Die IAB-BAMF-SOEP Befragung von Geflüchteten ist eine Längsschnittstudie, die seit 2016 jährlich durchgeführt wird. Befragt werden Geflüchtete (Erwachsene und Minderjährige) unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus, die vom 1. Januar 2013 bis 31. Januar 2016 nach Deutschland eingereist und einen formellen Asylantrag beim BAMF gestellt oder im Rahmen von speziellen Programmen des Bundes oder der Länder als Schutzsuchende aufgenommen wurden. Die IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten bietet somit eine umfassende und repräsentative Datengrundlage über die in Deutschland lebenden Geflüchteten (Brücker, Rother, and Schupp 2017). Im Frühjahr 2020 wurden die Haushalte neben der regulären Panelbefragung zusätzlich telefonisch (d.h. in einem CATI-Modus) zu ihren Erfahrungen und zu den Veränderungen ihres Alltags durch die Corona-Krise befragt. Der Fragebogen der CoV-Studie von Geflüchteten (im Folgenden REF-CoV-Studie) wurde so angelegt, dass ein Vergleich mit der ebenfalls im Jahr 2020 gesondert durchgeführten SOEPCoV-Studie unter der Verantwortung des SOEP am DIW Berlin auch möglich ist (Kühne et al. 2020). Die Befragung umfasst gut 50 Fragen und deckt eine Reihe von Themen ab, wie etwa Änderungen der Arbeitssituation, der persönlichen Gesundheit, der Kinderbetreuung, des sozialen Lebens sowie Lebenszufriedenheit, Einstellung, Sorgen u.v.m. Um den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die besondere Lebenssituation der Geflüchteten Rechnung zu tragen, wurde der Fragenbogen um andere wichtige Themen, wie etwa Teilnahme an Integrationskursen und anderen Sprachkursen sowie an Bildungsmaßnahmen, erweitert. Die Feldorganisation und die Durchführung der REF-CoVStudie wurde vom Erhebungsinstitut Kantar Public verantwortet.
Die vorliegende Stellungnahme bezieht sich auf die öffentliche Anhörung im Ausschuss für Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestages am 3.6.2019. Sie befasst sich mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Asylbewerberleistungsgesetzes, welcher mehrere Änderungs-vorgänge der bestehenden Rechtsgrundlage zur Leistungsberechtigung von Asylbewerbern und Flüchtlingen durchführt. Das übergreifende Ziel des Gesetzentwurfs ist die Integration von ge-flüchteten Menschen in Deutschland. Die Änderungsvorgänge können im Wesentlichen in drei Punkten zusammengefasst werden. Ers-tens, soll die Rückabwicklung von Leistungsansprüchen für Asylbewerber, Geduldete und Inhaber bestimmter humanitärer Aufenthaltserlaubnisse, deren Asylanträge zwar anerkannt wurden, aber noch angefochten werden können, vermieden werden. Diese Änderung ist sinnvoll, da sie die Rechtssicherheit für die Leistungsberechtigten erhöht. [.] ; The present statement refers to the public hearing in the Committee for Labour and Social Affairs of the German Bundestag on 3.6.2019. It addresses the draft bill of the Federal Government to amend the Asylum Seekers Benefits Act, which implements several changes to the existing legal basis for benefits entitlement of asylum-seekers and refugees. The overarching objective of the draft law is the integration of refugees in Germany. The changes can essentially be summarized in three points. First, the reversal of benefit claims for asylum seekers, tolerated persons and holders of certain humanitarian residence permits whose asylum applications have been approved but can still be revoked, will be avoided. This amend-ment is to be welcomed as it increases legal stability for beneficiaries. [.]
