Im Verlauf der späten 1920er Jahre entwickelte sich der heroische Opfermythos zu einem verbindenden Element der Weimarer Jugendkultur, das die klassischen Milieustrukturen der deutschen Gesellschaft tendenziell aufbrach. Die Heroisierung der Kriegsgefallenen versah das angesichts der Kriegsniederlage von 1918 als traumatisch empfundene Massensterben auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs mit Sinn. Am Beispiel des katholischen Jugendverbandes KJMV lässt sich zeigen, wie die Verpflichtung der (vorwiegend männlichen) Jugend auf das Opfer der Gefallenen zum Leitgedanken der Jugendarbeit schlechthin avancierte und zur Stabilisierung bzw. Radikalisierung heroischer Männer- und Soldatenbilder führte. Vor diesem Hintergrund erscheinen zentrale Elemente des primär (bildungs-) bürgerlichen Langemarck-Mythos als durchaus konsensfähig und werfen ein Schlaglicht auf die Diffusionsfähigkeit heroischer Deutungsmuster über das bürgerliche Lager hinaus. ; During the Interwar Period the myth of sacrifice gradually permeated German youth culture, thus transcending the social-cultural barriers of German society. The pervasive heroization of the war dead can be interpreted as a collective attempt to come to terms with the unprecedented mass killing on the battlefields of World War I, that appeared all the more vain after the German military defeat. The example of the catholic youth organization KJMV illustrates how committing of - mainly male - youths to the sacrifice of the fallen soldiers became the leitmotif of the organization's youth work. This concomitantly led to the stabilization and radicalization of heroic and soldierly masculinity. In this context, central elements of the primarily bourgeois Langemarck legend seem to have been acceptable well beyond elitist bourgeois culture.
'Im Verlauf der späten 1920er Jahre entwickelte sich der heroische Opfermythos zu einem verbindenden Element der Weimarer Jugendkultur, das die klassischen Milieustrukturen der deutschen Gesellschaft tendenziell aufbrach. Die Heroisierung der Kriegsgefallenen versah das angesichts der Kriegsniederlage von 1918 als traumatisch empfundene Massensterben auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs mit Sinn. Am Beispiel des katholischen Jugendverbandes KJMV lässt sich zeigen, wie die Verpflichtung der (vorwiegend männlichen) Jugend auf das Opfer der Gefallenen zum Leitgedanken der Jugendarbeit schlechthin avancierte und zur Stabilisierung bzw. Radikalisierung heroischer Männer- und Soldatenbilder führte. Vor diesem Hintergrund erscheinen zentrale Elemente des primär (bildungs-) bürgerlichen Langemarck-Mythos als durchaus konsensfähig und werfen ein Schlaglicht auf die Diffusionsfähigkeit heroischer Deutungsmuster über das bürgerliche Lager hinaus.' (Autorenreferat)
"La Grande Guerre a fortement marqué les sociétés occidentales du XXe siècle jusqu'à nos jours, tout particulièrement l'Allemagne et la France. Si l'histoire des conflits mondiaux leur est commune, le cheminement mémoriel de la Première Guerre diffère d'un pays à l'autre. La construction du souvenir et de la mémoire est au coeur des textes proposés, avec pour objectif de mettre en synoptique deux histoires nationales grâce à des approches croisées élaborées par des chercheurs allemands et français. Au prisme de l'entre-deux-guerres et de la Seconde Guerre mondiale, puis de la construction européenne, les utilisations du souvenir de la guerre sont étudiées, tout comme les oublis et les resurgissements, afin de montrer la complexité du cheminement d'une mémoire."--Page 4 of cover