Burundi: Konflikt und Rechtskonflikt: eine rechtsethnologische Studie zur Konfliktregelung der Gerichte
In: Wissen & Praxis, 74
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Der Artikel geht auf die Entstehungsgeschichte des Psychoanalytischen Seminars Zürich (PSZ) ein, problematisiert die am PSZ verbreitete Neigung, Politik mit reiner Parteipolitik zu verwechseln und institutionelle Regelungen als etwas dem Wesen der Psychoanalyse Fremdes darzustellen. Er skizziert fünf verschiedene ideologische Verengungen, in die das Seminar hinein geraten ist und die einer inhaltlichen Positionierung des Psychoanalytischen Seminars in der Öffentlichkeit im Wege stehen. Er rät zu einem Überdenken der Absichtserklärung, zu einem neuen Zugang zum Verhältnis Psychoanalyse – Politik und zum Aufbau eines qualifizierten gesellschaftswissenschaftlichen Lehrangebots.
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Der Artikel geht auf die Entstehungsgeschichte des Psychoanalytischen Seminars Zürich (PSZ) ein, problematisiert die am PSZ verbreitete Neigung, Politik mit reiner Parteipolitik zu verwechseln und institutionelle Regelungen als etwas dem Wesen der Psychoanalyse Fremdes darzustellen. Er skizziert fünf verschiedene ideologische Verengungen, in die das Seminar hinein geraten ist und die einer inhaltlichen Positionierung des Psychoanalytischen Seminars in der Öffentlichkeit im Wege stehen. Er rät zu einem Überdenken der Absichtserklärung, zu einem neuen Zugang zum Verhältnis Psychoanalyse – Politik und zum Aufbau eines qualifizierten gesellschaftswissenschaftlichen Lehrangebots.
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Ausgehend von einer kritischen Diskussion des viel beachteten Beitrags Jean Hatzfelds (2004) zu den Opfern und Tätern des letzten großen Genozids in Rwanda versucht der Autor, die betont biographisch orientierte Arbeitsweise der Psychoanalyse in die dazu passenden gesellschaftlichen Zusammenhänge zu transponieren und die Bildung der Genozidkonfiguration im Zwischenseengebiet mit dem Verlauf von vier verschiedenen Interpretationsebenen zu verknüpfen. Erstens geht es um die Bewertung alltäglicher Vorkommnisse, die in Zeiten politischer Krisen in gleichsam kaskadenhafte Ereignisketten münden, zweitens um die Bewertung zahlreicher ethnischer Mythenbildungen und Gleichzeitigkeiten, die auf eine sehr reichhaltige gesellschaftliche Produktion von Unbewusstheit schließen lassen, drittens um die sehr schwierige Übertragungssituation und viertens schließlich um die Geschichte der politischen Herrschaftssicherung und deren Verschränkung mit kulturellen und sozialen Strukturkonflikten. Dem verbreiteten Versuch, den Genozid Rwandas mit der Shoa in Verbindung zu bringen, hält der Autor die Bedeutung einer kontextbezogenen, ethnopsychoanalytischen Betrachtung entgegen, die erst einen Dialog auf gleicher Augenhöhe ermöglicht.