Die vorliegende IAB-Stellungnahme befasst sich mit dem Eckpunktepapier der Bundesregierung zur Fachkräfteeinwanderung aus Drittstaaten, das am 2. Oktober 2018 im Bundeskabinett verabschiedet wurde. Das Eckpunktepapier hält im Grundsatz an den bestehenden Regelungen des deutschen Einwanderungsrechts fest. Erkennbar sind drei wesentliche Änderungen: die Abschaffung der Vorrangprüfung, die Öffnung der Möglichkeit zur Einwanderung von Personen mit beruflichen Abschlüssen auch außerhalb der Engpassberufe, und die Ausweitung der Möglichkeit zur Arbeitsuche von Personen mit beruflichen Abschlüssen. Alle drei Maßnahmen sind sinnvoll, werden aber voraussichtlich nur zu geringfügigen Veränderungen in Umfang und Struktur der Fachkräfteeinwanderung führen. Die Gleichwertigkeit beziehungsweise Anerkennung beruflicher Abschlüsse soll unverändert rechtliche Voraussetzung für die Einwanderung bleiben. Damit soll die wesentliche Hürde für die Einwanderung von Fachkräften nicht reformiert werden. Vorgesehen sind außerdem verschiedene Maßnahmen zur Verwaltungsvereinfachung, zur Anwerbung und zur Sprachförderung. Diese Maßnahmen sind sinnvoll, es ist aber zweifelhaft, dass dadurch zum Beispiel die Hürde zur Anerkennung beruflicher Abschlüsse in der Praxis tatsächlich gesenkt wird. Eine weitgehende Beibehaltung des Status quo wirft für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Deutschlands Risiken auf. Mit dem Rückgang der Einwanderung aus der Europäischen Union werden sich Qualifikationsstruktur und Arbeitsmarktchancen der ausländischen Bevölkerung schrittweise verschlechtern, wenn auch künftig nur ein Bruchteil der Einwanderer aus Drittstaaten ein Visum zu Erwerbszwecken erhält. ; This IAB statement addresses the benchmark paper of the Federal Government on skilled labour immigration from third countries, adopted in the federal cabinet on 2 October 2018. The benchmark paper in principle abides by the existing provisions of German immigration law. Three main changes can be identified: the abolition of proof of precedence, opening up the possibility of immigration of persons with vocational qualifications also beyond the bottleneck professions, and the extension of the possibility of people with vocational qualifications to search for a job. All three measures are reasonable, but will probably only lead to minor changes in the scope and structure of specialist immigration. The equivalence and/or recognition of professional qualifications are to remain unchanged as the legal prerequisite for immigration. Hence, the main obstacle to the immigration of skilled workers will not be reformed. Additionally, various measures for administrative simplification, recruitment and language promotion are planned. These measures are reasonable, but it is doubtful that this will, for example, actually lower the hurdle for the recognition of professional qualifications in practice. Upholding the status quo to a large extent poses risks for the economic and social development of Germany. With the decline of immigration from the European Union, the qualification structure and labour market opportunities of the foreign population will gradually deteriorate, even if only a fraction of the immigrants from third countries receive a visa for employment purposes in the future.
