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In der Hierarchie der nationalsozialistischen Führungsriege rangierte Dr. Robert Ley an fünfter Stelle. Als Leiter der Deutschen Arbeitsfront, als Initiator der Volkserholung "Kraft durch Freude", als Propagandist Hitlers gehörte er zu den getreuesten Gefolgsleuten des Führers. Sein Selbstmord in der Nürnberger Gefängniszelle im Oktober 1945 beraubte ihn jedoch der Publizität, die andere - weit weniger bedeutende - Nazi-Größen durch die Kriegsverbrecher-Prozesse erlangt haben. Aber Robert Ley war nicht nur Parteimensch, Reichsorganisationsleiter oder Erbauer gigantische Anlagen, er war auch Oberhaupt einer großen und sehr unterschiedlich strukturierten Familie. Rund sechzig Jahre nach seinem Tod erinnert sich die älteste Tochter, emeritierte Soziologieprofessorin, an das Leben des Vaters, schildert aus ihrer Sicht seinen Weg vom Bauernjungen ins Zentrum der Macht und befaßt sich mit der Rolle, die er in ihrem Leben gespielt hat. Entstanden ist eine Darstellung, in der die Verfasserin ihrem Vater - nicht zuletzt auch angesichts mancher Gerüchte - Gerechtigkeit widerfahren lassen will. Gleichzeitig zeichnet die Autorin ihr Leben nach und fügt damit der vergessenen Geschichte der "Täter-Kinder" ein weiteres Kapitel an.

Einführung -- Individuum und Kollektiv Menschenbilder und Sozialisation in West- und Ostdeutschland -- Heranwachsen im gesellschaftlichen Umbruch "Ich weiß manchmal wirklich nicht, wo ich hingehöre" -- Netzwerke zwischen Frauengenerationen in ostdeutschen Familien Der familiäre Umgang in der Mehrgenerationenfamilie -- "Tja, Freunde sind wir" Eine ostdeutsche Kindheit -- Institutionen in der Transformation Übergänge -- "Im alten System wär's für ihn leichter gewesen" Kinder im Abseits -- Konfrontation und Lernen Aufbruch junger Erwachsener in eine andere Gesellschaft -- Mädchenerziehung auf ostdeutsch "Ich will ja 'nen guten Beruf kriegen" -- Schluß -- Literatur.

Zunächst wird auf die in der DDR früher und breiter erreichte Bildungsexpansion für Mädchen eingegangen und auf die entsprechende Beteiligung von Frauen in Berufen, die Hoch- und Fachhochschulabschluß voraussetzen. Danach wird ausgeführt, daß und wie gerade die nach P. Bourdieu als zweckfrei und interesselos eingestuften Kriterien von Bildung und Geschmack in der unter dem Gleichheitspostulat stehenden Gesellschaft der DDR geeignet waren, die gebildeten Schichten, die Intelligenz, unauffällig und wirkungsvoll zu distinguieren. Mütter achteten insbesondere auf die entsprechende Erziehung ihrer Töchter. Anhand einer Einzelfallanalyse werden Kriterien der Erziehung von Mädchen aus Bildungsfamilien aufgezeigt. (SH2)

In dem vorliegenden Beitrag werden zunächst Charakteristika der Verwandtschaftsbeziehungen in modernen Industriegesellschaften nachgezeichnet; dazu werden Untersuchungsbefunde herangezogen, die erklärungskräftig erscheinen für den Zusammenhang und Zusammenhalt der Generationen und speziell der Netzwerke zwischen Frauen verschiedener Generationen in Ostdeutschland. Einige Beispiele innovativer Verarbeitung des gesellschaftlichen Umbruchs durch Frauen in Beruf und Familie schließen den Beitrag ab. (TL2)

Berichtet wird über Ausweitungen statistischer Daten und einer Umfrage unter Jugendlichen zu ihren Berufswünschen und Berufsbewerbungen in Magdeburg. Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft sollte "an einem Beispiel untersucht werden, wie sich Angebot und Nachfrage überhaupt entwickelten, wie speziell die Lage der Mädchen aussah, für die die noch schlechteren Chancen angenommen wurden, ob und welche Trends der Nachfrage sich für die Zukunft abzeichneten." (IAB2)

