Raum für öffentliche oder private Erziehung verknüpft wird mit Rückgriffen auf das tradierte Bild der 'fürsorglichen Mutter' bzw. dem Verweis auf die private Sorgearbeit. 'Neu gelesen' werden dazu Veröffentlichungen Mathilde Vaertings, der eher in Vergessenheit geratenen soziologischen 'Klassikerin', deren bildungs- und erziehungssoziologisch relevante Positionen in den letzten Jahren vor allem von der pädagogischen und soziologischen Geschlechterforschung in den Blick genommen wurden. Mathilde Vaertings Ausführungen zur Verknüpfung von Unterschied und Ungleichheit und zur Verschränkung von Kultur, Wissen und Macht befassen sich mit Problemstellungen, die heute in der Soziologie sozialer Ungleichheit wie in der Geschlechtersoziologie zentral sind und mit Michel Foucaults Konzept der Produktivität der Macht oder mit Pierre Bourdieus Habituskonzept beschrieben werden." (Autorenreferat)
Das Bild der Mutter ist sowohl traditionell geformt als auch einem stetigen Wandel unterworfen. Kulturelle Ideale und Leitbilder sowie das individuelle Selbstverständnis prägen unser Bild von Mutterschaft. Vor diesem Hintergrund ist zu fragen: Wie »natürlich« sind Muttersein und Mutterliebe? Wie wirken sich gesellschaftliche Anforderungen – zum Beispiel die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – auf die Rolle der Frau und Mutter und die neu zu definierende Rolle des Vaters aus?Die Autorinnen gehen diesen Fragen nach und beleuchten sowohl die historische Dimension der jeweiligen Mutterbilder als auch gegenwärtige Probleme und Phänomene des Mutterschaftsmythos. Sie hinterfragen Stereotype und Familienleitbilder, untersuchen die körperlichen und psychischen Dimensionen von Mutterschaft und zeigen Handlungsspielräume und Gestaltungsmöglichkeiten für selbstbestimmtes Mutter- und Vatersein auf.Mit Beiträgen von Karin Flaake, Helga Krüger-Kirn, Marita Metz-Becker, Ingrid Rieken, Elisabeth de Sotelo, Sabine Toppe und Ulrike Wagner-Rau sowie einem Beitrag des Galeristen Michael W. Schmalfuß
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