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Die deutsche Inflation 1914 – 1923
Die Untersuchung von Carl – Ludwig Holtfrerich knüpft an drei Standardwerke an, die den Forschungsstand zu den volkswirtschaftlichen Erscheinungen, Ursachen und Auswirkungen der deutschen Inflation zwischen 1914 und 1923 charakterisieren: Frank D. Graham: Exchange, Prices and Production in Hyper-Inflation: Germany, 1920-1923, New York (1930) 1967; Constantino Bresciani-Turroni: The Economics of Inflation. A Study of Currency Depression in Post-War Germany, London (1937) 1968; Karsten Laursen und Jorgen Pedersen: The German Inflation 1918-1923, Amsterdam 1964. Die gegensätzlichen Einschätzungen der Ursachen oder Wirkungen der deutschen Inflation nach dem Ersten Weltkrieg reflektieren nicht nur theoretische Dichotomien, sondern auch den unzureichenden Forschungsstand über wirtschaftliche und soziale Prozesse während der Inflationsjahre. Statistische Darstellungen der deutschen Wirtschaftsgeschichte enthalten für die Jahre 1914 bis 1923 zumeist Lücken. Aus diesen Feststellungen leitet sich die Zielsetzung der Arbeit ab. "Sie soll dazu beitragen, das unzureichende historiographische Bild der deutschen Inflation 1914-1923 in ausgewählten Teilbereichen zu vervollständigen, jenseits spezieller Forschungsbeiträge jedoch einen allgemeinen Überblick über Erscheinungen, Ursachen und Wirkungen der Inflation vermitteln. Um der Kritik an den oben erwähnten Standardwerken zur Inflation und den neuerdings formulierten Forschungsansprüchen Rechnung zu tragen, wird besonderer Wert darauf gelegt, die Kriegsjahre als finanzpolitische Geburtsstunde der Inflation in die Betrachtung einzubeziehen, jenseits der rein ökonomischen Erklärungen die innen- und außenpolitischen Faktoren mit zu berücksichtigen, die die Veränderungen der ökonomischen Variablen mit bestimmt haben, einen Beitrag zur Schließung der statistischen Lücken im Bild der deutschen Inflation zu leisten und nicht zuletzt die inflationäre Entwicklung in Deutschland im internationalen Zusammenhang und Vergleich zu sehen" (Holtfrerich, C.-L., 1980: Die deutsche Inflation 1914 – 1923. Ursachen und Folgen in internationaler Perspektive. Berlin/New York: Walter de Gruyter, S. 4). Die Untersuchung ist in drei Kapiteln gegliedert. Im ersten Teil wird die deutsche Inflation in ihren Erscheinungsformen behandelt, als Prozess anhaltender Preissteigerungen oder eines Verlustes an äußerer und innerer Kaufkraft der Währung und als Prozess des Geldmengenwachstums. Dieser Teil ist stark von der Diskussion statistischer Probleme bei der Messung des Inflationsphänomens geprägt. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den ökonomischen und mit den politischen Ursachen, Einflussfaktoren oder Bedingungen der Inflation, insbesondere mit der Finanzpolitik des Reichs im Ersten Weltkrieg und danach, mit der Bedeutung der Reparationsprobleme für die Inflation, mit der Kreditpolitik der Reichsbank und deren politischen Handlungsspielräumen und Absichten, mit den von den realen Produktionsmöglichkeiten ausgehenden Beiträgen zur Diskrepanz zwischen realem Güterangebot und monetärer Nachfrage . Das dritte Kapitel ist den Wirkungen der Inflation gewidmet, insbesondere auf Wachstum und Beschäftigung, somit auf die auf die Größe des Sozialproduktes, und auf die Verteilung des Volkseinkommens im Inland. Darüber hinaus werden aber auch die Konjunktur belebenden Wirkungen der deutschen Inflation auf die Wirtschaft des Auslandes untersucht.