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Auch dieses Heft greift ein Kernanliegen der Psychoanalyse auf, nämlich das der internationalen Vernetzung. Schon früh hat Freud die Notwendigkeit der Vernetzung erkannt und auf eine internationale Institutionalisierung von psychoanalytischer Forschung und Lehre hingearbeitet. Bis zum heutigen Tag verbindet sich damit eine überaus spannende, wechselvolle, aber auch spannungsgeladene Geschichte, die scheinbar fast zwangsläufig auf Probleme im Umgang mit Macht, Politik, Moral und Berufsethik hinausläuft. Die Geschichten, von denen in dieser Bestandesaufnahme die Rede ist, handeln von neueren Vernetzungsversuchen wie etwa dem der Generalstände (États Généraux de la Psychanalyse), vom steten Hadern mit der Institutionalisierung von Psychoanalyse in Europa, vom Weiterspinnen des "Plattform"-Gedankens in Lateinamerika, vom politischen Missbrauch der Psychoanalyse im Krieg, sowie vom steten Kampf politisch denkender Psychoanalytiker um gesellschaftspolitische Relevanz. Zugleich spinnen die Autoren Grundgedanken der Vernetzungsbewegung der 80er Jahre fort und gehen auf länderspezifische Entwicklungen ein, die selbstverständlich mit der jeweiligen Kultur der Gesundheitsversorgung zu tun haben. Die Komplexität dieser vielschichtigen Prozesse hat Isidro Fernandez, selber Psychoanalytiker in Spanien, in einem sehr ausdruckstarken Titelbild zusammengefasst.Während der Lektüre der verschiedenen Beiträge, die alle zugleich auch wichtige Facetten der Abspaltungsgeschichte des PSZ von der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse beleuchten, ist mir immer wieder eine Parabel von Heinrich Popitz (1968) in den Sinn gekommen. Sie berichtet von Prozessen der Machtbildung und handelt von einem Schiff, das im östlichen Mittelmeer kreuzt. Der offenbar einzige Luxus waren einige Liegestühle. Anerkannten die ständig wechselnden Passagiere anfänglich keine Belegsymbole, womit ein begrenztes Gebrauchsgut weiterhin allen zur Verfügung stand, so wechselte das Szenario nach dem Auslaufen aus einem der Häfen. Die Neuankömmlinge beriefen sich auf ein gemeinsames Konzept alternativer Ordnungsvorstellungen und leiteten daraus einen dauerhaften Besitzanspruch ab. Seine Durchsetzung gelang dank einem gemeinsamen Kraftaufwand aller Auch-Besitzer: "Näherte man sich einem gerade freien Liegestuhl in irgend verdächtiger Weise, so wurde man durch Posen, Gesten und Geschrei der Auch-Besitzer zurückgewiesen. Die Abschreckungsaktionen waren so eindrucksvoll, dass ein handgreiflicher Konflikt (ausblieb) (.). (Schliesslich schoben) die Besitzenden ihre Liegestühle näher aneinander, (sodass sie) wehrhaften Wagenburgen glichen.Nach der Durchsetzung exklusiver Verfügungsgewalten einer Teilgruppe über ein allgemein begehrtes Gebrauchsgut bekam das Sammelsurium der Passagiere Struktur. Zwei Klassen hatten sich etabliert, Besitzende und Nicht-Besitzende, positiv und negativ Privilegierte. (.) Der nächste Schritt (war) die zeitweilige Vermietung der Liegestühle an einige Nicht-Besitzer. Als Gegenwert kamen neben Naturalien vor allem Dienstleistungen in Frage, und hier wiederum in erster Linie die Übernahme der Wächterfunktion. Die Delegation des Wächteramtes an einige Nichtbesitzende (brachte aber) nicht nur eine Entlastung der Besitzenden, sie führte auch zu einer weiteren Bereicherung des inneren Gefüges, das sich nun dreiteilig entfalten konnte (.). Damit (wurde) zugleich eine wesentliche Klärung erreicht: Die Nur-Besitzlosen sind von nun an aus freien Stücken und eigenem Verschulden in der schlechtesten Lage (.)