Der Beitrag stellt die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung "- zur Arbeitssituation und zur Einschätzung der beruflichen Tätigkeit durch weibliche Angestellte, zu Formen der Kooperation und zum Umgang mit Konflikten am Arbeitsplatz, - zu für sie wichtigen Regelungen und Absicherungen der Erwerbsarbeit, ihren Interessen und Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, - zum Umgang mit Instanzen der Arbeitnehmervertretung auf Betriebs- und Verbandsebene, - zu politischen Interessen, Handlungsweisen, politischem Engagement zugrunde liegenden Einstellungen und Motivation angestellter Arbeitnehmerinnen" vor. Für die Untersuchung wurden Gruppendiskussionen, Einzelinterviews sowie schriftliche Befragungen von Arbeitnehmerinnen in Verwaltungen des öffentlichen Dienstes und der Privatwirtschaft durchgeführt. (IAB2)

Die Autorin referiert in ihrem Aufsatz skizzenhaft Untersuchungsmethode, -ziel und -ergebnisse einer Pilotstudie, die sich mit der Berufseinmündung und dem Berufsverlauf ehemaliger Teilnehmerinnen an Umschulungsmaßnahmen befaßt. Diese hatten im Rahmen eines Modellversuchs zur Erschließung gewerblich-technischer Berufe für erwachsene Frauen an dieser Maßnahme teilgenommen. Die Intention der Forschungsarbeit war es, zielgerichtetes soziales Handeln eines Forschungsprogramms in seiner Umsetzung und in seiner Wirkung sowie seiner Einschätzung durch die Teilnehmerin zu erfassen. Bis 1983 qualifizierten sich 276 Frauen in 24 verschiedenen Berufen im Alter zwischen 25 und 35 Jahren. Mit 28 von ihnen wurden Intensivinterviews geführt. Am Ergebnis wurde erkennbar, daß trotz schlechter Arbeitsmarktchancen und entnervender Stellensuche, die Effekte der Umschulung als Erwachsenensozialisation von den Frauen überwiegend positiv beurteilt wurden. Hervorgehoben werden folgende Aspekte: mehr Professionalität; allgemein gewachsenes Selbstbewußtsein; Anspruch an mehr Bildung und mehr gesellschaftlicher Bezug, sowohl in der Interessenvertretung gegenüber gesellschaftlichen Instanzen als auch in außerhäuslichen Interessen. (HM)

Sozialen Mobilisierungsprozessen durch die Auflösung traditioneller Umgebungen und Gewohnheiten sind in Gesellschaften wie der unseren auch alte Menschen im hohen Maße ausgesetzt. Die Ausgliederung aus für die Gesellschaft wichtigen, sogenannten funktionalen Rollen, wie z.B. der Berufsrolle, ist so selbstverständlich formuliert worden, daß daraus die Rolle der Rollenlosigkeit abgeleitet wurde, mit der man im Alter zurecht kommen müsse. Anregungsarmut, die bei der Unterbringung der das gesamte Leben der Eingeschlossenen mehr oder weniger total regulierenden Institutionen, einschließlich Alters- und Pflegeheimen jetziger Art, häufig anzutreffen ist, kann jedoch die für die Sozialisationsprozesse im hohen Alter unerlässlichen kognitiven und Lernfähigkeiten rasch und wahrscheinlich noch irreparabler verkümmern lassen als in der frühen Kindheit. Wesentlich bei der Einschätzung der gegenwärtigen Lebenszufriedenheit und der Zukunftserwartungen durch alte Menschen ist ihre Biographie. In einer Gesellschaft, in der großer Wert auf individuellen Erfolg gelegt wird muß die Empfindung, Lebensziele verfehlt, versagt, und zwar individuell versagt zu haben, von großem Gewicht sein. (KS)