Stay-Behind-Pläne und -Strukturen : Reaktionen der Öffentlichkeit in Österreich, Italien und der Schweiz auf deren Aufdeckung
Der italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti bestätigte im August 1990 öffentlich die Existenz eines antikommunistischen, paramilitärischen Netzwerkes in Italien. Wenige Monate später veröffentlichte eine Untersuchungskommission des Schweizer Parlaments einen Bericht, welcher das Bestehen einer klandestinen Widerstandsorganisation in der Schweiz enthüllte. Auch für die jüngere Geschichte Österreichs bestätigen zahlreiche Quellen den Aufbau von Strukturen, deren Zweck die Vorbereitung auf eine Offensive des Warschauer Paktes darstellte. Derartige verdeckten Organisationen sind im Militärjargon als Stay-Behind-Netzwerke bekannt: Im Kleinkrieg ausgebildete, irreguläre Truppen sollten sich von einer gegnerischen Streitmacht überrollen lassen, um hinter den feindlichen Linien Aufklärung und Sabotage zu betreiben. Bereits kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unternahmen westeuropäische Geheimdienste in Kooperation mit der amerikanischen CIA Bemühungen, sich für die Eventualität eines sowjetischen Angriffs zu rüsten und solche Stay-Behind-Netzwerke in Westeuropa zu installieren. Im Zuge der Enthüllung dieser Untergrundorganisationen wurde in Italien publik, dass die paramilitärischen Strukturen auch genutzt wurden, um im Sinne geopolitischer Interessen der NATO Einfluss auf die Innenpolitik zu nehmen. Einleitend gibt die vorliegende Arbeit mittels einer Erörterung des Konzeptes Stay-Behind im Kontext des Zweiten Weltkriegs Aufschluss über die Funktion dieser Form der unkonventionellen Kriegführung. Anschließend bietet eine historische Darstellung der Errichtung solcher Netzwerke in Österreich, Italien und der Schweiz die Grundlage einer chronologischen Betrachtung jener medialen Veröffentlichungen, welche die Wechselwirkung zwischen den Reaktionen der Medien, dem Druck der Öffentlichkeit und den darauffolgenden Handlungen der Staaten veranschaulichen und ein exaktes Bild jener Geschehnisse vermitteln, die zur Aufdeckung der klandestinen Netzwerke führten. ; In August 1990, Italian Prime Minister Giulio Andreotti confirmed the existence of an anti-communist, paramilitary network in Italy. A few months later, an investigative commission of the Swiss parliament published a report disclosing a clandestine resistance organization on the states territory. Extensive evidence suggests that efforts in creating structures to prepare for a potential invasion of the Warsaw Pact were made in post-war Austria as well. In military terminology, those secret organizations are known as Stay-Behind-Networks. In case of war, irregular troops trained in guerrilla warfare were supposed to be intentionally overrun by invading conventional enemy forces in order to then operate behind enemy lines, focusing on reconnaissance and sabotaging hostile infrastructure. Shortly after the Second World War, several Western European intelligence services started to collaborate with the American CIA for the purpose of installing Stay-Behind-Networks as a counter measure for the eventuality of a Soviet attack. Upon discovery of clandestine structures in 1990, the Italian public found out that these networks, against their initial purpose, were used to influence domestic politics in favour of geopolitical interests held by the North Atlantic Treaty Organization. To begin with, this paper discusses the concept of Stay-Behind-Networks in context of the Second World War to provide insight into the function of this form of unconventional warfare. Subsequently, a description of anti-communist structures in Austria, Italy and Switzerland follows, which serves as the foundation for a chronological observation of media publications, outlining the interrelation between media reactions, pressure from the public and subsequent actions by the respective governments, providing a detailed illustration of the events leading to the disclosure of these clandestine networks. ; vorgelegt von Stefan Waldhauser ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Diplomarbeit, 2017 ; (VLID)2116979