." Selbstverständlich geht die Geschichte auch bei Popitz weiter. Er versucht anhand dieser Parabel die überlegene Organisationsfähigkeit der Privilegierten darzulegen, die sich aus ihrer positiven Selbstinterpretation ergibt. Während diese sich kraft "wohlerworbener Rechte" als zu Recht privilegiert erachten, bestreiten ihre Kontrahenten gerade dieses Privileg, selbstverständlich ohne es für sich selbst zu beanspruchen. Damit berauben sie sich aber gerade desjenigen Gutes, das sie organisationsfähig machen würde. Stattdessen droht ihnen ein permanentes Verharren in der einfachen Negation.Einige der Artikel sind aus der bitteren Erfahrung heraus geschrieben, die ein solches Verhaltensmuster in psychoanalytischen Gesellschaften immer wieder erzeugt. Zu denken ist namentlich an die ohnmächtige Wut im Umgang mit der institutionalisierten Lehranalyse. Noch immer beruft sich eine kleine Elite auf moralische Erwägungen, um den vertieften Einblick in die Lebensgeschichten Dritter machtpolitisch auszubeuten, indem sie sich ein Urteil über den Charakter des potentiellen Kandidaten anmasst und so den Widerspruch aus den eigenen Reihen möglichst zum Voraus verbannt. Immer öfter wird aber auch der Ausschluss des Politischen aus der Vermittlung der psychoanalytischen Erfahrung beklagt, der dann im Kleide wilder Agiererei wiederkehrt. So finden sich die so Verbannten in neuen Netzwerken wieder, wo das bunte Treiben um die Liegestühle scheinbar wieder von vorne beginnt. Ja gibt es denn keinen Ausweg aus diesem Circulus vitiosus, so möchte man fragen? Wohl nur das geistreiche Erzählen und Nachdenken über Prozesse zu wagen, die so oder ähnlich auch unsere Vorfahren schon beschäftigt haben. Dazu und zum Weiterspinnen solcher Gedanken bietet dieses Heft Hand.Markus Weilenmann LiteraturPopitz, Heinrich (1968): Prozesse der Machbildung. Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck),Reihe Recht und Staat, Heft 362/363
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In: Dezentralisierung, Demokratisierung und die lokale Repräsentation des Staates: theoretische Kontroversen und empirische Forschungen, S. 231-237
"Wenn heute von Burundi die Rede ist, dann meist im Zusammenhang mit den Hutu und den Tutsi und der unsäglichen Grausamkeit eines Krieges, der Burundi erfaßt und das gesamte Zwischenseengebiet in seinen Strudel gerissen hat. Vorliegender Artikel macht auf ein geschichtlich begründetes Herrschaftsproblem aufmerksam, nämlich daß mit Abschaffung der Monarchie die Bindung an den König noch nicht aufgelöst und der Übergang zu einem bürokratisch organisierten Staatsgebilde noch unbewältigt ist. Die These ist, daß Homogenitätsideologien wie der heute so monotone 'Discours de l'unite ethnique' in bezug zum Herrschaftsproblem des modernen Verwaltungsapparates zu sehen sind, dem es in erster Linie an der kulturellen und der wirtschaftlichen Integration gebricht. Illustriert wird diese These anhand einiger Landkarten zur geographischen Streuung des Rechtsvollzugs. Sie zeigen, daß der Staat nur in ganz bestimmten Regionen Gerichtsurteile zu vollziehen vermag. Auch fällt auf, daß die regionale Vollzugsschwäche staatlicher Gerichte ansatzweise zur geographischen Ausdehnung der letzten großen Massaker paßt, Wird die Geschichte der kolonialen Besetzung Burundis herangezogen, bieten sich mögliche Erklärungszusammenhänge an. Werden diese Zusammenhänge mit der mißlungenen Demokratisierung verknüpft, tritt das Problem der kulturellen Herrschaftslegitimation bürokratischer Verwaltungsstrukturen in den Vordergrund. Die Ethnizität bietet sich als Möglichkeit an, von diesem Strukturkonflikt abzulenken, indem sie das Problem der kulturellen Desintegration bürokratischer Verwaltungsstrukturen personalisiert und dem emotionalen Wunsch nach einer neuen kulturellen Heimat entgegenkommt." (Autorenreferat)