Datentabellen in HISTAT (Thema: Geld und Währung):
1. Indikatoren der Inflation
A. Preis- und Kaufkraftentwicklung
A.01 Indices für die Entwicklung der Großhandelspreise und des Dollarwechselkurses in Deutschland, 1913=1 (1914-1923)
A.02 Indices für die Entwicklung des gewogenen nominalen und realen Außenwerts der Mark, 1913=1 (1920-1923)
A.03 Reichsindexziffern der Lebenshaltungskosten, 1913/14 = 1(1920-1923)
A.04 Preisindex einer Eisenbahnfahrkarte 3. Klasse je km und einer Straßenbahnfahrkarte, 1913/14 = 1 (1913-1923)
A.05 Wöchentliches Existenzminimum einer vierköpfigen Familie in Berlin nach R.R. Kuczynski (1914-1923)
A.06 Index der Lebensmittelpreise im Durchschnitt von 200 Städten des Deutschen Reichs, nach Richard Calwer (1913-1922)
2. Faktoren der Inflation
B. Geldmengen- und Liquiditätsentwicklung
B.01 Jährliche Daten zur Entwicklung von Geldbasis und Geldmenge (1910-1923)
B.02 Monatliche Daten zum Geldumlauf (1913-1923)
B.03 Einlagen der Reichsbank nach Einlegergruppen (1900-1925)
B.04 Anteil der Kontokorrenteinlagen an den Gesamteinlagen der Preußischen Sparkassen (1909-1925)
B.05 Anteil der Einlagen verschiedener Fristigkeiten bei den Berliner Großbanken (1913-1925)
B.06 Guthaben anderer Banken im Verhältnis zu den Kreditoren (1913-1925)
B.07 Anteil der Nostroguthaben an den gesamten Aktiva der Berliner Großbanken (1913-1924)
B.08 Anteil der Kreditoren der Aktienbanken bzw. Sparkassen an den Kreditoren aller Kreditinstitute (außer Notenbanken) (1913-1925)
B.09 Einlagen verschiedener Bankengruppen in % der Geldbasis (1913-1922)
B.10 Struktur der Geldbasis, in Prozent (1913-1922)
B.11 Entwicklung der schwebenden Schuld des Reiches (1914-1923)
B.12 Finanzierung der Reichsausgaben durch Steuereinnahmen und Erhöhung der schwebenden Schuld (1920-1922)
B.13 Verschiedene Zinssätze am Geldmarkt , in % p.a. (1920-1923)
B.14 Kleinhandelspreise und Schwarzmarktpreise in Berlin, häufigster Preis in Pfg. pro kg (1914-1922)
C. Faktoren der Produktionsentwicklung
C.01 Wachstum der Industrieproduktion, Index 1928=100 (1913-1931)
C.02 Getreideproduktion des Deutschen Reichs, in Mio. t (1910-1931)
D. Faktoren der Geldnachfrage
D.01 Realwert der Geldbasis, Index 1913 = 1 (1919-1923)
3. Wirkungen der Inflation
E. Konjunktur, Wachstum und Beschäftigung
E.01 Arbeitslosigkeit unter den Mitgliedern der Gewerkschaften und Facharbeiterverbände (1914-1923)
E.02 Index der Produktion wichtiger Industriegruppen und Industriezweige, 1913 = 100 (1913-1918)
E.03 Gliederung der Industrien nach berufsgenossenschaftlich versicherten Personen, 1913 = 100 (1913-1918)
E.04 Indices der Industrieproduktion Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands, 1928 = 100 (1919-1931)
E.05 Einfuhr Deutschlands (im Spezialhandel), im Vergleich zu 1913 (1913-1923)
F. Inländische Verteilungswirkung
F.01 Indices für die Entwicklung des realen Volkseinkommens in Deutschland, 1913 = 100 (1903-1935)
F.02 Indices der durchschnittlichen Realwochenlöhne (Tariflöhne) der Eisenbahner, Buchdrucker und Ruhrbergarbeiter, 1913 = 100 (1913-1923)
F.03 Lohnniveau der Facharbeiter, in Prozent des Lohnniveaus der ungelernten Arbeiter (1913-1923)
F.04 Realmonatsgehälter typischer Besoldungsgruppen von Reichsbeamten in Großstädten, 1913 = 100 (1913-1923)
F.05 Indices für die Entwicklung der Tarifstundenlöhne für 29 Arbeiterkategorien in Frankfurt und Umgebung, 1914 = 1 (1920-1923)
F.06 Index des Pro-Kopf-Verbrauchs verschiedener Güter in Deutschland, 1913 = 100 (1920-1923)
F.07 Funktionelle Einkommensverteilung des deutschen Volkseinkommens, in Prozent (1913-1931)
F.08 Einkommensschichtung im Deutschen Reich, in Prozent (1913-1928)
F.09 Die Schichtung der Vermögen (über 10.000 Goldmark) der natürlichen Personen im Deutschen Reich, in Prozent (1913-1923)
