"Zur Neuordnung der beruflichen Weiterbildung von Fachkräften des Informations- und Telekommunikationsbereichs hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Jahr 2002 ein neues 'IT-Weiterbildungssystem' in Kraft gesetzt. Es sieht vor, dass sich IT-Fachkräfte auf der Ebene von 'Spezialisten' in 29 Profilen qualifizieren können; auf der Ebene der 'operativen Professionals' bieten vier Profile eine Abschlussmöglichkeit, zwei Profile sind für die Ebene der 'strategischen Professionals' definiert. Das der Weiterbildung zu Grunde liegende Qualifizierungskonzept fokussiert stark auf den Arbeitsprozess der IT-Fachkräfte (APO-Konzept), aus dem wichtige Elemente der Weiterbildungsinhalte entnommen werden sollen; dies geschieht vor allem anhand eines 'Transferprojekts', das reale Geschäftsprozesse der IT-Tätigkeiten in einem Betrieb abbildet. Die Feststellung, ob das Qualifizierungsziel erreicht wurde, übernehmen auf der Spezialistenebene eigene Zertifizierungsstellen, die über eine entsprechende Akkreditierung zur Durchführung der Zertifizierung von IT-Spezialisten verfügen müssen. Für die IT-Professionals geschieht dies durch eine Prüfung vor einer Industrie- und Handelskammer. Gestützt auf Befragungen von IT-Fachkräften und Betrieben, die IT-Fachkräfte beschäftigen, untersucht die Studie die Bedingungen, auf die eine mögliche Nutzung des neuen IT-Weiterbildungssystems bei diesen Hauptakteuren trifft. Am Beginn steht ein Überblick über die quantitative Zusammensetzung des Arbeitsmarktes von IT-Fachkräften. Eine Beschreibung wichtiger Merkmale der Beschäftigung von IT-Fachkräften in Betrieben und der Bedingungen, unter denen IT-Weiterbildung stattfindet, liefert den Hintergrund einer möglichen Qualifizierung im IT-Weiterbildungssystem. Da wegen der Einbettung der neuen IT-Qualifizierung in die Arbeitsprozesse ein gemeinsames Vorgehen von Betrieben und IT-Fachkräften hohe Bedeutung hat, wurden die Weiterbildungsmotive und -praktiken der beiden Akteursgruppen näher beleuchtet. Die Untersuchung von Bekanntheit und Akzeptanz des Systems bei Betrieben und IT-Fachkräften bildet sodann die Grundlage für eine Modellrechnung, die den zu erwartenden Nutzungsumfang des IT-Weiterbildungssystems abschätzt1. Auf der Grundlage der Evaluationsergebnisse werden schließlich Empfehlungen gegeben, wie die Etablierung des neuen IT-Weiterbildungssystems gefördert werden kann. 1 Anmerkung des Herausgebers: Die Prognose bezieht sich zwar noch auf die Jahre 2004 und 2005, die Methodik und die Folgerungen sind aber nach wie vor aktuell." (Autorenreferat)
"Die Statistiken zur Berufsbildung werden immer komplexer und laufen Gefahr, nur noch für wenige Spezialisten verständlich zu sein. Das vorliegende Gutachten von Rainer Vock und Boreslav Balschun bietet eine kommentierte Übersicht zur besseren Handhabung der amtlichen und anderen einschlägigen Statistiken. Es enthält Angaben zu deren Herkunft, den zugrunde liegenden Erhebungsmethoden, der Aussagekraft und Validität der Daten sowie Hinweise auf deren Vereinbarkeit mit weiteren Datensätzen."[Autorenreferat]
In der Studie wurden die Qualifizierungs- und Prüfungsprozesse untersucht, die IT-Fachkräfte im Rahmen einer Weiterbildung zum IT-Spezialisten oder zum Operativen Professional des IT-Weiterbildungssystems (ITWS) erfolgreich durchlaufen haben. Im Mittelpunkt der qualitativ-fallstudienartigen Erhebungen standen zehn IT-Spezialisten und acht Operative Professionals. Mit den IT-Fachkräften wurden umfangreiche qualitative Interviews durchgeführt. Daneben wurden weitere Interviews mit den Personen geführt, die im Umfeld der Qualifizierungs- und Prüfungsprozesse dieser Kandidaten agiert haben. Für beide Weiterbildungsmaßnahmen werden folgende Schwerpunkte thematisiert: 1. der Hintergrund der Betriebe und Kandidaten; 2. der Einstieg in die Qualifizierung; 3. das Qualifizierungsprojekt; 3. die Lernprozessbegleitung; 4. die Fachberatung; 5. die Kurse; 6. die Projektdokumentation; 7. Lernen zwischen Instruktion und Selbstorganisation; 8. die Prüfung; 9. der Aufwand und der Nutzen der Weiterbildungsmaßnahme. Für die IT-Spezialisten deuten die Erhebungen darauf hin, dass der Aufwand, um die