Soziale Arbeit findet immer auch im Gemeinwesen statt, sei es, weil in der Einzelfallarbeit oder der Sozialen Gruppenarbeit die Berücksichtigung der Verhältnisse der sozialen Umwelt erforderlich ist, sei es, weil das Gemeinwesen mit seinen Nachbarschaften, Netzwerken, Konflikten und Aushandlungsprozessen selbst Gegenstand des Arbeitsansatzes ist. In diesem Sinne ist Soziale Arbeit dort einerseits eine die Teilhabe der Bewohner*innen unterstützende Arbeit und andererseits ein sehr breites Feld, um mit politischen Akteur*innen und gegebenen Machtverhältnissen, mit Verwaltungen und bürgerschaftlichem Engagement, mit Medien und unterschiedlichen Interessengruppen zu arbeiten. Das Lehrbuch stellt das notwendige methodische Rüstzeug zur Verfügung, um sich im Gemeinwesen zurechtzufinden und Menschen dabei zu unterstützen, wenn sie ihre Interessen formulieren und durchsetzen wollen.
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Die Charakterisierungen, die im Diskurs über Soziale Arbeit heute mitschwingen, sind widersprüchlich: prekäre Arbeitsbedingungen, eine während der Pandemie offenkundig werdende – und umstrittene – Systemrelevanz, Instrumentalisierung als sozialpolitische Feuerwehr, aber auch kritische Ambitionen, Einmischung, Widerständigkeit und Emanzipation. Vor diesem Hintergrund diskutieren in diesem Band Praktiker*innen, Verantwortliche, Studierende und Wissenschaftler*innen über das (Selbst-)Verständnis von (kritischer) Sozialer Arbeit in Theorie und Praxis.
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Vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Aufgabenstellungen thematisiert das Lehrbuch die Entwicklung der Sozialen Arbeit zur eigenständigen Profession, ihre Themen und Zielgruppen sowie die wichtigsten Arbeitsfelder und die dort tätigen relevanten Akteure. Der Autor stellt zahlreiche Materialien zur Verfügung, die Studierenden der Sozialen Arbeit helfen, eine Haltung zu den für Profession wie Disziplin zentralen Fragestellungen in einer sich differenzierenden und durch sozialen Ausschluss gekennzeichneten Gesellschaft herauszubilden.
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Das Buch richtet sich als Einführung und Nachschlagewerk zugleich auf das Studium der Sozialen Arbeit aus, um Student*innen vor und nach dem Studienstart eine profunde und doch leicht zu lesende Orientierung an die Hand zu geben. 40 Schlüsselbegriffe fassen die grundlegenden Leitgedanken, Prinzipien, Strukturen und Methoden der Sozialen Arbeit zusammen und verbinden sie mit konkreten Praxisbezügen aus Arbeitsfeldern, Lebensbedingungen und Aufträgen. Bei den Verfasser*innen der Beiträge handelt es sich sowohl um versierte Akteure der beruflichen Praxis als auch um Wissenschaftler*innen, die hauptberuflich Soziale Arbeit lehren und zur Sozialen Arbeit forschen.
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Neue Konzepte für innovative Jugendarbeit sind selten geworden. Der vorliegende Band will einige aktuelle Ansätze aufgreifen. Hierbei sollen die Komplexe "Managementorientierung", "Selbstorganisation" und Partizipation" und "Partnerschaft mit Unternehmen" im Mittelpunkt stehen.
Peter-Ulrich Wendt stellt im ersten Beitrag die Frage, wie die Kinder- und Jugendarbeit im Gemeinwesen politische Wirksamkeit entfalten kann. Er stellt dazu Befunde aus einem Forschungsprojekt zum methodischen Handeln in der Sozialen Arbeit, insb. in der Kinder- und Jugendhilfe und -arbeit zusammen, in dem Fachkräfte nach ihren Einschätzungen befragt wurden. Er sichtet zudem aktuelle Positionen zu einer nachhaltigen sozialen Entwicklung im Gemeinwesen und erörtert ihre Relevanz für die Kinder- und Jugendarbeit. Bei den befragten Fachkräften, so Wendt, sei ein Bewusstsein für die Bedeutung des Gemeinwesens als Bühne – weniger als Arena – der unterschiedlichen lokalen Interessen erkennbar. Festgestellt werden könne aber auch, dass eine deutliche Unklarheit über die daraus folgenden Strategien und Taktiken vorherrsche. Selbst prekäre Arbeitsbedingungen der Fachkräfte führten nicht zu einer Widerständigkeit, die der Autor für notwendig hält. Praktische Fragen einer Durchsetzung von Interessen gerieten in der professionellen Jugendarbeit mehr und mehr aus dem Blick, konstatiert Wendt. Eine mental "verzwergte" Profession könne zwar beredt klagen, erweise sich jedoch überwiegend als unfähig, in politischen Dimensionen gegen die herrschenden Verhältnisse widerständig zu agieren.