GESIS
Nationale Tabellen der internationalen Migrations-Statistik: Brasilien, 1820-1924
Das vorliegende Datenhandbuch soll der Forschung zu den Aspekten internationaler Migration das adäquate Datenmaterial an die Hand geben. Anregung für diese Datensammlung wurde 1924 durch das Komitee zu den wissenschaftlichen Aspekten menschlicher Wanderung des Social Science Research Council gegeben. Die Durchführung der statistischen Studie wurde dem National Bureau of Economic Research (NBER) in New York (Prof. Dr. Willcox) anvertraut, welches unterstützt wurde von der Abteilung Migration des International Labour Office (ILO bzw. Internationale Arbeitsorganisation (IAO), Prof. Dr. Ferenczi) in Genf (Schweiz). Das vorliegende Datenhandbuch geht über die Zusammenstellung bekannter, vorliegender Statistiken der einzelnen Länder hinaus. Viele Materialien wurden neben den schon publizierten öffentlichen Statistiken in den Archiven zusätzlich gesichtet und aufbereitet.
Die Forscher sammelten nationale Statistiken und stellten sie in internationalen Tabellen zusammen, soweit es die Datenlage erlaubte. Die besondere Herausforderung dieser Arbeit lag in der Tatsache, dass die Unvollständigkeit der nationalen Migrationsstatistiken steigt, je weiter die Daten in die Vergangenheit zurückreichen. Für jedes Land wurde die Anzahl der Auswanderer nach dem von ihnen angegebenen Zielland bzw. Einwanderungsland erhoben. Weiterhin wurden im Gegenzug für jedes Land die Einwanderer nach dem Land ihrer Abfahrt erfasst. Damit sollte für jedes Land ein Überblick der dieses Land betreffenden Migrationsflüsse erstellt werden.
Interkontinentale Wanderungsbewegungen stellen den Schwerpunkt dieser Studie dar. Die kontinentale Wanderung innerhalb Europas und anderen Teilen der Welt wurde jedoch ebenfalls erfasst.
Das Material für die Statistiken wurde beschafft durch die Korrespondenz mit dem ILO und seinen Mitglieds-Staaten (Vereinte Nationen), durch die Zusammenarbeit mit den statistischen Ämtern der jeweiligen Länder und durch Sichtung der Archive.
In den nationalen Datentabellen werden die Migranten zum Zeitpunkt ihrer Abreise aus dem Land ihres gegenwärtigen Aufenthalts bzw. zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in dem Land ihres zukünftigen Aufenthaltes erfasst. Bevölkerungsstatistiken oder Arbeitsmarktstatistiken, in denen auch die ausländische Bevölkerung erfasst wird und die daher eine indirekte Schlussfolgerung auf Wanderungsbewegungen zulassen, sind von den Autoren nicht berücksichtigt worden. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 67) Dort, wo Migrationsstatistiken auf der Basis von unterschiedlichen Methoden erhoben wurden, wie z.B. Hafen-Statistiken, Reisepass-Statistiken, oder Grenz-Statistiken, sind die entsprechenden Werte berücksichtigt worden und in den Tabellen wurde auf die Quelle hingewiesen. Dort, wo in den nationalen Migrationsstatistiken Auswanderer nach dem Zielland oder Einwanderer nach ihrem Herkunftsland klassifiziert wurden, wird sich in der Statistik indirekt auf ein anderes Land bezogen. Für die jeweiligen anderen Länder, welche in diesen nationalen Datentabellen erwähnt werden, stellen diese Statistiken eine Art 'indirekte Wanderungsstatistik' dar. Indirekte Statistiken beziehen sich normalerweise auf die Nennung von Ländern (z.B. Herkunftsland). Dort, wo diese Nennungen fehlen, wurde die Nationalität oder die Volkszugehörigkeit der Migranten herangezogen. Weiterhin wird in den Daten zwischen Bürgern des Landes (Dänen, d.h. in Dänemark geborene Bürger) und Ausländern unterschieden. Hierbei wurde immer die Definition des jeweiligen Landes für Staatsbürger und für Ausländer bei der Datenerhebung herangezogen. