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Seit der letzten zusammenfassenden Darstellung der politischen Ordnung oder "Verfassung" der römischen Republik hat die Forschung das gängige Bild – konfliktreiche Anfänge, konsolidierte Mittelphase, strukturell bedingte Selbstzerstörung – infragegestellt und neue Akzente gesetzt. So oszillierte das Politische zwischen dem 5. und dem 1. Jahrhundert v.Chr. ständig zwischen Stabilität und Reproduktion einerseits, Experimenten, Verflüssigung und krisenhafter Dynamik andererseits. Die politische Ordnung der res publica erwies sich in jedem ihrer Stadien als ein Organisationsstatut, das den jeweils maßgeblichen Akteuren ein Maximum an Kraftentfaltung wie an Handlungsfreiheit bereitstellte. Es bedurfte einer hohen Flexibilität, um ihnen Anreize zu geben, sich zu exponieren, Mittel und Wege zu finden, gemeinsam und zugleich im Wettbewerb die eigenen Ziele durchzusetzen, dabei aber auch den Basiskonsens über die Gesamtordnung zu wahren. Die komplexen Prozesse im Verlauf von beinahe vier Jahrhunderten werden durch die Kombination von orientierender Darstellung und kritischer Diskussion der Forschung transparent gemacht – durchaus mit Blick auf Erosionstendenzen auch in den lange scheinbar so stabilen politischen Ordnungen unserer Zeit. Der Band folgt der bewährten Dreiteilung in Darstellung, Forschung und Bibliographie

Der Verfasser beschreibt das aristotelische Konzept des Politischen als Teilung in zwei Lebens- und Handlungsbereiche, das Haus und das Gemeinwesen, und charakterisiert dieses Basiskonzept in seiner Rezeption, die es u. a. durch zwei politische Philosophen des 20. Jahrhunderts erfahren hat. Obgleich in beiden klassischen griechischen Lebensformen herrschaftliche Verhältnisse bestehen, also Über- und Unterordnung bestehen, ist für Aristoteles auch das Verhältnis der Eheleute politisch, denn beide sind frei. Ihr Verhältnis beruht auf Freundschaft, aber es fehlt die Gleichheit - die Frau bleibt dem Mann dauerhaft untergeordnet. Wirklich politisch ist deshalb allein das Verhältnis unter Bürgern, denn sie sind untereinander gleich, keine Herrschaft ist dauerhaft, Herrschen und Beherrschtwerden lösen einander im Idealfall ab. Das aristotelische Politikverständnis beruht auf Freiheit unter Gleichen; diese Charakterisierungen wurden in der Mitte des 20. Jahrhunderts gegen ein antiliberales Politikverständnis ausdrücklich betont, u. a. durch Hanna Arendt und Dolf Sternberger. Beide betonen solche Elemente, die zu den zeitspezifischen Debatten zu passen scheinen: Für Arendt war das Politische die Freiheit zum Sprechen und Handeln in der Welt, damit konstituierte sich ein öffentlicher Raum, der von einem privaten zu trennen ist. Freiheit erwies sich deshalb als Teilhabe an der Gemeinsamkeit mit anderen, Aufgabe der Politik war es, diesen öffentlichen Raum zu sichern. Ebenfalls sehr zeitgebunden charakterisierte Dolf Sternberger Politik als das Staatliche, Öffentliche, Gemeinsame, als bürgerliche Verfassung, als geordneten Zustand. Er unterschied drei politische Logiken für seine Gegenwart, die er u. a. zu den Ansätzen von Machiavelli und Augustinus zurückverfolgte. Spezifika des Politischen in der griechischen Polis sieht der Verfasser in den Bereichen (1) imaginierte Einheit und praktizierter Dissens in den Verfahren, (2) Intensität des politischen Lebens, (3) politische Kommunikation und Institutionalisierung des Politischen, (4) genossenschaftliche Verbände und politische Infrastruktur sowie (5) benachbarte Subsysteme. (ICE2)