In: Nord-Süd aktuell: Vierteljahreszeitschrift für Nord-Süd und Süd-Süd-Entwicklungen, Band 12, Heft 1, S. 105-118
ISSN: 0933-1743
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In: Working papers / Max Planck Institute for Social Anthropology, 66
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Liebe Leserinnen und Leserdie Zeiten ändern sich … Als die Redaktion im Frühjahr 2006 den Herausgebervertrag mit dem Psychosozial-Verlag auf Ende des Jahres kündigte, konnte sie nicht ahnen, was in diesem Jahr noch alles auf sie zukommen würde. Von unseren Freunden von Psychosozial haben wir uns im Guten getrennt, da in den vorausgegangenen Jahren klar geworden war, dass der Verlag nicht in der Lage war, im deutschsprachigen Raum wirksam für die Zeitschrift zu werben (wie vertraglich vereinbart worden war). Damit stimmte das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr.Dann kam es schlimmer: Die letztjährige neue Seminarleitung entdeckte für das gesamte Seminar ein dringendes Sparbedürfnis und setzte an der Budget-Teilnehmerversammlung im Sommer als erste Massnahme die Kürzung des Zeitschriftenbudgets auf die Hälfte durch. Die Redaktion rekurrierte gegen diesen Beschluss an das gesamte Seminarkollektiv in einer Urabstimmung – und sah sich im Herbst in die Minderheit versetzt. Der Schock war gross. War es ein Misstrauensvotum? Sollten wir gesamthaft zurücktreten? Doch merkwürdigerweise wurde nicht unsere redaktionelle Arbeit kritisiert oder gar in Frage gestellt (ausser von vereinzelten Stimmen), im Gegenteil: Gerade das zuletzt erschienene Schwerpunktheft zum Morgenthaler-Kongress (Nr. 45/46) stiess auf breite Zustimmung. Und auch mit dem nachfolgenden Heft zur Ethnopsychoanalyse (Paul Parin zum 90. Geburtstag gewidmet) war man zufrieden. Nein, der Mehrheit war schlicht und ergreifend der Preis für ein zwei Mal jährlich erscheinendes Heft zu hoch (16 000 Euro bei einem sich zu Ungunsten des Frankens entwickelnden Wechselkurs plus weiteren Spesen). Man wollte und man sollte sparen.Wir fragten uns: Hatte der neoliberale Zeitgeist nunmehr auch das letzte Bollwerk der psychoanalytischen Linken geschleift? Wie dem auch sei, die Redaktion wollte weiterhin ein lebendiges Heft und kein museales Jahrbuch produzieren. Aber wie? Ausserdem hatten wir auf Ende 2006 noch zwei weitere Probleme zu verkraften. Unser Kollege der ersten Stunde, Thomas Merki (der unter anderem unsere Website eingerichtet und betreut hatte – vielen Dank!), fand im Vorstand des Schweizerischen Psychotherapie-Verbandes keine Zeit mehr zur Mitarbeit am «Journal für Psychoanalyse» und sah sich zum Rücktritt gezwungen. Und es war absehbar geworden, dass unser als nächster vorgesehener Schwerpunkt – zur Psychoanalyse in den Übergangsgesellschaften Osteuropas – nicht fristgerecht zu Stande kommen würde.Wir machten uns nach dem ersten Schock auf die Suche nach neuen Partnern und stiessen rundum auf Interesse. So bei den anderen selbstverwalteten Seminarien in Bern und Luzern und bei der Europäischen Föderation für Psychoanalytische Psychotherapie (EFPP) in Basel. So auch beim Seminar für Gruppenanalyse Zürich, dem SGAZ. Und wir fanden einen neuen Verlag, einen ganz besonderen: den Seismo Verlag in Zürich. Seismo ist zwar als eine Aktiengesellschaft strukturiert, befindet sich aber mehrheitlich im Besitz der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, ist wissenschaftlich und gesellschaftskritisch ausgerichtet und nicht profitorientiert. Neben einer ansehnlichen Buchproduktion gibt er bereits drei andere Zeitschriften heraus: die Schweiz. Zeitschrift für Soziologie, die Schweiz. Zeitschrift für Soziale Arbeit und TSAnTSA, die Zeitschrift der Schweiz. Ethnologischen Gesellschaft. Wir fühlten uns in diesem weniger psychoanalytisch und mehr