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 67) Ebenfalls wurde zwischen kontinentalen und interkontinentalen Migrationsbewegungen unterschieden. Eine Migration wird als kontinental bezeichnet, wenn sie zwischen den Territorien verschiedener Länder des gleichen Kontinents stattfindet. Sie wird als interkontinental bezeichnet, wenn Länder unterschiedlicher Kontinente betroffen sind. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 68) Als Regel geben die Autoren folgende persönliche Charakteristiken der Migranten an: Geschlecht, Alter, Nationalität, Beruf, Land des letzten ständigen Aufenthaltsortes und das Land des zukünftigen ständigen Aufenthaltsortes. Diese Eigenschaften wurden auf der Basis der 'International Labour Conference' von 1922, Empfehlung Nr. 19, gewählt.
Für Migrations-Statistiken sind die staatlichen Territorien von besonderer Bedeutung. Historische Grenzverläufe und ihre Veränderungen über die Zeit sind von besonderer Bedeutung. So ist es z.B. irreführend, den heutigen Begriff des 'Vereinten Königreichs von England' (United Kingdom) zu verwenden, da seine heutige Bedeutung durch die Etablierung des Freien Irischen Staates sich verändert hat. Daher wird der Begriff 'Britische Inseln' von den Autoren verwendet. Dort, wo sich historische Territorien über die Zeit verändert haben, wurde das neue Territorium in der Hauptüberschrift und das ältere Territorium unterhalb der Hauptüberschrift genannt (z.B.: Ungarn – vor dem Krieg und nach dem Krieg; Irish Free State – Ireland, etc.) (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 68) Wo frühere Territorien aufgehört haben, ein selbständiges politisches oder administratives Gebiet zu sein, wurde es unter dem früheren vorherrschenden Gebiet klassifiziert (z.B. wurden Bosnien und Herzegovina unter Österreich plaziert).
In allen Tabellen werden die Migranten in 12-Monats-Perioden dargestellt, soweit es möglich war. Rechnungsjahre wurden meistens von Kalenderjahren getrennt dargestellt, wobei eine Information über die exakte Periode des Rechnungsjahres in den Anmerkungen gegeben wurde. Wo Statistiken nur für Fünfjahres- oder Zehnjahres-Zeiträume vorlagen, wurde in den Originalquellen nach den jeweiligen Jahresdaten recherchiert.
Es kamen für die Studie nur Statistiken offizieller Quellen zur Anwendung. Nur in seltenen Fällen wurde auf sekundäre Quellen zurückgegriffen (Briefe, offizielle Korrespondenzen). Der Vorzug wurde den offiziellen Statistiken mit dem spätesten Datum gegeben.
Die Nationalen Statistiken des vorliegenden Datenhandbuches berichten die Berufe in der Klassifikation, die in den Quellen verwendet wurde. Wo möglich, wurde die Untergliederung mit den sechs Klassen 'Landwirtschaft', 'Industrie und Bergbau', 'Transport und Handel bzw. Kommunikation', 'Hausdienstleistungen und Handwerk', 'freie Berufe und öffentliche Dienstleistungen', sowie 'andere Berufe, keinen Beruf, Beruf unbekannt' gewählt. Familienmitglieder, die nicht berufstätig waren, wurden in Kategorie 6 (andere Berufe, keinen Beruf, Beruf unbekannt) eingeordnet. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 70)
In den nationalen Datentabellen, in denen die Einwanderer nach dem Land des letzten ständigen Aufenthaltsortes oder nach ihrer Nationalität aufgeführt werden, wurde meistens die Klassifikation der genutzten offiziellen Quelle des jeweiligen Landes beibehalten, wobei die genutzte Klassifikation der USA als Arbeitsgrundlage für eine Vereinheitlichung der Kategorien diente. Wenn die jeweiligen nationalen Untergliederungen sehr viel mehr Klassifikationen hatten als jene der USA, wurden diese Untergliederungen den größeren Gruppen der US-Klassifikation angepasst.