Im zweiten Beitrag führt Peter-Ulrich Wendt seine Erkundungen über Auswirkungen der Corona-Pandemie in der Jugendarbeit fort (vgl. Heft 7-8/2022). Der Handlungsort der Jugendarbeit sei stärker nach außen verlagert worden, wobei sich vielfältige Möglichkeiten ergeben hätten, stellt er fest. Weiterhin wurden individualisierte Zugänge zu Jugendlichen erprobt. Wendt hat bei den Fachkräften während der Pandemie oft Unflexibilität festgestellt, aber auch die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, z.B. ein Jugendtelefon einzurichten. Abschließend berichtet der Autor, welche Schlussfolgerungen die Fachkräfte aus den Erfahrungen während der Corona-Zeit gezogen haben.
Peter-Ulrich Wendt fasst Ergebnisse seiner Recherchen zu den Corona-Folgen in der OKJA zusammen. Der Beitrag enthält viele O-Töne von Fachkräften in diesem Praxisfeld. In sechs Bundesländern hat der Autor über 40 Gespräche mit Fachkräften aus der offenen und verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit im ländlichen Raum geführt und präsentiert hier eine Rekonstruktion der Handlungsmodi, die sich unter den Bedingungen der Pandemie in der Praxis der Jugendarbeit entwickelt haben. Die Fachkräfte schildern, wie sie mit Jugendlichen, die in ihren Beziehungen zu Gleichaltrigen stark eingeschränkt waren, auch ihren eigenen Status zu sichern versuchten und die Jugendarbeit in einem völlig ungewohnten Rahmen verteidigen mussten. Der Autor teilt auch Erfahrungen der Fachkräfte mit Online-Formaten mit.
Im Beitrag wird gefragt, ob das Handlungsfeld der Jugendarbeit – und exemplarisch das der Offenen Kinder- und Jugendarbeit – so uninteressant geworden ist, dass es kaum noch Forscherinnen und Forscher auf den Plan ruft. Und es darüber nachgedacht, wie das Verhältnis von Praxis und Forschung aktuell bestimmt werden kann. Zunächst stellt der Autor für einschlägige Fachzeitschriften eine auffallend spärliche Publikationsdichte für die Offene Jugendarbeit fest – mit Ausnahme von "deutsche jugend". Aber selbst da sei die Beteiligung der Fachpraxis an der Entwicklung von Fragestellungen, Untersuchungsdesigns und -instrumenten oft nicht mehr erkennbar. Die Beteiligung der Fachpraxis an der Auswertung und Ausdeutung empirischer Befunde fehle meist. Besonders auf dem Land gibt es eine Distanzierung der Praxis von Wissenschaft, die ihr nicht guttut. Die Wissenschaft selbst reproduziere dabei die in der Praxis erlebte Marginalisierung der Jugendarbeit. Der Autor plädiert für ein emanzipiertes Verhältnis der beruflichen Praxis der Kinder- und Jugendarbeit zu den ihr selbst gegebenen Möglichkeiten eigener Forschung und setzt sich für ein radikal zu Ende gedachtes Konzept der Praxisforschung ein. Er sucht nach Begründungen für einen solchen Ansatz und stellt ein Beispiel emanzipierter Jugendarbeitsforschung vor, bei dem der Wissenschaftler Coach von Praktikerinnen und Praktikern ist.
