Der neue "kalte" Krieg: die USA, Russland, China und der Cyberwar
In: Wissenschaft und Frieden: W & F, Band 27, Heft 3, S. 45-48
ISSN: 0947-3971
"Cyberwar" ist seit Beginn der 1990er Jahre ein höchst diffuser Begriff, der die elektronische Kriegführung zu umreißen versucht. Das US-amerikanische Militär subsumiert unter dem Terminus "Network Centric Warfare" eine bestimmte Form der digitalen Kriegsführung, deren Kernbestandteile die Informationshoheit sowie die informationelle Vernetzung von Soldaten sind. Diese Doktrin umfasst auch traditionelle Konzepte wie die psychologische Kriegführung sowie die gezielte Störung von militärischen Radar- und Funksignalen. Gemäß diesem Konzept soll in Zukunft auch das Air Force Cyber Command (Afcyber) Operationen durchführen. Unter der Abkürzung NetOpFÜ (diese steht für "vernetzte Operationsführung") operiert auch die deutsche Bundeswehr mit entsprechenden Aufgaben. Der enorm forcierte Diskurs um digitale Bedrohungsszenarien aller Art fungiert als eine Art "Self-fulfilling Prophecy", die rückkoppelnd von der reinen Fiktion auf die Realität wirkt. Antizipative Feinbildprojektionen und Bedrohungsszenarien aus der digitalen Raum werden zu gegebener Zeit von der Realität eingeholt, wodurch die Fiktion zur Wirklichkeit wird - ein Phänomen, das dem "kalten Krieg" zwischen dem ohnehin angespannten Verhältnis zwischen Ost und West eine neue Dimension verleiht. (ICF2)