Die Zahlen zur Beschäftigung und zum Leistungsbezug rechtfertigen es gegenwärtig nicht, die Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien pauschal als 'Armutszuwanderung' zu qualifizieren. Zur Jahresmitte 2013 waren rund 60 Prozent der Bulgaren und Rumänen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland erwerbstätig. Die Arbeitslosenquote lag bei 7,4 Prozent und der Anteil der SGB-II-Leistungsempfänger an der bulgarischen und rumänischen Bevölkerung bei 10 Prozent. Allerdings haben 46 Prozent der Bulgaren und Rumänen, die nach 2007 zugewandert sind, keine abgeschlossene Berufsausbildung. In einigen strukturschwachen Kommunen wie Duisburg, Dortmund und Berlin konzentrieren sich die sozialen und ökonomischen Probleme der Bulgaren und Rumänen. Hier sind nicht nur die Arbeitslosen- und Leistungsempfängerquoten zum Teil sehr hoch. Vor allem sind hier 60 bis 75 Prozent der Bulgaren und Rumänen weder erwerbstätig noch im Leistungsbezug. Durch Einführung der vollständigen Arbeitnehmerfreizügigkeit steigen einerseits die Beschäftigungsmöglichkeiten im ersten Arbeitsmarkt, andererseits erweitert sich der Kreis der potenziellen Leistungsbezieher. Unter optimistischen Annahmen wird die Zahl der SGB-II-Leistungsempfänger zum Jahresende 2014 auf 50.000 bis 58.000, unter extrem pessimistischen Annahmen auf 80.000 bis 93.000 Personen steigen. Die Arbeitsmarktpolitik sollte sich vor allem auf die Vermittlung von geringer Qualifizierten fokussieren. Strukturschwache Kommunen, in denen sich die Probleme konzentrieren, könnten mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt kompensiert werden. Der Leistungsausschluss von EU-Bürgern, die sich zum Zweck der Arbeitssuche in Deutschland aufhalten, ist ökonomisch sinnvoll und sollte beibehalten werden.
"Über die Erwerbsverläufe und die Verdienste von Migranten vor dem Zuzug nach Deutschland ist bislang aufgrund der Datenlage wenig bekannt. Die neue IAB-SOEP-Migrationsstichprobe schließt nicht nur diese Lücke, sie stellt auch umfassende Informationen zu den Determinanten der Arbeitsmarktintegration von Migranten in Deutschland bereit. Menschen, die bereits vor dem Zuzug erwerbstätig waren, sind dies in der Regel auch später in Deutschland und ihre Einkommensgewinne sind hoch. Deutschkenntnisse und die Anerkennung beruflicher Abschlüsse erhöhen die Löhne und steigern die Chancen, entsprechend der Qualifikation beschäftigt zu werden." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Inhalt: H Migration und Integration; H.I Einführung und Resümee; H.II Neue Trends der Zuwanderung nach Deutschland; H.III Fluchtmigration nach Deutschland; H.IV Qualifikation von Migranten und Geflüchteten; H.V Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten und anderen Migranten; Literatur zu Kapitel H.
Der hohe Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland in den letzten Jahren hat Politik und Gesellschaft vor die Herausforderung gestellt, eine effektive Integrationspolitik mit begrenzten Informationen zu fördern. Die vorliegende Untersuchung zielt darauf ab, anhand fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Debatte und Entscheidungsfindung beizutragen. Hierfür wird auf die repräsentative IAB-BAMF-SOEP Befragung von Geflüchteten zurückgegriffen, die 2016 und 2017 erhoben wurde und die in Kapitel 1 genauer vorgestellt wird. In Kapitel 2 werden zunächst die Situation der Geflüchteten in den Herkunftsländern, ihre Entscheidung die Heimat zu verlassen und nach Deutschland zu fliehen, sowie die Dauer und Kosten der Flucht analysiert. Das dritte Kapitel untersucht bestehende Unterschiede zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen von Geflüchteten und der Bevölkerung in Deutschland ohne und mit Migrationshintergrund. Anschließend werden in Kapitel 4 die Fertigkeiten, Kompetenzen und Arbeitsmarkterfahrung präsentiert, die die Geflüchteten nach Deutschland mitbringen und weiterhin untersucht, inwieweit die Geflüchteten ihre mitgebrachten beruflichen Qualifikationen anerkennen lassen. Kapitel 5 erörtert den Fortschritt der Deutschsprachkompetenzen der Geflüchteten sowie dessen Determinanten. Werte und Einstellungen, soziale Kontakte sowie Diskriminierungserfahrungen der Geflüchteten werden in Kapitel 6 behandelt. Die Entwicklung der Arbeitsmarktintegration der Geflüchteten in Deutschland ist zentrales Thema des Abschlusskapitels.