Wo es schwierig war, ein Territorium einem Land zuzuordnen, wurde die Klassifikation des 'International Statistical Institute' (ISI) herangezogen. In anderen Fällen wurde die Nationalität oder die Volkszugehörigkeit nach geographischen oder politischen Gesichtspunkten gewählt (z.B.: Juden (nicht spezifiziert) wurden unter den Gruppen 'andere Europäer' aufgeführt. Juden (polnisch) wurden unter 'Polen' aufgeführt. Türken (nicht spezifiziert) wurden unter 'Türken in Asien' aufgeführt, etc.). (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 70)
Brasilien
Vor 1898 wurde die Einwanderungsstatistik der brasilianischen Häfen vom 'Inspectorate General of Lands and Colonisation' (Allgemeine Aufsichtsbehörde für Land und Kolonisation) ausgearbeitet. Danach wurde diese Aufgabe an das Amt für Statistik in Rio de Janeiro übertragen. Nach 1908 veröffentlichte das Ministerium für Landwirtschaft, Industrie und Handel die Einwanderungsstatistiken.
Bei Tabelle 1 (Verteilung der aufgenommenen Einwanderer nach ihrer Nationalität von 1820 bis 1907) handelt es sich um eine amtliche Zusammenstellung auf der Basis unterschiedlicher Quellen (Berichte des Portugiesischen Konsulats, Berichte des Staatsministers der USA, Daten des Hamburger Hafens zur Auswanderung von Deutschland nach Brasilien, usw.). Quellen zu den europäischen Auswanderungsdaten wurden hier herangezogen.
Im Allgemeinen beziehen sich die Werte auf Passagiere der 3. Klasse (=Zwischendeck-Passagiere), die mit Schiffen von Übersee in Brasilien angekommen sind. Schiffahrts- und Bahngesellschaften waren verpflichtet, den Behörden regelmäßig Passagierlisten zukommen zu lassen. Die Statistiken nach 1908 sind auch durch eine ausführlichere Liste der aufgenommenen Nationalitäten der Reisenden vollständiger geworden. Bis 1921 konzentrieren sich die erhobenen Daten hauptsächlich auf die Migrationsbewegungen der über die Häfen Rio de Janeiro und Santos ankommenden Passagiere aus Übersee.
Die Einwanderungsdaten ab 1921 beziehen neben den Passagieren der 3. Klasse auch Passagiere der 2. Klasse mit ein, die in den Häfen Belém, Recife, Sâo Salvador, Rio de Janeiro, Santos, Paranagua, Florianopolis und Rio Grande angekommen sind (hier siehe insbesondere Tabelle IV). Die korrespondierende jährliche Auswanderung aus Brasilien wurde leider nur für die Jahre 1920 und 1921 erfasst.
Die Daten geben Auskunft über:
A. Einwanderung nach Brasilien
- nach ihrer Nationalität,
- nach Alter Geschlecht und Beruf,
- nach Häfen der Einwanderung
B. Auswanderung nach Brasilien
- nach Nationalität,
- nach Zielland,
- nach Häfen der Auswanderung
GESIS
Nationale Tabellen der internationalen Migrations-Statistik: Bulgarien, 1891-1924
Das vorliegende Datenhandbuch soll der Forschung zu den Aspekten internationaler Migration das adäquate Datenmaterial an die Hand geben. Anregung für diese Datensammlung wurde 1924 durch das Komitee zu den wissenschaftlichen Aspekten menschlicher Wanderung des Social Science Research Council gegeben. Die Durchführung der statistischen Studie wurde dem National Bureau of Economic Research (NBER) in New York (Prof. Dr. Willcox) anvertraut, welches unterstützt wurde von der Abteilung Migration des International Labour Office (ILO bzw. Internationale Arbeitsorganisation (IAO), Prof. Dr. Ferenczi) in Genf (Schweiz). Das vorliegende Datenhandbuch geht über die Zusammenstellung bekannter, vorliegender Statistiken der einzelnen Länder hinaus. Viele Materialien wurden neben den schon publizierten öffentlichen Statistiken in den Archiven zusätzlich gesichtet und aufbereitet.