Peter-Ulrich Wendt berichtet über ein schleswig-holsteinisches Projekt zur Qualitäts- und Konzeptentwicklung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Die Begriffe Qualitäts- und Konzeptentwicklung seien aus den aktuellen Diskursen zur Kinder- und Jugendarbeit nahezu verschwunden, während dieses Praxisfeld gleichzeitig für fremde Zwecke und Interessen (Prävention, Schule, "Bildung" u. a.) instrumentalisiert worden sei, stellt der Autor eingangs fest. Aus dem schleswig-holsteinischen Projekt haben sich interessante Hinweise auf Möglichkeiten und Wege ergeben, wie Fachkräfte in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit vorgehen können, wenn sie ihre Praxis reflektieren und neue Konzepte entwickeln wollen. Das Projekt erlaubt auch grundsätzlich Aussagen darüber, welche Widerstände und Schwierigkeiten die Arbeit in diesem Feld mit sich bringen und wie man damit umgehen kann. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwarteten von dem Projekt u.a. mehr Argumentationssicherheit gegenüber Politik und Verwaltung, die eigene Arbeit besser konzeptionell fundieren und besser strukturieren zu können sowie auf der Basis eines gemeinsam erarbeiteten Konzepts mit den Kolleginnen und Kollegen besser und konkreter zusammenarbeiten zu können. Die Teilnehmenden wollten mit dem Projekt außerdem aus der erlebten fachlichen Isolation herauskommen. Wege dazu werden im dem Beitrag konkret aufgezeigt. Im Kern geht es dabei darum, Alleinstellungsmerkmale der Einrichtung zu definieren sowie Leitideen und Qualitätsziele zu klären, die in den Sozialraum hinein kommunizierbar sind.
Im Rahmen der qualitativen Untersuchung wurden 62, in der offenen Jugendarbeit in kommunaler Trägerschaft tätige (sozial-) pädagogische Fachkräfte zu ihren Erfahrungen mit den Versuchen Jugendlicher, sich selbstzuorganisieren, und der Art und Weise, diese Prozesse zu unterstützen, befragt. Das so generierte Material wurde nach dem Modus der Grounded Theory (Strauss, Glaser, Corbin u. a.) unter Verwendung eines für die Untersuchung entwickelten PC-Programmes ( INCIDENT ) analysiert. Im Focus stand dabei die Frage, ob sich ein verbindender Handlungsmodus der Fachkräfte rekonstruieren liesse, wie diese auf die jugendlichen Selbstorganisations¬prozesse reagieren. Die Untersuchungsergebnisse wurden im Lichte der von Kurt Lewin entwickelten Feldtheorie gedeutet. Als bestimmendes Resultat der Untersuchung kann bilanziert werden, dass es einerseits zwar keinen definier-baren Handlungsmodus der Selbstorganisationsförderung gibt (also ein verbindendes Handlungsmuster [nach dem Motto: so ist es ] fehlt), andererseits aber ein allgemeiner Handlungsrahmen identifiziert werden konnte, nachdem sich Selbstorganisationsförderung als Navigation im Feld charakterisiert. Festzustellen ist, dass die Fähigkeit einer Fachkraft, Selbstorganisationsförderung zu leisten, von ihrer Kompetenz abhängt, 1. das (soziale) Feld wahrzunehmen und zu beurteilen (d. h. insbesondere die Analyse und Einschätzung des Feldes bzw. seiner Feld- und Subregionen sowie der von dort ausgehenden Valenzen und Kräfte) und 2. zwischen den Jugendlichen und deren Umwelt einerseits und andererseits unter den Jugendlichen selbst mittels der (in den Äußerungen der Fachkräfte identifizierbaren) Strategien unter Abschätzung und Bewertung der durch das Handeln eingetretenen Veränderung im Feld (als Wirkung des eigenen Handelns und der Handlungen anderer) navigieren zu können.Identifiziert werden konnten zu 46 Handlungsweisen (sog. Prozeduren und Interaktionen ) verdichtete For-men des Handelns der Fachkräfte einerseits gegenüber den Jugendlichen selbst und andererseits gegenüber der Umwelt (z. B. dem lokalen Gemeinwesen oder der Kommunalpolitik), auf die sich das Handeln der Fach-kräfte beziehen muss, um die Selbstorganisationsversuche der Jugendliche unterstützen (ggfs. auch gegen-über den Interessen der Umwelt absichern) zu können. Deutlich wird, dass sich das konkrete soziale Handeln innerhalb dieses allgemeinen Handlungsrahmens der Navigation stets unterschiedlich ausgestaltet und dabei offenbar in hohem Maße erfahrungsgestützt und nicht methodisch konventionalisiert ist, wie dies im Allgemeinen angenommen und der Ausbildung der Fachkräfte an einer (Fach-) Hochschule zugeschrieben wird. Zwar spielen methodisch abgestützte Prozesse eine Rolle, doch nicht in erster Linie; das Handeln der Fachkräfte folgt im Feld der Selbstorganisationsförderung ganz offensichtlich in der Regel nicht solchen methodischen Prinzipien, sondern erweist sich eher als reflexiver Prozess. Soziales Handeln kann (und darf) in der Regel nicht auf methodisch abgesicherte Routinen zurückgreifen, da jede Situation für sich neu ist und ein flexibles (ihr angemessenes) Handeln notwendig macht. Der zentrale Befund der Untersuchung ermöglicht Schlussfolgerungen in Bezug auf die erforderlichen Wissens- und Könnensressourcen in der Jugendarbeit tätiger Fachkräfte und deren Orientierung auf das Ge-meinwesen, in