Mit einer repräsentativen Befragung von insgesamt 4 500 Geflüchteten stellen das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) am DIW Berlin eine völlig neue Datengrundlage für die Analyse der Fluchtmigration und der Integration Geflüchteter bereit. Die hier vorgelegten Befunde basieren auf dem ersten Teil der Befragung, bei der gut 2 300 Personen interviewt wurden. Erhoben werden nicht nur Fluchtursachen und Fluchtwege, Bildungs- und Erwerbsbiografien, sondern auch Werte, Einstellungen und Persönlichkeitsmerkmale der Geflüchteten sowie ihre Integration in den Arbeitsmarkt und das Bildungssystem. Die wichtigsten Fluchtmotive sind Angst vor Krieg, Gewalt und Verfolgung. Zudem zeigt sich, dass die Kosten und Risiken der Flucht hoch sind. Die Allgemeinbildung der Geflüchteten ist sehr heterogen. Der Anteil der Personen mit Berufs- und Hochschulabschlüssen ist gering. Insgesamt zeigen die Geflüchteten jedoch hohe Bildungsaspirationen. In ihren Wertvorstellungen weisen die Geflüchteten sehr viel mehr Gemeinsamkeiten mit der deutschen Bevölkerung auf als mit der Bevölkerung aus den Herkunftsländern. Die Integration in den Arbeitsmarkt und in das Bildungssystem steht erst am Anfang, allerdings zeigen integrationspolitische Maßnahmen erste Wirkungen.
"Mit einer repräsentativen Befragung von insgesamt 4 500 Geflüchteten stellen das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) am DIW Berlin eine völlig neue Datengrundlage für die Analyse der Fluchtmigration und der Integration Geflüchteter bereit. Die hier vorgelegten Befunde basieren auf dem ersten Teil der Befragung, bei der gut 2 300 Personen interviewt wurden. Erhoben werden nicht nur Fluchtursachen und Fluchtwege, Bildungs- und Erwerbsbiografien, sondern auch Werte, Einstellungen und Persönlichkeitsmerkmale der Geflüchteten sowie ihre Integration in den Arbeitsmarkt und das Bildungssystem. Die wichtigsten Fluchtmotive sind Angst vor Krieg, Gewalt und Verfolgung. Zudem zeigt sich, dass die Kosten und Risiken der Flucht hoch sind. Die Allgemeinbildung der Geflüchteten ist sehr heterogen. Der Anteil der Personen mit Berufs- und Hochschulabschlüssen ist gering. Insgesamt zeigen die Geflüchteten jedoch hohe Bildungsaspirationen. In ihren Wertvorstellungen weisen die Geflüchteten sehr viel mehr Gemeinsamkeiten mit der deutschen Bevölkerung auf als mit der Bevölkerung aus den Herkunftsländern. Die Integration in den Arbeitsmarkt und in das Bildungssystem steht erst am Anfang, allerdings zeigen integrationspolitische Maßnahmen erste Wirkungen." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Die Befragung: Die IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten ist eine jährliche Wiederholungsbefragung, die im Längsschnitt rund 4.500 Geflüchtete befragt. Im ersten Teil wurden 2016 2.349 Geflüchtete interviewt, die in 1.766 Haushalten leben. Der zweite Teil der Befragung ist bis Dezember 2016 noch im Feld und wird den Umfang der Stichprobe in etwa verdoppeln. Befragt werden Geflüchtete, die vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Januar 2016 in Deutschland eingereist sind und einen Asylantrag gestellt haben, sowie ihre Haushaltsmitglieder. Befragt wurden in der ersten Welle nur erwachsene Personen (18 Jahre und älter). Alle in diesem Bericht vorgestellten Ergebnisse beruhen auf dem ersten Teil der Befragung. Ursachen, Dauer, Kosten und Risiken der Flucht: Die große Mehrheit der Befragten gibt Angst vor Krieg und Gewalt (70%), Verfolgung (44%) und Zwangsrekrutierung (36%) als wichtigste Fluchtursachen