Mit Migration ist diejenige Bewegung von Menschen gemeint, die mit einer Verlagerung des Lebensmittelpunktes einhergeht. Anhand exemplarischer Wanderungsereignisse werden im vorliegenden Band die individuellen und gesellschaftlichen Folgen der Migration untersucht.
Der Beitrag befasst sich mit der Frage, wie Migration und Emanzipation zusammenhängen. Die Beantwortung beginnt zunächst mit einem Überblick über die Migration von Frauen und Mädchen. Dabei geht es einerseits um die Ursachen (Armut, Abenteuer, Kalkulation, Verzweiflung) der unterschiedlichen Formen weiblicher Migration: (1) Fluchtmigration, (2) Arbeits- und Heiratsmigration sowie (3) Frauenhandel. Ferner wird der Aufenthaltsstatus und die Arbeitssituation in den Aufnahmeländern, insbesondere in Deutschland, veranschaulicht. Ein weiterer Aspekt stellt die Bedeutung der Netzwerke in den Herkunftsländern und in den Aufnahmeländern für die Migrantinnen dar. Abschließend werden die verschiedenen Prozesse und Indikatoren der weiblichen Wanderung im Hinblick auf Emanzipation diskutiert. Sowohl die Sicht, Migrantinnen als besonders emanzipierte, wie auch die andere Sicht, Migrantinnen als besonders abhängige Frauen zu begreifen, erweist sich als nicht realitätsadäquat. Der sozialen Wirklichkeit angemessen ist eine Perspektive, welche die Heterogenität unter den Migrantinnen berücksichtigt. (ICG2)
Der englische Demograph Ernest George Ravenstein, der in den 1880er Jahren vor der Royal Statistical Society einen Vortrag über die "Gesetze der Wanderung" hielt, gilt als Begründer der Migrationsforschung im theoretisch-systematischen Sinne. Die von ihm untersuchte Binnenwanderung in und zwischen den Grafschaften des United Kingdom stellte die erste Form der Arbeitsmigration in der modernen industrialisierten Gesellschaft dar. Die Migrationssoziologie "wandelt" bis heute in zweierlei Hinsicht auf den Spuren von Ravenstein: Sie bemüht sich erstens um eine Systematik der Migration und untersucht zweitens ein bestimmtes Menschenbild, das sich mit der Migration verbindet. Beide Themen Ravensteins werden auch nach über 120 Jahren durchaus kontrovers diskutiert, wie die Autorin in ihrem kurzen Überblick über die Systematik und die Menschenbilder in der soziologischen Migrationsforschung zeigt. Sie thematisiert dabei die klassische Migration (Wechsel des Lebensmittelpunktes), den Nomadismus (Leben ohne Lebensmittelpunkt) und die Transmigration (ein, zwei oder auch mehrere Lebensmittelpunkte). (ICI2)