Die Forscher sammelten nationale Statistiken und stellten sie in internationalen Tabellen zusammen, soweit es die Datenlage erlaubte. Die besondere Herausforderung dieser Arbeit lag in der Tatsache, dass die Unvollständigkeit der nationalen Migrationsstatistiken steigt, je weiter die Daten in die Vergangenheit zurückreichen. Für jedes Land wurde die Anzahl der Auswanderer nach dem von ihnen angegebenen Zielland bzw. Einwanderungsland erhoben. Weiterhin wurden im Gegenzug für jedes Land die Einwanderer nach dem Land ihrer Abfahrt erfasst. Damit sollte für jedes Land ein Überblick der dieses Land betreffenden Migrationsflüsse erstellt werden.
Interkontinentale Wanderungsbewegungen stellen den Schwerpunkt dieser Studie dar. Die kontinentale Wanderung innerhalb Europas und anderen Teilen der Welt wurde jedoch ebenfalls erfasst.
Das Material für die Statistiken wurde beschafft durch die Korrespondenz mit dem ILO und seinen Mitglieds-Staaten (Vereinte Nationen), durch die Zusammenarbeit mit den statistischen Ämtern der jeweiligen Länder und durch Sichtung der Archive.
In den nationalen Datentabellen werden die Migranten zum Zeitpunkt ihrer Abreise aus dem Land ihres gegenwärtigen Aufenthalts bzw. zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in dem Land ihres zukünftigen Aufenthaltes erfasst. Bevölkerungsstatistiken oder Arbeitsmarktstatistiken, in denen auch die ausländische Bevölkerung erfasst wird und die daher eine indirekte Schlussfolgerung auf Wanderungsbewegungen zulassen, sind von den Autoren nicht berücksichtigt worden. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 67) Dort, wo Migrationsstatistiken auf der Basis von unterschiedlichen Methoden erhoben wurden, wie z.B. Hafen-Statistiken, Reisepass-Statistiken, oder Grenz-Statistiken, sind die entsprechenden Werte berücksichtigt worden und in den Tabellen wurde auf die Quelle hingewiesen. Dort, wo in den nationalen Migrationsstatistiken Auswanderer nach dem Zielland oder Einwanderer nach ihrem Herkunftsland klassifiziert wurden, wird sich in der Statistik indirekt auf ein anderes Land bezogen. Für die jeweiligen anderen Länder, welche in diesen nationalen Datentabellen erwähnt werden, stellen diese Statistiken eine Art 'indirekte Wanderungsstatistik' dar. Indirekte Statistiken beziehen sich normalerweise auf die Nennung von Ländern (z.B. Herkunftsland). Dort, wo diese Nennungen fehlen, wurde die Nationalität oder die Volkszugehörigkeit der Migranten herangezogen. Weiterhin wird in den Daten zwischen Bürgern des Landes (Dänen, d.h. in Dänemark geborene Bürger) und Ausländern unterschieden. Hierbei wurde immer die Definition des jeweiligen Landes für Staatsbürger und für Ausländer bei der Datenerhebung herangezogen. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 67) Ebenfalls wurde zwischen kontinentalen und interkontinentalen Migrationsbewegungen unterschieden. Eine Migration wird als kontinental bezeichnet, wenn sie zwischen den Territorien verschiedener Länder des gleichen Kontinents stattfindet. Sie wird als interkontinental bezeichnet, wenn Länder unterschiedlicher Kontinente betroffen sind. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 68) Als Regel geben die Autoren folgende persönliche Charakteristiken der Migranten an: Geschlecht, Alter, Nationalität, Beruf, Land des letzten ständigen Aufenthaltsortes und das Land des zukünftigen ständigen Aufenthaltsortes. Diese Eigenschaften wurden auf der Basis der 'International Labour Conference' von 1922, Empfehlung Nr. 19, gewählt.