Durchführungsbedingungen für die Weiterbildung im betrieblichen Kontext herzustellen und über den gesamten Zeitraum des Qualifizierungsprojekts aufrechtzuerhalten, relativ hoch ist. Die Weiterbildung zum IT-Spezialisten stellt daher hohe Anforderungen an die Selbststeuerungsfähigkeit, das Organisations- und Überzeugungstalent sowie das Durchhaltevermögen der IT-Fachkräfte. Die IT-Fachkräfte mit einer intensiven betrieblichen Projektdurchführung sahen den Nutzen ihrer Weiterbildung neben der fachlichen Qualifizierung im jeweiligen Profil vor allem in einem Zuwachs ihrer Methoden- und Sozialkompetenzen, was sie auf die ausgeprägte Handlungsorientierung des Weiterbildungsansatzes zurückführten. Diese Fachkräfte berichteten auch über konkreten Transfernutzen für den Betrieb, indem sie ihre Erfahrungen aus dem Qualifizierungsprojekt auch für Optimierungen der normalen betrieblichen Praxis nutzen konnten. Die Fachkräfte mit stärker kursorientierter Weiterbildung berichteten dagegen kaum über eine solche überfachliche Kompetenzentwicklung. (IAB)
Inhaltsverzeichnis; Vorwort; 1. Erster Überblick; 2. Einführung in die Aufgabenstellung und Stand der Forschung; 2.1 Untersuchungsfolie: Das IT-Weiterbildungssystem; 2.2 Untersuchungsfolie: Strukturbedingungen betrieblicher IT-Nutzung; 2.3 Untersuchungsfolie: Personalpolitik zur Sicherung der IT-Qualifikation; 3. Methodisches Vorgehen und Erhebungsgrundlagen; 4. Erhebungsergebnisse; 4.1 Aspekte der IT-Leistungen; 4.2 Qualifikationsstruktur und Einsatzformen des IT-Fachpersonals; 4.3 Tätigkeitssituationen: Aufgabenstabil und Aufgabenvariabel; 4.4 Qualifikationsanforderungen und -bedarfe; 4.5 Rekrutierungsstrategien; 4.6 Personalentwicklungsstrategien; 4.7 Weiterbildung der IT-Fachkräfte; 5. Anschlussbedingungen für das IT-Weiterbildungssystem in Betrieben; 5.1 Bekanntheit des IT-Weiterbildungssystems; 5.2 Leistungsfähigkeit des Aus- und Weiterbildungssystems; 5.3 Selbstgesteuerte Weiterbildung; 5.4 Nutzung des IT-Weiterbildungssystems; 5.5 Schwächen des IT-Weiterbildungssystems aus Sicht der Betriebe; 5.6 Stärken des IT-Weiterbildungssystems aus Sicht der Betriebe; 5.7 Betriebliche Aspekte zur Nutzung des IT-Weiterbildungssystems; 5.8 Durchsetzung des IT-Weiterbildungssystems am Weiterbildungsmarkt; 6. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen.
Seit Sommer 2002 können sich IT-Fachkräfte zu Spezialisten und operativen sowie strategischen Professionals im neu geschaffenen IT-Weiterbildungssystem qualifizieren. Im BIBB-Projekt 4.0.645 wird die Implementation des IT-Weiterbildungssystems in die Praxis begleitet und die Akzeptanz der Vorschriften evaluiert. Die Leistungsbeschreibung zum Teilprojekt 1 des Forschungsauftrags 'Erhebungen zu Aspekten des IT-Weiterbildungssystems und internationale Vergleiche' gab als Ziel vor, Erfahrungen aus Modellversuchen und Forschungsprojekten zum Thema 'Qualifizierung im Prozess der Arbeit' auszuwerten und die Erkenntnisse für die IT-Qualifizierung aufzubereiten, unter der Zielsetzung, die Forschungs- und Entwicklungslandschaft im Themenfeld des LiPA (Lernen im Prozess der Arbeit) zu kartieren, einen Überblick über die in diesem Bereich einschlägigen wissenschaftlichen Konzeptualisierungen herzustellen und die dort gewonnenen Erkenntnisse bezüglich der Lernsettings, wie sie im APO-Konzept (Arbeitsprozessorientierte Weiterbildung) der IT-Weiterbildung arrangiert sind, zusammenzustellen und zu reflektieren. Der Aufbau des Berichts gliedert sich folgendermaßen: Zunächst werden der methodische Ansatz und die Datenbasis der Recherche beschreiben. Danach wird der aus der Projektrecherche erkennbare Forschungs- und Entwicklungsstand im Themenfeld des LiPA skizziert. Hierbei werden zuerst auf einer eher allgemeinen Ebene die wissenschaftstheoretischen Bezüge der Forschungsarbeiten angesprochen, danach werden einzelne Konzeptelemente und praktische Anknüpfungspunkte von LiPA, wie sie in den Projektergebnissen erkennbar sind, vorgestellt. Schließlich werden die Ergebnisse der Projekte und Modellvorhaben auf die zentralen Merkmale, wie sie die Qualifizierung im Rahmen des IT-Weiterbildungssystems kennzeichnen, bezogen und reflektiert. (IAB)