Inga Truschkat analysiert auf der Basis eines Kompetenzdiskurses Bewerbungsgespräche, um zu erklären, inwieweit mit dem Phänomen Kompetenz neue Rationalitäten sozialer Differenzierung einhergehen. Sie zeigt zwei Ausprägungen eines Kompetenzdispositivs auf, die als disziplinarisches und als sicherheitstechnologisches Kompetenzdispositiv unterschieden werden können. Während sich im ersten Fall Kompetenz als ein optimales Modell, als eine feststehende Norm darstellt, bei der habituelle Passungskriterien eine zentrale Rolle spielen, zeichnet sich im zweiten Fall Kompetenz als eine bestmögliche und flexible Anpassung an die Erfordernisse des modernen Arbeitsmarkts ab.
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Das komplexe Feld der sozialen Dienste am Arbeitsmarkt ist bislang kaum analytisch in den Blick geraten. Am Beispiel des Beschäftigtentransfers bündelt dieser Sammelband konzeptionelle und empirische Erkenntnisse in diesem Feld und zeigt aus sozialpolitischer, organisationaler und individueller Perspektive die Bedeutung der Einbettung dieser Dienstleistungen in marktliche, staatliche und gemeinwohlorientierte Logiken auf.
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"Zur Analyse der Einbettung von Akteur/innen in soziale Strukturen werden in der Netzwerkforschung zunehmend offene Forschungszugänge auch in Kombination mit standardisierten methodischen Ansätzen verwendet. Die Entwicklung eines Vorgehens zur qualitativen strukturbezogenen Analyse stellt bislang ein Desiderat dar. Am Beispiel der Analyse einer egozentrierten Netzwerkkarte und eines erzählgenerierenden Interviews entwerfen, explizieren und begründen wir ein methodisches qualitatives Analyseverfahren, das Standards einer strukturalen Analyse - als theoretisch-methodologische Position der sozialen Netzwerkanalyse - Rechnung trägt. Entlang des Beispiels entwerfen wir qualitative Verfahren der Interpretation (Sequenzanalyse, sensibilisierendes Konzept, Memos) für die Auswertung von Netzwerkkarten und des narrativen Materials, für das wir Konzepte der formalen Netzwerkanalyse adaptieren. Unser Vorschlag dieser qualitativen strukturalen Analyse - kurz QSA - stellt damit eine Kombination aus der analytischen Perspektive der strukturalen Analyse mit analytischen Standards der qualitativen Sozialforschung dar." (Autorenreferat)
Um eine qualitativ-empirische Untersuchung erfolgreich durchzuführen, bedarf es unter anderem eines adäquaten methodischen Vorgehens. Mit der Grounded Theory liegt eine Methodologie (GTM) vor, die auf den ersten Blick durch ihre gute Strukturiertheit besticht und so gerade auch wenig erfahrene ForscherInnen anspricht. Dringt man jedoch dann im Forschungsprozess in die (möglicherweise ungeahnten) Tiefen dieses methodologischen Rahmenkonzepts vor, so wird meist insbesondere der hohe Anspruch an den Samplingprozess deutlich. Wie sich die Prinzipien der GTM durch einen kreativen Umgang dennoch für Qualifikationsarbeiten (Dissertationen etc.) handhaben lassen, werden wir im Folgenden diskutieren.
Grounded Theory Methodology (GTM) ist vor allem für weniger erfahrene Forscher wegen ihrer strukturellen Klarheit attraktiv. Erst später werden dem Forscher die Klippen und Komplexitäten dieses Verfahrens klar. Vor allem die Anforderungen an die Stichprobenziehung sind hoch - das sorgt für Schwierigkeiten bei Dissertationsprojekten und erfordert eine kreative Handhabung der GTM-Prinzipien. Die Autoren formulieren hier Vorschläge für die Forschungspraxis. Dazu gehört die Formulierung einer eindeutigen Forschungsfrage, die in der vorgegebenen Zeit und mit einem überschaubaren Datenaufwand beantwortet werden kann. Eine weitere wichtige Strategie ist der flexible Umgang mit theoretischem Wissen. Zudem sollte man ein Verfahren der Stichprobenziehung wählen, das die Forschungsfrage und den Zugang zum Feld berücksichtigt. Auch der Austausch von Forschungsergebnissen mit anderen Forschern kann Möglichkeiten zur kommunikativen Validierung der eigenen Ergebnisse eröffnen. (ICEÜbers)
Angesichts zahlreicher Maßnahmen zur Unterstützung des Übergangs Schule - Beruf in der Region werden Ergebnisse einer empirischen Vergleichsstudie zu unterschiedlichen Herstellungsweisen von Region, Übergang und sozialer Teilhabe aufgezeigt und eine kritische Reflexion dieser Maßnahmen angeregt. Das Buch stellt Ergebnisse aus dem BMBF-geförderten Forschungsprojekt 'Schule im Kontext regionaler Übergangsstrukturen' vor. In vier bundesdeutschen Regionen wurden institutionelle Akteure und SchülerInnen nach ihren Sichtweisen auf den Übergang von der Schule in den Beruf befragt, wobei der Fokus sowohl auf dem aktuellen Blick auf Übergänge als auch auf der historischen Rekonstruktion regionaler Entwicklungen lag. Die empirischen Ergebnisse verweisen auf regional ganz unterschiedliche Modelle der Gestaltung von Übergangsstrukturen und Teilhabe und verdeutlichen insgesamt die Notwendigkeit einer kritischen Reflexion der Anschlussfähigkeit bildungspolitischer Interventionen in den Regionen. Claudia Muche, Jg. 1977, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim.