an, teilweise in Verbindung mit prekären persönlichen Lebensverhältnissen (39%). Etwa 60 Prozent der Geflüchteten sind direkt nach Deutschland gezogen, 40 Prozent über Transitländer1. Ausschlaggebend für den Wegzug aus Transitländern waren prekäre Lebensverhältnisse, Diskriminierung, Vertreibung und Verfolgung. Die meisten Geflüchteten geben die Achtung der Menschenrechte als wichtigsten Zuzugsgrund nach Deutschland an (73%), gefolgt vom Bildungssystem (43%) und dem Willkommensgefühl (42%). Etwa ein Viertel nennt die Wirtschaftskraft Deutschlands. Im Durchschnitt wendeten die Geflüchteten gut 7.000 EURO pro Person für die Flucht nach Deutschland auf, im Median 5.000 EURO. Auf der Flucht waren viele Geflüchtete erheblichen Risiken für ihre Gesundheit und ihr Leben ausgesetzt. Ein Viertel gibt an, Opfer von Schiffbruch, zwei Fünftel Opfer von Gewalt geworden zu sein. Die Dauer der Flucht aus dem Herkunftsland wird im Durchschnitt mit gut 40 Tagen angeben. Kosten und Dauer der Flucht sind im Zeitverlauf gesunken. Asylverfahren und Bleibeabsichten: Die durchschnittliche Dauer vom Stellen des Asylantrags bis zur behördlichen Entscheidung dauerte bei den Befragten, deren Asylverfahren abgeschlossen war, sieben Monate, wobei diese Periode im Zeitverlauf deutlich gesunken ist. Die Befragten, über deren Asylanträge noch nicht entschieden wurde, befanden sich im Durchschnitt bereits 15 Monate in den Asylverfahren. Eine Schätzung der Verfahrensdauer ab Antragstellung zeigt einen deutlichen Rückgang im Zeitverlauf: Waren 2013 im Durchschnitt nach zehn Monaten weniger als ein Fünftel der Asylanträge entschieden, so stieg dieser Anteil 2015 auf ein Drittel und 2016 auf gut zwei Fünftel. Rund 90 Prozent der Befragten wollen dauerhaft in Deutschland bleiben. Qualifikation und Bildungsaspirationen 58 Prozent der erwachsenen Geflüchteten haben zehn Schuljahre und mehr in Schulen und Hochschulen sowie beruflicher Bildung verbracht, im Vergleich zu 88 Prozent der deutschen Wohnbevölkerung. Die Allgemeinbildung der Geflüchteten ist stark polarisiert: 37 Prozent der Geflüchteten haben weiterführende Schulen besucht und 32 Prozent abgeschlossen, 31 Mittelschulen besucht und 22 Prozent abgeschlossen. 5 Prozent haben sonstige Schulen besucht. Auf der anderen Seite des Qualifikationsspektrums haben 10 Prozent Grundschulen, 9 Prozent gar keine Schule besucht. 19 Prozent der erwachsenen Geflüchteten haben eine Universität oder Hochschule besucht, 13 Prozent einen Hochschulabschluss erworben. 12 Prozent ha en eine Ausbildung entweder im Betrieb oder anderen berufsbildenden Einrichtungen gemacht, 6 Prozent davon abgeschossen. 46 Prozent der Befragten wollen noch einen Schulabschluss, 66 Prozent noch einen Hochschul- oder berufsbildenden Abschluss in Deutschland erwerben. Bei den Bestrebungen Bildungsabschlüsse zu erwerben treten kleine Unterschiede zwischen Männern und Frauen auf, die allerdings verschwinden, wenn für Kinder kontrolliert wird. Sprachkompetenz: 90 Prozent der Geflüchteten hatten beim Zuzug keine Deutschkenntnisse, allerdings steigt das Niveau der Sprachkenntnisse nach Selbsteinschätzung der Befragten vergleichsweise schnell im Zeitverlauf. Unter den Befragten, die sich zwei Jahre und weniger in Deutschland aufhielten, gaben 18 Prozent an, zum Zeitpunkt der Befragung über gute oder sehr gute Deutschkenntnisse zu verfügen, 35 Prozent über mittlere und 47 Prozent über schlechte. Berufserfahrung, Arbeitsmarktintegration und Erwerbsaspirationen: 73 Prozent der befragten Geflüchteten (Männer: 81%, Frauen: 