Für Migrations-Statistiken sind die staatlichen Territorien von besonderer Bedeutung. Historische Grenzverläufe und ihre Veränderungen über die Zeit sind von besonderer Bedeutung. So ist es z.B. irreführend, den heutigen Begriff des 'Vereinten Königreichs von England' (United Kingdom) zu verwenden, da seine heutige Bedeutung durch die Etablierung des Freien Irischen Staates sich verändert hat. Daher wird der Begriff 'Britische Inseln' von den Autoren verwendet. Dort, wo sich historische Territorien über die Zeit verändert haben, wurde das neue Territorium in der Hauptüberschrift und das ältere Territorium unterhalb der Hauptüberschrift genannt (z.B.: Ungarn – vor dem Krieg und nach dem Krieg; Irish Free State – Ireland, etc.) (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 68) Wo frühere Territorien aufgehört haben, ein selbständiges politisches oder administratives Gebiet zu sein, wurde es unter dem früheren vorherrschenden Gebiet klassifiziert (z.B. wurden Bosnien und Herzegovina unter Österreich platziert).
In allen Tabellen werden die Migranten in 12-Monats-Perioden dargestellt, soweit es möglich war. Rechnungsjahre wurden meistens von Kalenderjahren getrennt dargestellt, wobei eine Information über die exakte Periode des Rechnungsjahres in den Anmerkungen gegeben wurde. Wo Statistiken nur für Fünfjahres- oder Zehnjahres-Zeiträume vorlagen, wurde in den Originalquellen nach den jeweiligen Jahresdaten recherchiert.
Es kamen für die Studie nur Statistiken offizieller Quellen zur Anwendung. Nur in seltenen Fällen wurde auf sekundäre Quellen zurückgegriffen (Briefe, offizielle Korrespondenzen). Der Vorzug wurde den offiziellen Statistiken mit dem spätesten Datum gegeben.
Die Nationalen Statistiken des vorliegenden Datenhandbuches berichten die Berufe in der Klassifikation, die in den Quellen verwendet wurde. Wo möglich, wurde die Untergliederung mit den sechs Klassen 'Landwirtschaft', 'Industrie und Bergbau', 'Transport und Handel bzw. Kommunikation', 'Hausdienstleistungen und Handwerk', 'freie Berufe und öffentliche Dienstleistungen', sowie 'andere Berufe, keinen Beruf, Beruf unbekannt' gewählt. Familienmitglieder, die nicht berufstätig waren, wurden in Kategorie 6 (andere Berufe, keinen Beruf, Beruf unbekannt) eingeordnet. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 70)
In den nationalen Datentabellen, in denen die Einwanderer nach dem Land des letzten ständigen Aufenthaltsortes oder nach ihrer Nationalität aufgeführt werden, wurde meistens die Klassifikation der genutzten offiziellen Quelle des jeweiligen Landes beibehalten, wobei die genutzte Klassifikation der USA als Arbeitsgrundlage für eine Vereinheitlichung der Kategorien diente. Wenn die jeweiligen nationalen Untergliederungen sehr viel mehr Klassifikationen hatten als jene der USA, wurden diese Untergliederungen den größeren Gruppen der US-Klassifikation angepasst.
Wo es schwierig war, ein Territorium einem Land zuzuordnen, wurde die Klassifikation des 'International Statistical Institute' (ISI) herangezogen. In anderen Fällen wurde die Nationalität oder die Volkszugehörigkeit nach geographischen oder politischen Gesichtspunkten gewählt (z.B.: Juden (nicht spezifiziert) wurden unter den Gruppen 'andere Europäer' aufgeführt. Juden (polnisch) wurden unter 'Polen' aufgeführt. Türken (nicht spezifiziert) wurden unter 'Türken in Asien' aufgeführt, etc.). (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 70)
Bulgarien
Statistiken entnommen aus: Statistique de lémigration de la Principauté, dans des pays étrangers, 1893-1902. Sofia, 1905.
Tabellen (HISTAT)
01: Auswanderer – Anzahl der Familien sowie der Personen nach Geschlecht und Altersgruppen, 1820-1824.
02: Auswanderer nach Geschlecht und Beruf, 1891-1924.
03: Auswanderer nach Geschlecht, Religion und Zielland.
GESIS