kulturkritisch orientierten Umfeld am richtigen Platz. Und last but not least: Wir fanden eine neue Redaktions-kollegin: Sonja Wuhrmann – herzlich willkommen!Zu diesem Jubiläums-HeftDer Dialektik von Institutionalisierung und Des-Institutionalisierung, bzw. umgekehrt, verdankt das Psychoanalytische Seminar Zürich (PSZ) seine Existenz, seit es sich 1977 von der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse (SGP) losgelöst hat. Ein basisdemokratischer Verein – pardon, immer noch eine «einfache Gesellschaft» – mit an die 450 zahlenden TeilnehmerInnen, das grösste und wohl wichtigste psychoanalytische Seminar in der Schweiz, weltweit das vermutlich einzige selbstverwaltete psychoanalytische Kollektiv dieser Grössenordnung – immer noch ohne Zulassungsbeschränkungen und Prüfungsordnungen für das Studium der Freud'schen Psychoanalyse. Spieglein, Spieglein an der Wand … Die Redaktion hält dem PSZ als Geschenk zu seinem 30. Geburtstag den ewig gleichen Spiegel vor: Institutionalisierung/Des-Institutionalisierung! Wird es sich darin erkennen? Die Ängste sind angesichts der vergangenen Dekaden mit ihrem Freud-Bashing, dem unaufhaltsamen Aufstieg der Neurowissenschaften und der Etablierung der Psychotherapeutengesetze gross. Wir haben uns deswegen entschlossen, drei «alte» Texte aus unserem Archiv (diejenigen von Erdheim, Modena und Weilenmann, die uns aber weiterhin als brandneu erscheinen) mit vier neuen Arbeiten und einer in ihrer Suche nach Wahrheit und in ihrer Direktheit fast schmerzlich berührenden Diskussion über Vergangenheit und Zukunft des PSZ zu konfrontieren.Mario Erdheim erinnert an das jederzeit mögliche verenden einer Institution, wenn ihr der kulturkritische Stachel abhanden kommt, Berthold Rothschild analysiert schonungslos die derzeitige psychiatrische Institution (in welcher die psychotherapeutische immer noch eingebettet ist), Emilio Modena zeichnet anhand einer kritischen Auseinandersetzung mit den strukturellen Bedingungen der psychoanaly-tischen Ausbildung die Erfolgsgeschichte der Des-Institutionalisierung nach, Sonja Wuhrmann untersucht die Wahlverwandtschaften von individuell- und gruppenanalytischer Institution sowie von Institutionalisierung und Basisdemokratie, Christian Geiger diagnostiziert einen Wiederholungszwang, den er auf die traumatisierende Abspaltung des PSZ von der SGP zurückführt, Markus Weilenmann untersucht in einer Streitschrift die Ursachen der Entpolitisierung am PSZ und geht auf die verbreitete Neigung ein, institutionelle Regeln als etwas dem Wesen der Psychoanalyse Fremdes darzustellen, und Thomas Kurz führt seine historische Spurensuche weiter, wie es in der SGP wirklich war, bevor das PSZ 1958 gegründet worden ist. Sylvia von Arx, Olaf Knellessen, Monika Leuzinger und Peter Passett diskutieren endlich über Perspektiven und Chancen einer radikal verstandenen Psychoanalyse in Zeiten ihrer Hegemonisierung durch die Psychotherapie.Im Forum finden Sie nebst zwei Buchbesprechungen das Grundlagenpapier der Akkreditierungsgruppe für die psychotherapeutische Weiterbildung, einen Text zum Jubiläums-Preisausschreiben des PSZ und zwei Kurzbeiträge zu den Verhältnis-sen an den psychoanalytischen Seminarien in Bern.Insgesamt keine leichte oder bequeme Lektüre, aber vielleicht doch ein not-wendiger selbst- und kulturkritischer Stachel. Viel Vergnügen! Das rauschende Seminarfest zum 30. Jubiläum und die Preisverleihung finden am 1. Dezember statt.Die Redaktion
