Drug-Checking für Drogenkonsumenten – Risiken und Potenziale
In: Sucht: Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis, Band 60, Heft 6, S. 315-322
ISSN: 1664-2856
Hintergrund: Drug-Checking bezeichnet die chemische Analyse von illegalen Drogen und Substanzen. Die Umsetzung eines wissenschaftlichen Modellprojekts zum "Drug-Checking" wird aktuell in Deutschland diskutiert. Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Wunsch nach einem Drug-Checking-Modellprojekt in der Risikogruppe für Substanzkonsum aus der Techno-Szene zu klären und die bevorzugte Art einer Umsetzung zu erfragen. Methoden: Befragt wurden 433 Personen, von denen sich 338 der Risikogruppe für Substanzkonsum aus der Techno-Szene zugehörig fühlen. Die übrigen 95 Personen ohne Kontakt zu dieser Gruppe dienten als Vergleichsgruppe. Der Onlinefragebogen beinhaltete Fragen zum Drogenkonsum, zu bevorzugten Drug-Checking-Verfahren und Vorgehensweisen und zu Bedenken hinsichtlich solcher Angebote. Ergebnisse: Es zeigt sich, dass ein großer Wunsch nach Drug-Checking-Angeboten besteht (81,7 %) und eine hohe Bereitschaft existiert, für die Angebote zu zahlen (51,1 %) und sich zusätzlich über synthetische Drogen informieren zu lassen (40,9 %). Dabei werden aufwendige, sichere Analyseverfahren wie die Gas-Chromatographie bevorzugt. 30,5 % der befragten Konsumenten würden möglicherweise ihren Konsum illegaler Drogen infolge einer größeren Sicherheit über die Inhaltsstoffe durch Drug-Checking erhöhen. Die Personen der Risikogruppe für Substanzkonsum aus der Techno-Szene wiesen hohe Prävalenzen für den Konsum legaler und illegaler Drogen auf. Die am häufigsten überhaupt konsumierten Substanzen waren Alkohol (97,7 %) und Tabak (90,0 %), gefolgt von Cannabis (89,9 %), MDMA/Ecstasy (70,4 %) und Speed (69,5 %). Weit verbreitet war zudem der Mischkonsum. Die Personen, die sich nicht dieser Gruppe zugehörig fühlten, hatten insbesondere bei den illegalen Substanzen deutlich niedrigere Prävalenzwerte. Schlussfolgerungen: Die mit der Erprobung oder Einführung von Drug-Checking-Verfahren verbundenen möglichen Risiken müssen gegenüber den schadensminimierenden und präventiv nutzbaren Effekten solcher Projekte abgewogen werden.