Falko Trischler zeigt anhand empirischer Analysen, dass die soziale Ungleichheit der Alterseinkunfte in Folge des Wandels der Erwerbsverlaufe und der Rentenreformmaßnahmen in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird. Der Autor behandelt die vielfachen Zusammenhange von Erwerbsverlauf, Altersubergang und Alterssicherung sowie deren Folgewirkungen fur die Frage nach der sozialen Ungleichheit im Alter. Es ist zu befurchten, dass gerade Beschaftigte mit ohnehin bruchigen Erwerbsverlaufen und entsprechend niedrigen Rentenanwartschaften in besonderem Maße von den negativen Folgen der Rentenreformen betroffen sind.
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Die Renten- und Arbeitsmarktreformen der letzten zwei Jahrzehnte haben zu mehr Unsicherheit und Ungleichheit in der Alterssicherung geführt. Das wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Atypische Beschäftigung, steigende Arbeitslosigkeit und ein stark angewachsener Niedriglohnsektor führen zu einem deutlichen Rückgang der Alterssicherungsansprüche. Zusätzliche Risiken ergeben sich aus der Absenkung des Lohnersatzniveaus der gesetzlichen Renten und der Einschränkung von Möglichkeiten eines vorzeitigen Renteneintritts bzw. der Rente mit 67. Auch die ergänzende private Vorsorge wird die Folgen gerade für besonders Betroffene nicht auffangen. Schlechte Erwerbsbiografien führen so direkt zu einem steigenden Armutsrisiko im Alter. Betroffen sind vor allem die heute jüngeren Arbeitnehmer/-innen, zu deren Nutzen die Reformmaßnahmen eigentlich gedacht waren. Die Vermeidung unzureichende Alterssicherung ist allerdings nur durch eine Re-Regulierung des Arbeitsmarkts und eine Rücknahme der langfristig angelegten Absenkung des Leistungsniveaus der gesetzlichen Rente zu erreichen.
Vor dem Hintergrund des Diskurses um die wachsende Altersarmut fragt der Beitrag, ob die Senkung des Rentenniveaus mit dem demographischen Wandel begründet werden kann. Im ersten Abschnitt verweist der Beitrag auf das bereits heute besorgniserregende Maß der Armutsgefährdungsquote in Europa. Wie der zweite Abschnitt zeigt, sinkt bereits jetzt das Rentenniveau deutlich. Im Hintergrund der mehrfachen Absenkung des Rentenniveaus und anderen Rentenreformen der Regierungen Kohl, Schröder und Merkel steht unterschiedslos das Argument des steigenden Altenquotienten bzw. der aufgrund einer steigenden Lebenserwartung längeren Rentenbezugszeit. Der Beitrag untersucht dieses Argument kritisch und verweist dabei unter anderem auf den Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung, der nahezu unverändert bleibt. Ein wirkliches Problem stellt dagegen der Rückgang des Anteils sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung dar. Neben dem sinkenden Anteil an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung ist auch die zunehmende Ungleichheit von Erwerbs- und Kapitaleinkünften zu berücksichtigen, wodurch ein immer kleinerer Anteil aller Einkünfte an der Finanzierung des Solidarsystems beteiligt wird. Die Frage nach der Finanzierbarkeit des Rentensystems ist vor diesem Hintergrund weniger eine demographische als eine Verteilungsfrage. (ICB2)