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Liebe Leserinnen und Leserdie Zeiten ändern sich … Als die Redaktion im Frühjahr 2006 den Herausgebervertrag mit dem Psychosozial-Verlag auf Ende des Jahres kündigte, konnte sie nicht ahnen, was in diesem Jahr noch alles auf sie zukommen würde. Von unseren Freunden von Psychosozial haben wir uns im Guten getrennt, da in den vorausgegangenen Jahren klar geworden war, dass der Verlag nicht in der Lage war, im deutschsprachigen Raum wirksam für die Zeitschrift zu werben (wie vertraglich vereinbart worden war). Damit stimmte das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr.Dann kam es schlimmer: Die letztjährige neue Seminarleitung entdeckte für das gesamte Seminar ein dringendes Sparbedürfnis und setzte an der Budget-Teilnehmerversammlung im Sommer als erste Massnahme die Kürzung des Zeitschriftenbudgets auf die Hälfte durch. Die Redaktion rekurrierte gegen diesen Beschluss an das gesamte Seminarkollektiv in einer Urabstimmung – und sah sich im Herbst in die Minderheit versetzt. Der Schock war gross. War es ein Misstrauensvotum? Sollten wir gesamthaft zurücktreten? Doch merkwürdigerweise wurde nicht unsere redaktionelle Arbeit kritisiert oder gar in Frage gestellt (ausser von vereinzelten Stimmen), im Gegenteil: Gerade das zuletzt erschienene Schwerpunktheft zum Morgenthaler-Kongress (Nr. 45/46) stiess auf breite Zustimmung. Und auch mit dem nachfolgenden Heft zur Ethnopsychoanalyse (Paul Parin zum 90. Geburtstag gewidmet) war man zufrieden. Nein, der Mehrheit war schlicht und ergreifend der Preis für ein zwei Mal jährlich erscheinendes Heft zu hoch (16 000 Euro bei einem sich zu Ungunsten des Frankens entwickelnden Wechselkurs plus weiteren Spesen). Man wollte und man sollte sparen.Wir fragten uns: Hatte der neoliberale Zeitgeist nunmehr auch das letzte Bollwerk der psychoanalytischen Linken geschleift? Wie dem auch sei, die Redaktion wollte weiterhin ein lebendiges Heft und kein museales Jahrbuch produzieren. Aber wie? Ausserdem hatten wir auf Ende 2006 noch zwei weitere Probleme zu verkraften. Unser Kollege der ersten Stunde, Thomas Merki (der unter anderem unsere Website eingerichtet und betreut hatte – vielen Dank!), fand im Vorstand des Schweizerischen Psychotherapie-Verbandes keine Zeit mehr zur Mitarbeit am «Journal für Psychoanalyse» und sah sich zum Rücktritt gezwungen. Und es war absehbar geworden, dass unser als nächster vorgesehener Schwerpunkt – zur Psychoanalyse in den Übergangsgesellschaften Osteuropas – nicht fristgerecht zu Stande kommen würde.Wir machten uns nach dem ersten Schock auf die Suche nach neuen Partnern und stiessen rundum auf Interesse. So bei den anderen selbstverwalteten Seminarien in Bern und Luzern und bei der Europäischen Föderation für Psychoanalytische Psychotherapie (EFPP) in Basel. So auch beim Seminar für Gruppenanalyse Zürich, dem SGAZ. Und wir fanden einen neuen Verlag, einen ganz besonderen: den Seismo Verlag in Zürich. Seismo ist zwar als eine Aktiengesellschaft strukturiert, befindet sich aber mehrheitlich im Besitz der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, ist wissenschaftlich und gesellschaftskritisch ausgerichtet und nicht profitorientiert. Neben einer ansehnlichen Buchproduktion gibt er bereits drei andere Zeitschriften heraus: die Schweiz. Zeitschrift für Soziologie, die Schweiz. Zeitschrift für Soziale Arbeit und TSAnTSA, die Zeitschrift der Schweiz. Ethnologischen Gesellschaft. Wir fühlten uns in diesem weniger psychoanalytisch und mehr kulturkritisch orientierten Umfeld am richtigen Platz. Und last but not least: Wir fanden eine neue Redaktions-kollegin: Sonja Wuhrmann – herzlich willkommen!Zu diesem Jubiläums-HeftDer Dialektik von Institutionalisierung und Des-Institutionalisierung, bzw. umgekehrt, verdankt das Psychoanalytische Seminar Zürich (PSZ) seine Existenz, seit es sich 1977 von der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse (SGP) losgelöst hat. Ein basisdemokratischer Verein – pardon, immer noch eine «einfache