Zur globalen Ökonomie von digitalen Drogenmärkten
Seit der Eröffnung des ersten Marktplatzes im Jahre 2011 ist der Vertrieb von legalen wie illegalen Drogen in einem anonymisierten Bereich des Internets nicht mehr wegzudenken. Unabhängig vom Ort und ohne zeitliche Beschränkung haben User_innen Zugang zu zahlreichen Marktplätzen im Darknet und können dabei aus einer breiten Palette an psychoaktiven Substanzen wählen. Dieser Beitrag widmet sich einer zentralen Widersprüchlichkeit bei der kriminellen Innovation namens Kryptomärkte. Zum einen unterstützen anonyme Drogenmärkte eine Drogenpolitik, die auf Schadensminimierung und Entkriminalisierung von Konsumierenden setzt – beispielsweise, indem auf anonymen Märken oft qualitativ hochwertige Drogen vertrieben werden und Kund_innen weniger Gewalterfahrungen ausgesetzt sind. Zum anderen ist die Distribution von Drogen auf Kryptomärkten von Selbstregulierung geprägt, über die sämtliche politischen, sozialen und wirtschaftlichen Probleme zu lösen sind. Die Regulierung des Drogenhandels über den Markt hat zur Folge, dass soziale Ungleichheiten reproduziert werden. Marginalisierte, technisch unerfahrene Konsumierende aus mittellosen Verhältnissen und mit einem problematischen Konsumverhalten können es sich schlicht nicht leisten, auf Kryptomärkten ihre Substanzen zu erwerben. Abschließend fragt der Beitrag nach möglichen Implikationen des neuen Phänomens für politische Entscheidungsträger_innen im Bereich der Drogenpolitik.