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Bisherige Forschung zur Arbeitsmarktpartizipation von Geflüchteten lässt deren Perspektive weitgehend offen und fokussiert jene, die im Zuge der Fluchtbewegung 2015 angekommen sind. Demgegenüber widmet sich die vorliegende Studie jenen, die bereits längere Zeit als Asylberechtigte in Österreich leben. Krieg und Flucht bedingen Abbrüche von Arbeits- und Ausbildungsverhältnis und das Asylverfahren ist geprägt von organisierter Desintegration (Täubig 2009), welche die ethnische Homogenität der sozialen Netzwerke fördert. Die Asylgewährung stellt als weitere biografische Zäsur unvermittelt Erwartungen an eine rasche Arbeitsmarktpartizipation. Wie vor diesem Hintergrund Flucht anstatt eines Zusammenbruchs von Lebensentwürfen zur problemlösenden Zäsur in der Erwerbsbiografie werden kann, steht im Zentrum der Forschung. Welche biografischen Antworten finden Asylberechtigte unter Einsatz ihrer sozialen Netzwerke im Hinblick auf diese Einschnitte und wie werden sie in die Gesamtbiografie eingebettet? Tschetschen*innen formieren in Österreich die größte Gruppe unter den langjährig anerkannten Geflüchteten. Der Traditionskodex Adat nimmt eine gewichtige Rolle ein und definiert – wenngleich nicht einheitlich kodifiziert – die Pflicht zur gegenseitigen Unterstützung und die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Der Forschungsfokus liegt auf dem Zusammenwirken von im Adat festgelegten Normen und Geschlechter- und Generationenverhältnissen. Zehn biografische Interviews wurden jeweils mit egozentrierten Netzwerkzeichnungen kombiniert und mittels Grounded Theory analysiert. Diagnosen zu Langzeitearbslosigkeit, Strukturwandel der Anerkennung sowie Labelingprozessen werden mit biografietheoretischen Grundlagen verbunden. Die biografischen Fallrekonstruktionen geben Aufschluss über subjektive Deutungen von Arbeitserfahrungen und Erwerbslosigkeit. Die Ergebnisse zeigen, dass die eigene Identität auf Basis alternativer Anerkennungssphäre rekonstruiert wird, wenn Erwerbsarbeit als Quelle sozialer Anerkennung nicht verfügbar ist. So kann etwa Religionsausübung Anerkennung vom eigenen Netzwerk bringen; dazu muss sie allerdings sichtbar nach außen getragen werden. Die damit einhergehende Diskriminierung sowie die Flucht als disruptives Lebensereignis werden als Gründe für einen aus subjektiver Sicht gescheiterten Lebenslauf genannt. Die Interviewten reproduzieren das Verständnis von Integration als individuell zu erbringende Leistung. Um eine positivere Bewertung des eigenen Biografieverlaufs sicherzustellen, setzen sie Distanzierungskonstruktionen gegenüber neu angekommenen Gruppen Geflüchteter ein. Die Kontinuität der Kategorie Flüchtling lehnen die Betroffenen ab und konstruieren stattdessen ein Wir im Sinne der eigenen Religion oder Volksgruppe. Die Forschung leistet einen Beitrag zum Verständnis eines interaktionistischen Modells der Identitätsumformung in Fluchtbiografien in Hinblick auf den Entzug sozialer Anerkennung durch verunmöglichte Erwerbsintegration.
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