Gesellschaft» – mit an die 450 zahlenden TeilnehmerInnen, das grösste und wohl wichtigste psychoanalytische Seminar in der Schweiz, weltweit das vermutlich einzige selbstverwaltete psychoanalytische Kollektiv dieser Grössenordnung – immer noch ohne Zulassungsbeschränkungen und Prüfungsordnungen für das Studium der Freud'schen Psychoanalyse. Spieglein, Spieglein an der Wand … Die Redaktion hält dem PSZ als Geschenk zu seinem 30. Geburtstag den ewig gleichen Spiegel vor: Institutionalisierung/Des-Institutionalisierung! Wird es sich darin erkennen? Die Ängste sind angesichts der vergangenen Dekaden mit ihrem Freud-Bashing, dem unaufhaltsamen Aufstieg der Neurowissenschaften und der Etablierung der Psychotherapeutengesetze gross. Wir haben uns deswegen entschlossen, drei «alte» Texte aus unserem Archiv (diejenigen von Erdheim, Modena und Weilenmann, die uns aber weiterhin als brandneu erscheinen) mit vier neuen Arbeiten und einer in ihrer Suche nach Wahrheit und in ihrer Direktheit fast schmerzlich berührenden Diskussion über Vergangenheit und Zukunft des PSZ zu konfrontieren.Mario Erdheim erinnert an das jederzeit mögliche verenden einer Institution, wenn ihr der kulturkritische Stachel abhanden kommt, Berthold Rothschild analysiert schonungslos die derzeitige psychiatrische Institution (in welcher die psychotherapeutische immer noch eingebettet ist), Emilio Modena zeichnet anhand einer kritischen Auseinandersetzung mit den strukturellen Bedingungen der psychoanaly-tischen Ausbildung die Erfolgsgeschichte der Des-Institutionalisierung nach, Sonja Wuhrmann untersucht die Wahlverwandtschaften von individuell- und gruppenanalytischer Institution sowie von Institutionalisierung und Basisdemokratie, Christian Geiger diagnostiziert einen Wiederholungszwang, den er auf die traumatisierende Abspaltung des PSZ von der SGP zurückführt, Markus Weilenmann untersucht in einer Streitschrift die Ursachen der Entpolitisierung am PSZ und geht auf die verbreitete Neigung ein, institutionelle Regeln als etwas dem Wesen der Psychoanalyse Fremdes darzustellen, und Thomas Kurz führt seine historische Spurensuche weiter, wie es in der SGP wirklich war, bevor das PSZ 1958 gegründet worden ist. Sylvia von Arx, Olaf Knellessen, Monika Leuzinger und Peter Passett diskutieren endlich über Perspektiven und Chancen einer radikal verstandenen Psychoanalyse in Zeiten ihrer Hegemonisierung durch die Psychotherapie.Im Forum finden Sie nebst zwei Buchbesprechungen das Grundlagenpapier der Akkreditierungsgruppe für die psychotherapeutische Weiterbildung, einen Text zum Jubiläums-Preisausschreiben des PSZ und zwei Kurzbeiträge zu den Verhältnis-sen an den psychoanalytischen Seminarien in Bern.Insgesamt keine leichte oder bequeme Lektüre, aber vielleicht doch ein not-wendiger selbst- und kulturkritischer Stachel. Viel Vergnügen! Das rauschende Seminarfest zum 30. Jubiläum und die Preisverleihung finden am 1. Dezember statt.Die Redaktion
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How is law mobilized and who has the power and authority to construct its meaning? This important volume examines this question as well as how law is constituted and reconfigured through social processes that frame both its continuity and transformation over time. The volume highlights how power is deployed under conditions of legal pluralism, exploring its effects on livelihoods and on social institutions, including the state. Such an approach not only demonstrates how the state, through its various development programs and organizational structures, attempts to control territory and people, but also relates the mechanisms of state control to other legal modes of control and regulation at both local and supranational levels