50%) im Alter von 18 bis 65 Jahren haben vor dem Zuzug nach Deutschland Berufserfahrungen gesammelt, im Durchschnitt 6,4 Jahre. Davon waren 30 Prozent als Arbeiter, 25 Prozent als Angestellte ohne Führungsposition, 13 Prozent als Angestellte mit Führungsposition und 27 Prozent als Selbständige tätig. In Deutschland waren im Durchschnitt der Stichprobe zum Befragungszeitpunkt 14 Prozent der Befragten als Vollzeit- und Teilzeitkräfte, Selbständige, Auszubildende oder Praktikanten erwerbstätig. Unter den 2015 und 2016 zugezogenen Geflüchteten waren 13 Prozent, unter den 2014 zugezogenen 22 Prozent und unter den 2013 und vorher zugezogenen 31 Prozent erwerbstätig. In der Gruppe der nichterwerbstätigen Geflüchteten geben 78 Prozent an, "ganz sicher" arbeiten zu wollen, weitere 15 Prozent "wahrscheinlich". 97 Prozent der Männer und 87 Prozent der Frauen wollen "sicher" oder "wahrscheinlich" einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Sprachprogramme, andere Integrationsmaßnahmen und Arbeitsvermittlung Rund ein Drittel der Befragten gab zum Befragungszeitpunkt an, an den Integrationskursen des BAMF teilgenommen zu haben, 5 Prozent an den berufsbezogenen ESF-BAMF-Sprachkursen und 8 Prozent an den BA-Einstiegskursen oder anderen BA-Sprachprogrammen, 38 Prozent an anderen Sprachkursen. Rund ein Drittel hat bisher an keinen Sprachprogrammen teilgenommen oder teilnehmen können. Erste Schätzungen zeigen, dass ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen dem Abschluss von Integrationskursen des BAMF, ESF-BAMF-Sprachkursen und den Sprachprogrammen der BA und der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit besteht, wobei die Effekte der ESF-BAMF-Sprachprogramme am stärksten ausfallen. Die Ergebnisse sind als Korrelationen, nicht kausal zu interpretieren. Auch der Abschluss des Programms "Perspektiven für Flüchtlinge" und die Arbeitsmarkt- und Berufsberatung der BA bzw. der Jobcenter sind statistisch signifikant und positiv mit der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit korreliert. 22 Prozent der Befragten haben nach eigenen Angaben die Berufsberatung der BA, 19 Prozent die Berufsberatung eines Jobcenters in Anspruch genommen. Weiteren 20 bzw. 19 Prozent waren diese Angebote bekannt. Rund ein Fünftel der Geflüchteten gibt an, bei der Arbeitssuche Hilfe benötigt und erhalten zu haben; zwei Fünftel sagen, dass sie Hilfe benötigt, aber keine erhalten hätten. Unter den Geflüchteten, die bereits einer Erwerbstätigkeit in Deutschland nachgegangen sind, geben 42 Prozent an, ihre erste Stelle durch Familienangehörige, Freunde und Bekannte gefunden zu haben, im Vergleich zu 55 Prozent bei anderen Migrantengruppen. Geflüchtete ohne Berufs- und Hochschulabschlüsse finden überdurchschnittlich häufig ihre erste Stelle durch persönliche Kontakte (60%), während dies Personen mit Berufs- oder Hochschulabschluss häufiger über die Arbeitsagenturen und Jobcenter (33%) sowie über Zeitungen und Internet (10%) gelingt. Einstellungen zur Demokratie: Die Geflüchteten zeigen in der Befragung eine hohe Übereinstimmung mit der deutschen Bevölkerung bei der Zustimmung zu demokratischen Grundwerten und unterscheiden sich teilweise von Befragten im arabischen Raum und anderen Herkunftsregionen. 