dem sie handeln; zugleich wird diskutiert, inwieweit ein als Feldstudium modifiziertes Studium der Sozialpädagogik/-arbeit an Fachhochschulen erforderlich ist, um Nachwuchsfachkräften die Möglichkeit zu geben, sich diese Kompetenzen feldgerecht anzueignen. Erörtert wird, inwieweit die organisatorische Einbindung der Fachkräfte in der Regel in eine Kommunalverwaltung angemessen ist, Selbstorganisationsprozesse zu fördern. Schließlich wird durch die Untersuchung angeregt, in Form weiterer Forschungsvorhaben zu überprüfen, inwieweit sich der im Bezug auf die Selbstorganisationsprozesse Jugendlicher identifizierte Modus der Navigation als Handlungsrahmen auch in anderen Handlungsbereichen der Sozialen Arbeit rekonstruieren und insofern eine formale Theorie der Navigation formulieren lässt. ; In the framework of a qualitative study 62 educational specialists were interviewed about their experiences with respect to attempts to help youth organise themselves and with regard to how they proceeded in their supportive roles. All specialists did youth work for local government organisations.The material collected was analysed according to a grounded theory model by using a special software program ( INCIDENT ) especially developed for this study. Focus was placed on the question whether an approach common to all personnel could be determined with regard to their reactions to self-organisation processes of youth groups. The research results were interpreted in light of Kurt Lewin s field theory. The most obvious result of this study is that, on the one hand, there is no definitive mode of approach in supporting self-organisation (a common pattern of action [to which one could say: so that s the way it is ] is missing); on the other hand, it was possible to identify a general framework after characterising support of self-organisation as navigation in the field. It must be noted that the ability of an individual specialist to support self-organisational processes is dependent on his/her competence 1) to perceive and to assess the social environment with which he/she is confronted (that implies an analysis and subjective evaluation of a particular field including any sub-regions as well as the valences and energy originating from such sources); 2) to navigate between the youth and their immediate environment and at the same time to navigate among the youth themselves with the aid of the strategies (ascertained form utterances made by personnel) which are applied depending on the assessment and evaluation of changes in the field resulting from the actions of oneself and of others.In addition to the different behavioural actions (so called procedures and interactions ) the staff members displayed compressed forms of action with respect to the youth themselves and with regard to the local authorities or local political policies. The latter forms are, of course, a prerequisite of any action to support the self-organisational attempts of youth groups (if need be, to coordinate such attempts with respect to outside interests).It becomes clear that concrete social actions within this general navigational framework continually assume varied forms and are apparently, to a large degree, based on experience rather than, as is generally assumed, on methodological conventions which are taught to personnel at colleges or universities. Indeed, certain processes do occur as the result of methodological approaches, but not as primary factors. Personnel involved in self-organisation support take actions which are obviously not, as a rule, based on such methodological principles but are part of a reflexive process. Social interaction can (should, must) not, as a rule, be the result of methodologically founded routines because any given situation is in itself unique and there-fore demands flexible approaches of action.The central findings of this study make it possible to draw conclusions with respect to the knowledge and types of abilities which youth work personnel must possess, as well as with regard to their orientation to-wards the community in which they are active. At the same time a detailed discussion is presented in which the inclusion of field experience in a course of study is considered. An answer is sought to the question of how important it might be to make such experience an integral part of college programs for youth educa-tors/workers so that they can acquire professional competence through concrete situations. The question is also posed as to how closely education specialists need to work with local governments in order to support self-organisation processes. Finally, based on the results of the study, the suggestion is made that further research could be done. It could investigate to what degree the navigation mode implemented by youth within the framework of self-organisation process is applicable to other behavioural areas of social work and thereby lead to actually formulating a formal theory of navigation.