2 96 Prozent der Geflüchteten (Deutsche Bevölkerung: 95%, Bevölkerung der Herkunftsregionen: 91%) halten die Demokratie für die beste Staatsform, 96 Prozent der Geflüchteten halten freie Wahlen (Deutsche: 91%, Herkunftsregionen: 89%) und 93 Prozent den Schutz von Bürgerrechten (Deutsche: 83%, Herkunftsregionen: 80%) für elementare Bestandteile von Demokratien. Zwar stimmen 21 Prozent der Geflüchteten der Aussage zu, dass man einen starken Führer braucht, der sich nicht um einen Parlament und freie Wahlen kümmern muss, aber das trifft auch auf 22 Prozent der deutschen Bevölkerung und 46 Prozent der Bevölkerung der Herkunftsregionen zu. 13 Prozent der Geflüchteten sind schließlich der Auffassung, dass Religionsführer über die Auslegung der Gesetze entscheiden sollten, im Vergleich zu 8 Prozent in der deutschen Bevölkerung und 55 Prozent der Bevölkerungen der Herkunftsländer. Einstellungen zur Gleichberechtigung von Mann und Frau: 92 Prozent der Geflüchteten (Deutsche: 92%, Herkunftsregionen: 67%) sind der Auffassung, dass gleiche Rechte von Frauen und Männern zur Demokratie gehören. 86 Prozent der Geflüchteten, aber nur 71 Prozent der Deutschen sind der Auffassung, dass eine Arbeit zu haben der beste Weg für eine Frau ist, unabhängig zu sein. 29 Prozent der Geflüchteten, aber nur 19 Prozent der Deutschen, stimmen der Aussage zu, dass es zwangsläufig zu Problemen führt, wenn eine Frau mehr als ihr Partner verdient. 18 Prozent der Geflüchteten und 16 Prozent der Deutschen sind der Auffassung, dass für die Eltern die Ausbildung oder Hochschulbildung der Söhne wichtiger sein sollte als die der Töchter. Wohlbefinden und Gesundheit: Die Geflüchteten weisen eine mit der deutschen Bevölkerung vergleichbare Lebenszufriedenheit auf. Die Zufriedenheit mit dem Gesundheitszustand ist höher als in der deutschen Bevölkerung. Diese Ergebnisse sind allerdings auch auf das niedrigere Durchschnittsalter zurückzuführen. Schließlich berichten Geflüchtete häufiger als die deutsche Bevölkerung über Einsamkeit und Depressionen, was sowohl in Zusammenhang mit den Kriegs- und Fluchterfahrungen, als auch der Lebenssituation in Deutschland stehen kann. Persönlichkeitsmerkmale der Geflüchteten: Die Geflüchteten verfügen über ein höheres Selbstwertgefühl als Deutsche ohne Migrationshintergrund und andere Migrantengruppen. Die Risikobereitschaft ist nicht höher ausgeprägt als bei diesen beiden Vergleichsgruppen. Dafür ist die positive Reziprozität, also die Bereitschaft einen Gefallen zu erwidern, stärker, die negative Reziprozität, also die Neigung sich für erlittenes Unrecht zu rächen, schwächer. Kontrollüberzeugungen, also die Überzeugung selbst über sein Schicksal bestimmen zu können, sind schwächer als in der deutschen Bevölkerung ohne Migrationshintergrund oder anderen Migrantengruppen ausgeprägt. Soziale Kontakte, Diskriminierung und Willkommensgefühl: Die Geflüchteten geben an, dass sie im Mittel seit ihrer Ankunft drei neue Kontakte zu Deutschen und fünf neue Kontakte zu Personen aus den Herkunftsländern geknüpft haben. 60 Prozent haben häufig, d.h. mindestens einmal die Woche, Kontakte zu Deutschen. Die Kontaktintensität zu Deutschen ist bei einer dezentralen Unterbringung höher als bei einer Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften und in kleinen Kommunen größer als in großen Kommunen. 10 Prozent der Geflüchteten berichten, dass sie häufig wegen ihrer Herkunft benachteiligt wurden, weitere 36 Prozent selten. Geflüchtete berichten damit häufiger von Diskriminierung als andere Migrantengruppen (32 Prozent). 65 Prozent der 2015 zugezogenen Geflüchteten haben sich bei ihrer Ankunft in Deutschland vollkommen, und weitere 23 Prozent überwiegend willkommen gefühlt. Zum Befragungszeitpunkt fühlten sich in dieser Kohorte noch 56 Prozent vollkommen, und 28 Prozent überwiegend willkommen.
In der fünften Ausgabe der BAMF-Kurzanalysen werden Erkenntnisse aus der Befragung von 2.349 Geflüchteten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten berichtet. Interviewt wurden erwachsene Geflüchtete, die vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Januar 2016 in Deutschland eingereist sind und einen Asylantrag gestellt haben, sowie ihre Haushaltsmitglieder.
In der fünften Ausgabe der BAMF-Kurzanalysen werden Erkenntnisse aus der Befragung von 2.349 Geflüchteten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten berichtet. Interviewt wurden erwachsene Geflüchtete, die vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Januar 2016 in Deutschland eingereist sind und einen Asylantrag gestellt haben, sowie ihre Haushaltsmitglieder.
Die Zahlen zur Beschäftigung und zum Leistungsbezug rechtfertigen es gegenwärtig nicht, die Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien pauschal als 'Armutszuwanderung' zu qualifizieren. Zur Jahresmitte 2013 waren rund 60 Prozent der Bulgaren und Rumänen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland erwerbstätig. Die Arbeitslosenquote lag bei 7,4 Prozent und der Anteil der SGB-II-Leistungsempfänger an der bulgarischen und rumänischen Bevölkerung bei 10 Prozent. Allerdings haben 46 Prozent der Bulgaren und Rumänen, die nach 2007 zugewandert sind, keine abgeschlossene Berufsausbildung. In einigen strukturschwachen Kommunen wie Duisburg, Dortmund und Berlin konzentrieren sich die sozialen und ökonomischen Probleme der Bulgaren und Rumänen. Hier sind nicht nur die Arbeitslosen- und Leistungsempfängerquoten zum Teil sehr hoch. Vor allem sind hier 60 bis 75 Prozent der Bulgaren und Rumänen weder erwerbstätig noch im Leistungsbezug. Durch Einführung der vollständigen Arbeitnehmerfreizügigkeit steigen einerseits die Beschäftigungsmöglichkeiten im ersten Arbeitsmarkt, andererseits erweitert sich der Kreis der potenziellen Leistungsbezieher. Unter optimistischen Annahmen wird die Zahl der SGB-II-Leistungsempfänger zum Jahresende 2014 auf 50.000 bis 58.000, unter extrem pessimistischen Annahmen auf 80.000 bis 93.000 Personen steigen. Die Arbeitsmarktpolitik sollte sich vor allem auf die Vermittlung von geringer Qualifizierten fokussieren. Strukturschwache Kommunen, in denen sich die Probleme konzentrieren, könnten mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt kompensiert werden. Der Leistungsausschluss von EU-Bürgern, die sich zum Zweck der Arbeitssuche in Deutschland aufhalten, ist ökonomisch sinnvoll und sollte beibehalten werden.